90. Max Verstappen x Charles Leclerc

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Nicht rot werden, Charles, nicht rot werden. Alles, nur nicht rot werden.", redete er sich immer wieder ein und setzte ein Lächeln auf, um seine Nervosität zu überspielen. Vorsichtig schielte er hinunter auf sein Knie und bekam noch mehr Herzklopfen, als er sah, dass Max dieses Körperteil mit seinem Fuß berührte. Er schaute wieder zu dem Journalisten, die ihnen gerade Fragen stellte, auf die er sich beim besten Willen nicht konzentrieren konnte – und auch nicht wollte. Viel mehr wollte er dieses Gefühl genießen, welches sich in ihm ausbreitete und ihn von Kopf bis Fuß durchflutete. Nie wieder wollte er sich anders fühlen, auch wenn ihm schmerzhaft bewusst war, dass dies nicht für ewig bestimmt war. Die Zeit, die sie dort verbrachten, war limitiert und danach würde er Max nicht wieder so unverbindlich nahe sein können. Er lehnte sich zurück und achtete penibel darauf, dass er sein Knie keinen Millimeter dabei bewegte. Viel zu groß war die Angst, dass der Niederländer seinen Fuß zurückziehen und damit die Verbindung zwischen ihnen kappen würde. Die nächste Frage richtete sich an Max und er kam nicht darum herum ihn von der Seite anzuschmachten; diese perfekten Lippen, welche er zu gern auf seinen eigenen spüren würde; diese tiefblauen Augen, die sich bei jedem Blickkontakt in seine Seele bohrten und ihm jeden Willen nahmen; diese strubbeligen Haare, welche der Weltmeister hatte, wenn er zuvor seinen Helm getragen hatte. Die leichten Bartstoppeln, die sich auf seinem Kinn abzeichneten und die leicht rötlichen Wangen, die man nur sah, wenn man ihm nah war. Jedes kleine Detail fiel ihm auf und ließ sein Herz höher schlagen. Derweil war der Niederländer fertig damit eine Antwort zu geben und legte das Mikrofon in seinen Schoß; der Bewegung folgten die Augen des Monegassen und ließen Gedanken in seinem Kopf laut werden. Als er merkte, dass Max ihn anschaute, wandte er seinen Blick schnell wieder zu dem Journalisten und hoffte, dass er vor Scham nicht rot anlief.

Max hatte sich kaum darauf konzentrieren können die Frage zu beantworten, als ihm bewusst wurde, dass Charles ihn von der Seite musterte. Sein Herz hatte ungesund schnell geschlagen und seine Hände waren feucht geworden, so dass er das Mikrofon in seinen Händen fester umgriffen hatte, um es nicht versehentlich fallen zu lassen. Während Charles nun auf eine Frage antwortete, senkte er seinen Blick auf seinen Fuß und stellte zufrieden fest, dass der Monegasse keinen Versuch unternommen hatte diese Haltung zu verändern. Ein feines Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er wieder hochschaute und nun seinerseits den Ferrari-Fahrer seitlich musterte. In diese Teddy-braunen Augen hatte er sich verliebt, als sie noch zusammen in dem Kartsport unterwegs waren, doch hatte er es sich zu diesem Zeitpunkt nicht eingestehen wollen. Als Charles sein Debut in der Königsklasse des Motorsports antrat, fand er sich erneut damit konfrontiert. Während er einen direkten Sprung gemacht hatte, hatte der Monegasse noch Zwischenstopps auf dem Weg dorthin eingelegt. Zu Anfang konnte er diese Gefühle noch weitestgehend unterdrücken, doch je älter sie wurden, desto inniger wurde ihre Bindung und dies führte unweigerlich dazu, dass er sich immer öfter damit auseinandersetzen musste. Er wusste, dass er nie eine Chance bei Charles haben würde, immerhin war dieser immerzu in Beziehungen mit wunderschönen Frauen, gegen die er nie eine realistische Chance gehabt hätte. So sehr er es auch versuchte, er konnte sich gegen diese Gefühle nicht sträuben – sie waren da und würden so schnell nicht verschwinden, egal wie sehr er sich gegen sie stemmte. Statt diesen hoffnungslosen Kampf auszutragen, lernte er mit ihm zu leben. Es war nicht immer einfach, doch schien er diese Disziplin gut zu meistern. Bald war er ein wahrer Meister darin, als der Vize-Weltmeister seine Gefühle wieder einmal aufmischte.

In den letzten Monaten verhielt sich Charles ihm gegenüber anders. Max konnte dieses veränderte Verhalten nicht einschätzen und ständig zerbrach er sich den Kopf darüber, was es bedeutete, wenn Charles ihm zuzwinkerte oder nach seinen Händen griff. Dieses Gefühl, wenn der Monegasse seinen Arm um ihn legte und mit der Hand über seine Rippen streichelte, ließen seine Knie weich werden wie Wackelpudding. Doch nur kurz nach seiner Trennung von Charlotte wurde Charles mit einer anderen Frau in Verbindung gebracht. Als Max die Schlagzeilen der Klatschpresse las, zog sich sein Herz schmerzhaft zusammen. Ein kleiner, irrational, hoffnungslos verliebter Teil von ihm hatte geglaubt, dass dies seine Chance gewesen wäre den ersten Schritt zu wagen. Am liebsten hätte er ihn angerufen, hätte ihn gefragt, ob es stimmt und hätte ihm gesagt, was er für ihn empfindet. Er hatte Angst an diesen Gefühlen zu ersticken, wenn er sie ihm nicht beichtete. Doch ihm war bewusst, dass er dies nicht tun konnte, ohne dass es seltsam zwischen ihnen werden würde. Seine Gedanken wanderten begleitet von der Stimme des Monegassen in diese Zeit zurück und er vergaß alles um sich herum, so dass er zusammenzuckte, als Charles sich bewegte. Er wurde unvorbereitet in die Realität zurückgezogen, doch wollte er zurück in seine Traumlandschaft, in der er dem Ferrari-Fahrer nahe sein durfte. Dieser stand bereits vor ihm und blickte zu ihm herunter; ihre Augen trafen sich und für einen kurzen Moment vergaß er zu atmen. Schnell stand er auf, damit sein Verhalten keine Fragen aufwarf, und verließ den Raum. Er spürte den Blick des Monegassen auf seinem Rücken; es war, als würde sich dessen Blick dort einbrennen. Für einen Moment konnte er nicht mehr klar denken und stolperte über seine eigenen Füße, doch bevor er endgültig das Gleichgewicht verlor und auf den Boden fiel, war Charles da. Der Monegasse fing ihn auf und legte seine Hände auf die trainierte Brust des Weltmeisters, woraufhin dessen Herz erneut höher schlug. Ihre Blicke trafen sich und Max wollte für immer so verbleiben; noch nie waren sie einander so nah gewesen.

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