FÜNFUNDZWANZIG

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„Cyrus, komm schon. Ich habe mir den Plan der beiden angehört. Wenn wir den Drachen jetzt angreifen, werden wir bloß Menschenleben verlieren", versucht Ean Cyrus zu überreden, der stur beim Plan bleiben möchte. Sein Blick bleibt auf den Karten vor ihm fixiert, als er mit einem Seufzen antwortet: „Ean, Junge. Dieser Steinbrocken wird den Drachen nicht mehr lange halten und die Idee ihn zu zähmen ist die naivste, die ich bis jetzt gehört habe."

„Nun, ich kann auch einen weiteren Brocken platzieren", stellt Aidon klar und lehnt sich in seinem Stuhl zurück. Lurra schenkt ihm einen warnenden Blick und er hebt unschuldig seine Hände. „Es wäre nur ein Versuch! Wenn Lurra es nicht schafft, gehen wir direkt zum eigentlichen Plan rüber", widerspricht Misa überzeugt, während Cyrus resigniert seufzt.

„Und ihr, Prinzessin, wollt an dem Vergnügen noch teilnehmen? Ihr seid doch alle verrückt. Das kann man sich doch nicht ausdenken", entgegnet er entsetzt. Seine Arme überkreuzt und sein Blick auf Misa gerichtet. „Ich bin nicht nur eine Prinzessin! Niemand hier wird so mit seinem Bogen umgehen, wie ich. Ich habe eure Männer gesehen, sie treffen nicht einmal ins Schwarze", fügt sie mit einem frustrierten Unterton hinzu.

„Wenn es euch nur drum geht, dass ich die Prinzessin bin, nun gut. Dann ist es mein Befehl, dass wir euren Plan verwerfen. Es steht euch nicht im Recht, Menschenleben zu opfern, nur weil ihr zu sturköpfig seid, den Plan zu ändern."

Cyrus verdreht seine Augen und gibt nach langem Zögern nach. „Ich werde dafür sorgen, dass der Prinzessin nichts zustößt", versichert Ean, doch Cyrus kann nur mit dem Kopf schütteln.

„Nun, nach meinem Plan-", wirft Lurra rein, wird jedoch von Aidon, der plötzlich eine Hand auf ihren Mund legt, zum Schweigen gebracht. „Unpassender Moment", flüstert er leise, während sie genervt mit der Zunge schnalzt und sich von ihm löst. Cyrus geht nicht weiter drauf ein und überlässt den Rest den Vieren.

Als er dabei ist, das Zelt zu verlassen, bleibt er einen kurzen Augenblick bei Ean stehen. „Mach nicht denselben Fehler wie ich und lern für dich selbst zu leben", sagt er in einem leisen Ton, sodass nur Ean ihn versteht. Und somit steht der Plan fest: Am morgigen Abend werden sie den Drachen zur Strecke bringen.

Aidon und Lurra machen sich am Morgen auf die Suche nach einem bestimmten Gestein. Sie ist überzeugt, dass sie mit Aidons Fähigkeit schafft, aus Obsidian ein explosives Material herzustellen. Sie haben Glück, dass es in Esmeraya viele Vulkane gibt, besonders in dieser Gegend. Durch Menschen, die das Element des Feuers beherrschen, können sie stillgehalten werden, sodass es zu keinem Ausbruch kommt. Sogar Ean ist in der Lage, einen Vulkan mit einfachen Mitteln in einem ruhigen Zustand zu behalten.

Nachdem sie den Plan endgültig besprochen haben, besteht Ean darauf, mit Misa das Bogenschießen bis in die Nacht zu üben und als ihre Arme und Fingerspitzen schmerzen, ist Ean erst zufrieden. Sie lässt sich zu Boden fallen und sieht bloß erschöpft in die Sterne.

„Nach diesem Abenteuer musst du mir unbedingt die Schwertkunst beibringen", bringt sie murmelnd raus. Er lässt sich neben sie fallen und schaut ebenso nach oben.

„Bald ist Neujahr", wechselt er das Thema. Eine Brise weht vorbei und auf Misas Haut bildet sich eine Gänsehaut. Sie setzt sich ermüdet auf.
„Du bereust es, mitgekommen zu sein. Nicht wahr?", auf die Frage hin lacht er entkräftet. Er scheint ermüdet, erschöpft. Misa hat ihn in den letzten Jahren selten so gesehen. Sie haben zwischendurch oft Pause gemacht, jedoch ist Ean allgemein nie in der Lage gewesen, sich zu schonen.

„Ich habe mein Leben zuvor noch nie so genossen, Prinzessin." Sein Blick wanderte zu ihr und ihr Magen macht im selben Moment einen Radschlag. Seine Antwort überrascht Misa und lässt sie in sich hineinlachen.
„Unser Gespräch hat sich letztes Mal so angehört, als würdest du mich jeden Moment sitzen lassen wollen", entgegnet sie ihm verwundert. Sein Blick liegt weiterhin auf ihr, als er mit den Schultern zuckt.

The LegacyWhere stories live. Discover now