t h i r t e e n

570 25 7
                                    

Julian PoV.:

Müde schlage ich die Augen auf und versuche mich kurz zu orientieren, was allerdings, vermutlich aufgrund des Restalkohols, nicht ganz so gut gelingt. Zumindest stelle ich fest, dass ich es noch in mein Bett geschafft habe. Auf den zweiten Blick bemerke ich aber, dass ich wahrscheinlich nicht alleine hier sein kann, das verraten zumindest meine Klamotten auf dem Boden und die aufgerissene Kondomverpackung auf dem Nachttisch.

Doch als ich mich herumdrehe, ist das Bett neben mir leer. Angestrengt versuche ich mich wenigstens an Bruchstücke der letzten Nacht zu erinnern. Das einzige, was ich noch sicher weiß ist, dass ich mich mit Basti und seinen Kollegen in unserer Stamm-Bar verabredet habe, aber offenbar ist der Abend dann verlaufen wie so oft. Ob ich sie dann gestern noch rausgeschmissen habe oder sie es selbst geschnallt hat, bleibt wohl ein Rätsel. Aber die letzteren sind mir sowieso am liebsten.

Irgendwann hieve ich mich dann doch aus dem Bett und stelle direkt fest, dass das mit dem Autofahren heute wahrscheinlich nichts mehr wird. Jetzt muss ich diese Nervensäge auch noch fragen, ob sie fahren kann. Aber es hilft nichts, ich kann meinen Lappen nicht schon wieder nach ner Woche abgeben.

Auf der Suche nach meinem Handy stoße ich auf der Küchenzeile auf einen Zettel, den offenbar meine Bekanntschaft von letzter Nacht hinterlassen hat.

War schön gestern, ruf mich doch an, wenn du möchtest - Lisa steht darauf geschrieben, mit ihrer Telefonnummer dahinter. "Süß." ich stoße einen Lacher aus und versenke den zusammengeknüllten Zettel direkt im Mülleimer.

Endlich werde ich dann endlich nach meinem Handy fündig und schreibe Ella eine Nachricht. Seit dem letzten Mal in ihrem Büro habe ich nichts mehr von ihr gehört, aber das soll mir ganz Recht sein. Von mir aus könnten wir diese beschissenen Termine auch sein lassen, jetzt wo mein Urteil fast schon besiegelt ist. Aber nichtsdestotrotz schadet es nichts, wenn noch jemand mit auf diesem sinkenden Schiff untergeht. Und schließlich wird sie mir bei meinem Zusammentreffen mit meiner Familie eine große Hilfe sein, vorausgesetzt, ihr liegt etwas an ihrem Job und ihrem Ruf. Jetzt gehört sie mir und das werde ich mir definitiv zu Nutze machen.

Nach einer erfrischenden Dusche werfe ich schnell ein paar Klamotten in eine Reisetasche und schnappe mir noch die wichtigsten Dinge, denn eigentlich sind wir schon viel zu spät dran. Meine Eltern erwarten uns zum Mittagessen und wir haben noch eine dreistündige Autofahrt vor uns.

Keine Minute später sehe ich auch schon ein Auto in der Einfahrt. Ich checke mich nochmal im Spiegel und steige wenig später in Ellas Auto.

Der Blick, mit dem sie mich empfängt, könnte mich auch auf der Stelle erdolchen, aber ich schenke ihr ein charmantes Grinsen. "Na mein Schatz? Wie geht es dir heute?" frage ich sie ganz unverblümt, jedoch scheint sie beschlossen zu haben, mich zu ignorieren, denn augenblicklich richtet sie ihren Blick in Richtung Straße und fährt los. "Das üben wir aber noch ein bisschen bis wir in Bremen sind, ist nicht ganz so authentisch." Sie schnaubt leise. "Authentisch. Du weißt ja nichtmal wie man das überhaupt schreibt." "Du kannst mich noch so dumm von der Seite anlabern, es wird dir aber rein gar nichts bringen, hast dus immer noch nicht kapiert?" "Ich habs sehr wohl kapiert. Ändert aber nichts dran, dass du eine armselige Gestalt bist, sowas abzuziehen und deine Familie noch so zu verarschen."

Ich zucke mit den Schultern. "Sie haben mich immer damit genervt, also selbst Schuld."

Die vergangenen Tage habe ich sie ein bisschen darauf eingeschworen, was sie erwarten wird, wie sie sich zu verhalten hat und dass sie am besten so wenig wie möglich spricht. Aber ich kann mir ziemlich sicher sein, dass sie das mit Bravour meistern wird, auch wenn ihr sonstiges Durchhaltevermögen eher nicht das beste war. In meinen Gedanken schweife ich ab zu der Nacht, die ich mit ihr verbracht habe und neutral gesehen ist sie im Bett nichtmal so schlecht, wie man meinen könnte.

U N B R E A K A B L E - Julian BrandtWhere stories live. Discover now