ZWEIUNDZWANZIG

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Das Lager ist nicht weit von der Stadt entfernt. Auf dem Weg dorthin kommen sie an ihren Pferden vorbei, die sie mitnehmen. Als sie näherkommen, enthüllt sich vor ihnen eine grüne, weite Fläche, die von einer Ansammlung von Zelten gesäumt ist. Im Dunkeln funkeln die Lichter eines großen Lagerfeuers und erhellen das ganze Lager. Das Rauschen des Waldes, dass das Lager umgibt, vermischt sich mit dem Lachen und den Gesprächen der Menschen.

Plötzlich bleibt Ean erschrocken stehen.
„Cyrus, kennen die Männer mich? Mein Vater darf von all dem nichts erfahren", sagt Ean besorgt.

Der Gedanke ist Misa noch gar nicht in den Sinn gekommen. Nicht nur ihren Namen kennt man hier, sondern auch Eans Name ist hier weit bekannt. Dass hier jemand sein Gesicht erkennen könnte, ist nicht unwahrscheinlich.
Sie haben Glück, dass sie auf jemanden getroffen sind, der auf ihrer Seite steht.

Cyrus sieht ihn an und antwortet: „Das ist mir klar, Junge. Dein Vater würde hier niemanden hinschicken, den er kennt, geschweige denn jemanden, der von Bedeutung ist. Die Männer hier sind nicht aus dem Schloss."

Er dreht sich wieder um und setzt seinen Weg fort. Ean zögert, schaut sich nochmal um, bevor er Cyrus schließlich folgt.
Misa sieht, wie unsicher er sich in der Situation fühlt. Er hat keine wirkliche Kontrolle über die Situation und das lässt ihn sich unsicher fühlen.

Als sie am Eingang des Lagers ankommen, stehen zwei Männer am Eingang, die ihnen direkt den Weg gewähren, als sie Cyrus sehen.

„Kümmert euch bitte um zwei weitere Schlafplätze. Wir haben Besuch", bittet Cyrus die zwei Herren und geht direkt weiter.
In der Mitte von den Zelten ist ein Platz mit einem Lagerfeuer. Es sind nicht, wie erwartet, nur Männer, sondern auch Frauen dort anzutreffen. Ein paar der Frauen sind gerade dabei, etwas zu stricken, andere sitzen bei den Männern und spielen Karten. Andere Frauen hingegen scheinen noch ganz andere Gesellschaften mit sich zu bringen.

Es ist laut, überall hört man Menschen reden. Als Cyrus erscheint, wird es jedoch direkt ruhiger.

„Diese jungen Männer, haben es geschafft, den Drachen fürs Erste wegzusperren!", verkündet er laut und der ganze Platz wird still, während sie begeistert zu Ean und Aidon schauen.

„Ich hoffe, ihr seid damit einverstanden, wenn wir ihnen und ihrer Begleitung eine Unterkunft gewähren."
Aus der Stille bricht Jubel aus. Männer und Frauen applaudieren und sehen die beiden mit Begeisterung an. Sie sind hier willkommen, zumindest Ean und Aidon. Misa und Lurra fühlen sich in dem Moment bloß wie Beiwerk.

Während Misa ihre Entscheidung bereut, dass sie Ean dazu gedrängt hat, sie zu zweit mit Lurra gehen zu lassen, ist Lurra immer noch entsetzt darüber, dass sie nicht selbst reagieren konnte.

Also stehen die zwei da und sehen zu, wie die zwei Idioten stolz bejubelt werden und es in vollen Zügen genießen.

Draußen wird direkt ein Tisch mit Essen angerichtet und Wein ausgeschenkt. Es ist der erste Erfolg, den das Lager seit langer Zeit hat und auch wenn der Drache nicht besiegt ist, können die Menschen sich für einen Abend zurücklehnen.

Aidon und Ean bekommen die Plätze in der Mitte und auch wenn neben ihnen jeweils noch ein Platz frei ist, wollen Misa und Lurra sich gerade lieber woanders hinsetzen. Cyrus rät ihnen davon aber herzlichst ab.

„Wollt ihr zwei etwa, dass die Jungs heute von zwei anderen Damen begleitet werden?", fragt Cyrus mit einem Blick auf die beiden.
Lurra und Misa sehen erst sich genervt an, bevor sie Cyrus ein diesen Blick schenken. „Sollen sie doch!", antworten sie gereizt im Chor. Auch die beiden Jungs scheinen etwas irritiert zu sein. Aidon winkt die beiden zu sich rüber, doch sie schenken ihm keinen Blick und widmen sich direkt still dem Essen.

The LegacyWhere stories live. Discover now