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-ein paar Tage später-

Ella PoV.:

Missmutig werfe ich einen Blick auf meine Armbanduhr, während ich das Auto abschließe. Schon wieder zu spät dran, fluche ich innerlich und mache mich schnellen Schrittes auf ihn das Gebäude. Schon letzte Woche war ich zweimal zu spät zum Abholen dran und heute schon wieder, bald steigen mir die Betreuerinnen aufs Dach. Aber heute an meinem ersten Arbeitstag kam es mir etwas unpassend vor, im Gespräch mit dem Projektleiter einfach abzuhauen.

Als ich durch die Tür des bunt gestrichenen Gebäudes komme, dauert es keine zwei Sekunden bis mein braunhaariger Wirbelwind durch den Flur gesprintet kommt. "Tante Ella! Ich muss dir unbedingt was erzählen!" ruft er schon von Weitem und sofort legt sich ein Lächeln auf meine Lippen. Das Strahlen in seinen Augen zeigt mir immer wieder aufs Neue für was ich das alles hier eigentlich tue. Ich gehe etwas in die Hocke, als Maxim bei mir angekommen ist. "Na was gibt denn spannendes?" Ich schließe ihn kurz in meine Arme und mustere sein aufgeregtes Gesicht schmunzelnd. "Julian Brandt hat mir heute mit den Hausaufgaben geholfen! Und weißt du was? Er ist richtig schlecht in Mathe." leise kichert er und ich lege fragend die Stirn in Falten. "Julian Brandt, wirklich? Wie kommst du denn dazu?" frage ich meinen Neffen dann, doch in der Tür taucht nun auch Marion, eine der Betreuerinnen, auf. "Wir hatten heute einen besonderen Gast, der uns mit seinem Besuch überrascht hat." erklärt sie die Sache nun, doch so ganz hab ich die Sache immer noch nicht kapiert. "Gehst du schon mal deine Sachen holen, Maxim? Du kannst mir später noch ausführlich davon erzählen." Ich streiche ihm kurz über seine braunen Locken und sofort verschwindet er wieder im Hausaufgabenzimmer.

"Tut mir leid wegen der Verspätung, schon wieder." reumütig komme ich auf Marion zu, doch diese winkt nur ab. "Maxim war gut beschäftigt, man muss sagen, dass sich Julian echt bemühen musste mit ihm." Sie scheint das Fragezeichen, das ich immer noch im Gesicht habe, erkannt zu haben. "Es ist anscheinend so ne Charitysache vom Verein, ich habs auch nicht ganz verstanden. Er wirkte zwar nicht sehr glücklich damit, aber hat sich wenigstens etwas bemüht." Es ist nicht selten, dass Promis recht öffentlichkeitswirksam bei Einrichtungen der Diakonie vorbeischauen, aber dass gerade dieser unfreundliche Kerl jetzt ein paar Tage nach dem unliebsamen Zusammentreffen hier auftauchen muss, ist mir etwas zu unheimlich.

"Ich würde dann jetzt gehen." Als hätte sich die Stimme für alle Ewigkeiten in mein Gehirn gefressen, weiß ich ohne Nachzusehen, wer gerade hinter uns aufgetaucht ist. Marion dreht sich direkt zu ihm um und nickt. "Na klar. Vielen Dank für den Besuch und die Zeit mit den Kindern. Sie haben sich sehr gefreut." Er scheint gar nicht darauf zu achten, was sie ihm sagt, denn sein Blick fixiert ausschließlich mich. Er scheint nicht vergessen zu haben, dass er mich schon mal gesehen hat. Ich weiche dem Blick schließlich aus, noch immer kann ich den Zufall nicht ganz greifen. Ich bekomme die Verabschiedung der beiden nur am Rande mit, denn auch Maxim ist jetzt fertig zu gehen und verabschiedet sich ebenfalls von seiner Betreuerin.

Als ich mit ihm an mein Auto komme, sehe ich dass ich, wie sollte es heute auch noch anders sein, direkt neben ihm geparkt habe. Lässig lehnt er an seinem Auto und tippt irgendwas an seinem Handy rum. "Tschüss Julian!" ruft Maxim neben mir plötzlich und hebt den Arm um dem Fußballprofi nochmal zu winken. Dieser wirkt davon allerdings nicht recht beeindruckt und hebt nur kurz den Blick von seinem Handy. Ein lustloses "Ciao." ist das einzige, was er für Maxim noch übrig hat und ich verdrehe genervt die Augen. Auch MAxim wirkt von der Reaktion enttäuscht. Blödes Arschloch, nicht mal für ein Kind kann der sich zusammenreißen. Ich öffne die Autotür, damit Maxim sich schonmal in seinen Kindersitz setzt und verstaue seine Sachen im Kofferraum. "N bisschen freundlicher wär' für ein Kind auch angebracht gewesen. Aber ist ja eher nicht so dein Ding, weiß ich schon." meine ich in seine Richtung, als ich den Kofferraumdeckel zuschlage. Überrascht hebt er den Blick und sucht offenbar nach irgendwelchen Worten. "Lass' stecken, ist mir schon klar, dass du hierauf keinen Bock hast, aber die Kinder können am wenigsten dafür." Ohne eine Reaktion abzuwarten, schnalle ich meinen Neffen an und steige dann auf der Fahrerseite des Autos ein. Ich fühle es regelrecht, dass er mir nach starrt, doch eigentlich juckt es mich nicht die Bohne. Idiot.

U N B R E A K A B L E - Julian BrandtWhere stories live. Discover now