#24 Spieltag

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Dylan

Unmotiviert schmiss ich meine Sporttasche in den Kofferraum. Ich hatte die ganze Nacht kaum geschlafen, wodurch ich schon wusste, dass das Spiel für mich gelaufen war. In der Hoffnung, dass meine Laune sich heben würde, drehte ich die Musik laut auf. Nach einer halben Stunde Fahrt war ich am Platz angekommen, wo ich Ruby schon sah. Mit einer kurzen Umarmung begrüßte ich sie.

„Dein letztes Spiel, welches hoffentlich mit einem Sieg endet", lächelte Ruby. „Hoffen wir es Mal. Wir sehen uns dann gleich", zog ich ihr das Haargummi raus. „Ey", schrie sie mir hinterher, wodurch ich ihr grinsend einen Luftkuss zu warf.

Schmunzelnd lief ich Richtung Umkleide. Es war laut und es herrschten angeregte Gespräche. Ich versuchte alles mögliche zu überhören und mich auf das bevorstehende Spiel zu konzentrieren. Auf einmal spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, wodurch ich mich umdrehte.

„Dein Bruder und meine Schwester?", fragte Logan irritiert. „Scheint so", zuckte ich mit den Schultern. „Wehe er verletzt Evelyn. Dann verwandle ich ihn zum achten Weltwunder", drohte er mir. „Und dir rate ich etwas gegen deine Agressionsprobleme an", grinste ich.

Zum Glück ließ er dann von mir ab, wodurch ich mir meine restliche Kleidung anziehen konnte. In dem Moment war ich ziemlich froh, dass ich nach dem Spiel aus dem Team war.

Immer wieder schaute ich während des Spiels auf die Tribüne, aber weit und breit war kein Austin in Sicht. Es sollte mich nicht so aus der Bahn schmeißen, aber leider war es der Fall. Meine Konzentration war noch schlechter geworden. Ich war enttäuscht, dass Austin nicht da war, da mir seine Anwesenheit irgendwie wichtig gewesen war.

„Dylan, steh nicht so blöd rum", rief der Trainer über den Platz.

Kopfschüttelnd lief ich weiter. Es waren die letzten zehn Minuten und wir waren im Rückstand. Für mich war, wie vermutet, das Spiel gelaufen. Ich tat mein bestes etwas noch am Stand der Punkte zu ändern, aber meine Bemühungen reichten nicht aus. Wir verloren haushoch.

„Was war denn mit dir los?", fragte der Trainer mich, als ich zur Umkleide lief. „Keine Ahnung. Ist halt passiert", zuckte ich mit den Schultern.

Ohne ihm weiter zu zuhören, öffnete ich die Tür, der Umkleide. Alle waren Trübsal am blasen. Manche standen schon unter der Dusche, während andere sich schon umzogen. Ausnahmsweise entschied ich mich dazu, dass ich zu Hause duschen würde. Mit meiner Sporttasche über der Schulter schritt ich zu meinem Auto. Ruby war bereits auf mich am warten.

„Schau nicht so traurig", umarmte Ruby mich. „Hast du Austin gesehen?", fragte ich. „Nein, aber der hat auf jeden Fall etwas verpasst", löste sie sich von mir. „Die Niederlage?", schnaubte ich.

Frustriert schmiss ich meine Tasche in den Kofferraum, bevor ich mich auf den Fahrersitz fallen ließ. Ruby hatte sich ebenfalls ins Auto gesetzt, da wir zusammen unsere Serie schauen wollte. Sie band sich durch die Hitze im Auto ihre Haare zusammen.

„Denkst du er hat es vergessen?", spekulierte ich. „Keine Ahnung, aber er wusste, dass es wichtig für dich war", meinte Ruby. „Vielleicht hat er eine gute Ausrede", startete ich den Motor. „Selbst wenn er eine hat, hätte er dir ruhig Mal Bescheid geben können", zog sie Augenbrauen kritisch nach oben.

Anstatt darauf einzugehen, obwohl sie recht hatte, konzentrierte ich mich aufs Fahren. Ich wollte nicht unbedingt in jemanden reinfahren, denn es war die Hölle auf dem Parkplatz los. Der Parklatz war voll mit glücklichen und frustrierten Zuschauern so wie Spielern. Als ich zuhause in die Einfahrt fuhr, erblickte ich ein mir unbekanntes Auto bei den Nachbarn. Ich ignorierte es und lief, ohne einen weiteren Blick zu den Nachbarn, zu unserer Haustür. Ruby eilte neben mir, da ich unbeabsichtigt ein zu schnelles Tempo angenommen hast. Drinnen merkte ich erst, dass ich meine Tasche vergessen, aber das war mir schließlich unwichtig, denn ich wollte nicht auf Austin stoßen. Während Ruby es sich auf der Couch bequem machte, holte ich uns schonmal Snacks.

„Hast du etwa alleine weiter geschaut?", schaute Ruby mich schockiert an, als sie unsere Serie an machen wollte. „Was passiert, wenn ich dir jetzt sage, dass ich es gemacht habe?", kratzte ich mir am Hinterkopf. „Arschloch", drehte sie sich zum Fernseher, während sie in die Chips griff. „Ja ja, hab dich auch lieb. Ich gehe duschen solange du die Folge nach schaust", drückte ich ihr freundschaftlich einen Kuss auf den Haaransatz.

Oben in meinem Zimmer schaute ich kurz aus dem Fenster, wo ich sah, dass Austin neuerdings Vorhänge hatte. Hatte er irgendein Problem mit mir? Erst kam er nicht zu meinem Spiel und dann hatte er auf einmal Vorhänge, die auch noch zugezogen waren. Leicht genervt von der ganzen Situation verschwand ich dann mit meinen frischen Klamotten ins Badezimmer. Ich genoss das Warme Wasser auf meiner Haut, welche meine Muskeln entspannte.

„Schatzi", schaute Ruby mich mit großen Augen an, als ich mich auf die Couch fallen ließ. „Was möchtest du?", wollte ich wissen. „Nichts, aber du siehst genervt aus", stellte sie fest. „Alles gut", winkte ich ab. „Das kann nicht sein", zog sie ihre Augenbrauen hoch, während sie die Serie pausierte.

Sie begab sich aus ihrer Liegeposition in den Schneidersitz. Erwartungsvoll lag Rubys Blick auf mir. Als ich nach der Fernbedienung greifen wollte, schlug sie meine Hand weg. Seufzend ließ ich mich wieder in die Lehne, der Couch, fallen.

„Sprich mit mir", forderte Ruby. „Es gibt nichts zu sprechen, okay?", gab ich gereizter, als gewollt, von mir. „Wenn du so drauf bist, kann ich auch wieder gehen", stand sie schaubend auf. „Warte", hielt ich sie am Handgelenk fest.

Ich sah ein allzu bekanntes Blitzen in ihren Augen. Sie war sauer, da ich nicht mit ihr reden wollte. Es war schon immer so, dass ich anderen bei ihren Problemen half und zuhörte, aber ungerne über meine redete. Widerwillig ließ Ruby sich wieder auf die Couch nieder. Im Schnellverfahren erzählte ich ihr mein Problem mit Austin. Es war eigentlich kein Problem, aber es störte mich.

„Geh rüber und frag ihn, ob er ein Problem mit dir hat", ihr Rat hörte sich mehr wie ein Befehl an. „Nein, ich renne ihm nicht hinterher", meinte ich fest entschlossen. „Tust du nicht. Du erkundigst dich nur", widersprach Ruby mir grinsend.

Ich ließ meinen Kopf in den Nacken fallen, da ich nicht über meine nächste Tat diskutieren wollte. Lieber unternahm ich irgendetwas unüberlegtes. Das war zumindest meist witziger. Vielleicht schätzte ich die ganze Situation auch nur falsch ein, aber eine Nachricht wäre auch nicht so schwer gewesen zu schreiben. In dem Moment ärgerte ich mich, dass ich noch immer nichts Austins Nummer hatte. Die ganze Zeit hatte er es kein einziges Mal auf die Reihe bekommen mir zu schreiben.

Der Verrat in PersonWhere stories live. Discover now