e i g h t

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Julian PoV.:

Erschöpft lehne ich mich gegen die kühlen, nassen Fliesen der Dusche und atme tief ein und aus. Das hier ist ein beschissener Alptraum und ich würde am liebsten alles kurz und klein schlagen. Als würde es nicht reichen, dass diese Ella jetzt schon über mein halbes Leben bestimmt, jetzt sitze ich auch noch mit ihr hier drin fest und muss mir mit ihr ein beschissenes Bett teilen. Diese Dusche habe ich jetzt definitiv gebraucht, um mich ein wenig runterzufahren, sonst wäre wahrscheinlich noch Schlimmeres passiert. Innerlich fluche ich nur noch, dabei war ich mir mit meinem Plan so sicher. Aber Moment mal, wieso zerbreche ich mir hier gerade eigentlich den Kopf, wenn ich sie doch total in der Hand habe? Alter Julian, jetzt reiß dich mal zusammen, ermahne ich mich dann und straffe die Schultern. Die Kleine kann mir so gut wie gar nix, auch wenn sie gerade auf mega taff getan hat. Ich spüle mir das ekelhaft riechende Hotel- Duschgel von der Haut und steige dann aus der Dusche, um mich anschließend abzutrocknen. Obwohl ich weiß, dass ich die Oberhand habe, habe ich null Bock mit ihr hier drin eingesperrt zu sein, immerhin ist es erst 21 Uhr und damit noch lange nicht Zeit, einfach ins Bett zu gehen.

Mit dem Handtuch wische ich über den beschlagenen Spiegel und mustere dann mein noch immer etwas verschwommenes Spiegelbild. Die leeren Augen, die mich anstarren, sind nicht die, die mich früher angeschaut haben. Etwas ist verloren gegangen und ich wüsste gern was. Ich weiß, dass ich mich in den vergangenen Monaten verändert habe, aber das war absolut zu meinem Besten. Weg von diesem Strahlemann-Image, das ich immerhin schon seit langer Zeit nicht mehr bin und endlich mal ehrlich zu mir selbst sein. Aber ob es so richtig ist, alle von mir zu stoßen, die irgendwas von mir wollen? Es ist nur zu meinem eigenen Schutz, rede ich mir ein. Entweder wollen sie alle mein Geld oder sich durch mich irgendwelche Connections schaffen, gerade so als wäre ich als Mensch nichts mehr wert.

Und wenn man als Mensch irgendwann mal was wert war, wird man von jetzt auf gleich verlassen.

Ich reiße mich von meinem Spiegelbild los und schüttle den Kopf, als wollte ich die Gedanken vertreiben, was aber gar nicht so wirklich gelingt. Hätte der Julian von früher einer Frau das angetan, was ich gerade tue? Sicherlich nicht. Aber es geht hier um meinen eigenen Arsch und nicht um irgendjemand anderes. Es ist mir eigentlich herzlich egal, wenn sie ihren Job verliert, Hauptsache ich bekomme meinen wieder und werde endlich von allen wieder in Ruhe gelassen. So wie früher auch.

Ich schlüpfe wieder in meine getragenen Klamotten, was sich nicht gerade angenehm anfühlt, aber was soll ich schon machen, und öffne die Badezimmertür. Als ich wieder in das Zimmer trete, sitzt Ella am Fußende des Bettes und schaut kurz auf, als sie mich wahrnimmt.

Ohne ein weiteres Wort ziehe ich mir meine weißen Sneaker an und greife nach meiner Jacke, die ich zuvor auf das Bett geworfen habe. "Wo willst du hin?" fragt sie nun und ich zucke achtlos mit den Schultern. "Raus." gebe ich ihr lediglich als Antwort und habe ihr auch schon den Rücken zugedreht. "Hast du schonmal aus dem Fenster geschaut?" Ich kann nicht einordnen, ob sie das jetzt vorwurfsvoll oder sorgend meint. Aber ich tippe eher auf ersteres. "Mir doch scheißegal, ob da ein paar Äste durch die Gegend fliegen." Ohne sie noch eines weiteren Blickes zu würdigen habe ich das Hotelzimmer mit einer krachenden Tür verlassen.

Keine Sekunde länger hätte ich es da drin ausgehalten, da stelle ich mich lieber in den strömenden Regen, da habe ich wenigstens meine Ruhe. Kaum aus dem Hoteleingang getreten, schlägt mir sofort der Regen und der kalte Winde entgegen, sodass ich den Kragen meiner Jacke aufschlage und mir den Weg durch das ungemütliche Wetter bahne.

Ella PoV.:

Frustriert lasse ich mich in das Bett zurückfallen und starre die Decke an, in der Hoffnung, dort Antworten auf die Millionen Fragen in meinem Kopf zu finden. Während Julian unter der Dusche stand, habe ich permanent versucht, mir einzureden, dass ich gerade einfach ausgelaugt bin und meine Nerven mir nur Streiche spielen wollen. Unmöglich kann ich so ein Arschloch wie ihn attraktiv finden. Aber das hat sich dann auch sogleich erledigt, als er wieder vor mir stand und jetzt einfach einen Abflug gemacht hat. Vielleicht sollte es mir ganz Recht sein, dann habe ich wenigstens meine Ruhe, aber das Wetter da draußen ist definitiv kein Wetter für nen kleinen Spaziergang. In der Hoffnung, dass er sich hoffentlich bald ausgesponnen hat und bald zurückkommen wird, setze ich mich an meinen Laptop und fange an zu arbeiten.

U N B R E A K A B L E - Julian BrandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt