t e n.

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Julian PoV.:

Wo zur Hölle bin ich da jetzt wieder reingeraten? Eigentlich war ich nur hier, um ein bisschen Hintergrundwissen über sie aus ihr oder dem Kleinen rauszuquetschen. Und auf einmal fängt diese Scheiße hier an, wie kann sie eigentlich nicht wissen auf was sie allergisch ist?

Immerhin habe ich ihr jetzt geholfen, sich hinzusetzen und sich etwas zu beruhigen, da sie mir sonst vermutlich noch umgekippt wäre, bis der Rettungsdienst eingetroffen wäre.

Ich komme mir ziemlich hilflos vor, denn was anderes als das, was mir der Kerl am Telefon gesagt hat, kann ich nicht für sie tun, von erster Hilfe habe ich ohnehin keine Ahnung.

Eher noch versuche ich, Maxim etwas zu besänftigen und ihm zu erklären, dass seiner Tante gleich geholfen wird und er keine Angst zu haben braucht.

Ellas panischer Blick hingegen verrät deutlich, wie viel Angst sie gerade hat. Ich kann den aufkeimenden Gedanken nicht unterdrücken, dass mir zumindest ein wenig an ihr liegt, vielleicht ist sie nicht ganz so verkehrt wie ich meine. Aber sie ist und bleibt mein Mittel zum Zweck.

Die nächsten 15 Minuten, in denen ich immer wieder versuche Herr der Lage zu werden und Maxim nicht durchdrehen zu lassen, vergehen quälend langsam, bis es schließlich an der Tür klingelt.

Sofort stoße ich mich vom Türrahmen, in dem ich die ganze Zeit über gewartet habe, ab und laufe zur Haustür, wo ich den Türöffner betätige, und einen Schritt ins Treppenhaus mache. Ich höre die schnellen Schritte, die über die Treppe hochgelaufen kommen und keinen Wimpernschlag später, stehen die zwei Sanitäter vor mir. "Der Rettungsdienst, hallo. Haben SIe uns gerufen?" fragt die Frau, die wahrscheinlich kaum älter sein dürfte als Ella. Beide mustern mich kurz mit einem verwirrten Blick, auch klar, wer kennt mich mittlerweile in dieser Stadt nicht.

Sofort nicke ich zustimmend und führe die beiden in die Wohnung und ins Wohnzimmer. Als sie Ella bemerken, fangen sie direkt mit ihrer Arbeit an, die Frau kniet sich vor Ella auf den Boden und versucht sich ein Bild der Lage zu machen. "Hey, wir sind vom Rettungsdienst, ich bin Anna. Wie geht es dir?" fragt sie erst, doch erkennt selbst auch relativ schnell, dass Sprechen mittlerweile gar nicht mehr geht. "Was ist passiert?" fragt sie dann an mich gewandt und ich zucke mit den Schultern. "Was weiß ich. Ich war kurz auf Klo und als ich wiederkam hat sie schon nach Luft geschnappt." "Hat sie was anderes gegessen oder getrunken als sonst? Oder war allgemein was anders als sonst?" Diese Fragen fangen an, mir gehörig auf die Nerven zu gehen, schließlich hab ich doch auch keine Ahnung, was sie auf einmal hatte. "Woher soll ich das wissen?" Sie wechselt kurz einen Blick mit ihrem Kollegen, der auch mich mit einem recht eindeutigen Blick bedenkt.

"Na da kann sie sich ja glücklich schätzen, dass Sie sich dazu herabgelassen haben, ihr einen RTW zu rufen." gibt sie dann zurück und wendet sich wieder an Ella. "Wir machens anders. Bitte einfach nicken oder Kopf schütteln, wenn das geht." Ella nickt direkt und beantwortet so die wenigen Fragen, die die Sanitäterin an sie hat. "Alex, check mal bitte ne Medikamentengabe, weiß nicht ob das noch gut geht bis wir in die Klinik kommen." weist sie ihren Kollegen dann an, der ihr offenbar auch direkt Folge leistet.

Ich beobachte die beiden, während ich mit verschränkten Armen gegen die Wand lehne. Die Art und Weise, wie die Sanitäterin auch mit Maxim umgeht, der mittlerweile keinen Zentimeter von Ellas Seite weichen will, nimmt allem Anschein nach etwas Druck aus der Situation. Sie und ihr Kollege basteln an Elle herum und besprechen einige Dinge, die ich eh kaum verstehe, außer dass sie ihr jetzt ein Medikament gegeben haben und sie jetzt ins Krankenhaus bringen wollen.

"Könnten Sie sich zumindest ein wenig nützlich machen und ein paar Sachen für sie zusammenpacken? Auf jeden Fall Papiere und die Versichertenkarte, ich kann noch nicht sagen, ob sie erstmal bleiben muss." Der Kerl kommt auf mich zu und ich nicke langsam. "Wenns sein muss." Ich begebe mich ins Schlafzimmer und werde auch direkt mit einer Sporttasche fündig. Wahllos reiße ich ein paar Schubladen des großen, weißen Schranks auf und schmeiße ein paar Klamotten und Unterwäsche in die Tasche. Wird schon passen. Als ich den obersten der Schubläden aufziehe, springt mir direkt ein Berg von Unterlagen entgegen. Die ersten Schlagworte die mir entgegenspringen sind "Jugendamt", "Familiengericht" und "Polizei". Scheinbar ist mein Besuch doch noch von Erfolg gekrönt. Kurz vergewissere ich mich, dass mich auch keiner beobachtet, falte die Papiere schnell zusammen und lasse sie in meiner Jackentasche verschwinden.

U N B R E A K A B L E - Julian BrandtKde žijí příběhy. Začni objevovat