Kapitel 10|Lloyd

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Was war nur mit Akita los? Sora, Arin, Harumi, Wyldfyre, Kataru, Akita und ich waren gerade dabei, zu Abend zu essen. Bisher hatte Akita bei allen Mahlzeiten immer mal wieder verlegen zu mir herübergeschaut, aber nun starrte sie trübe auf ihr Essen. Sie stocherte mit ihrer Gabel darin herum. Vielleicht mochte sie das Essen einfach nicht. „Akita, schmeckt es dir etwa nicht?", Fragte ich deshalb. Doch Akita reagierte nicht. „Akita?", Fragte ich erneut. Kataru, der neben ihr sass, tippte ihr auf die Schulter. „Eh, was?" Fragte Akita verwirrt. „Ob es dir nicht schmeckt. Du isst so wenig." Wiederholte ich. „Eh, nein", meinte Akita und schüttelte den Kopf. „Es ist lecker, ich habe nur keinen Hunger." Murmelte sie. „Ah, okay. Willst du lieber einen Apfel oder so, oder ist gut?" Schob ich die nächste Frage nach. Akita wich meinem Blick aus und gab leise ein „Nein, ist okay" von sich.

Akita blickte zu Harumi. Sie musterte sie eindringlich. Sobald Harumi sich bewegte oder aufsah, blickte sie jedoch weg. Was war mit Akita los? Es war nicht derselbe Blick, mit dem sie mich in den letzten Tagen angesehen hatte. Er war ganz anders.

Als Akita mich angesehen hatte, wusste ich nicht genau, wie ich das deuten sollte. Ihre Augen sahen verträumt zu mir. Aber zur selben Zeit schien sie verletzt. Ab und zu habe ich sogar aus dem Augenwinkel erkannt, dass sie ein verlegenes Lächeln auf den Lippen hatte.

War es wegen mir? Ich weiss noch, dass sie mir damals im Niemandsland auf die Wange geküsst hatte. War sie vielleicht eifersüchtig? Nun ja, wenn Akita mich wirklich geliebt hatte, oder es noch tut, war es eigentlich voll nachvollziehbar. Ich hatte ihr schließlich erzählt, wie fies und hinterhältig Harumi gewesen war. Vielleicht schaffte sie es nicht, sich von diesem Bild loszureißen. Schließlich war sie irgendwie auch stur. Aber ich mochte ihre Sturheit aus irgendeinem Grund. Ich konnte mich gar nicht erinnern, was ich für Akita gefühlt hatte. Hatte ich sie auch gemocht? Oder war es die Überraschung durch ihren Kuss? Irgendwie glaubte ich, dass ich sie nur Freundschaftlich mochte. Aber... ich erinnere mich daran, wie meine Wangen gebrannt hatten. Im Gegensatz zum Wetter, waren Akitas Lippen ganz und gar nicht kalt gewesen. Sie waren angenehm warm und weich. Vielleicht hatte ich sie doch auch romantisch gemocht. Jedoch hatte ich gehen müssen.

Und nun war ich mit Harumi zusammen.

Der Ausdruck in Akitas Augen war ungewohnt. So wie sie Harumi ansah. Kalt und bitter. Aber da war dieses Funkeln. Ein verletztes Schimmern, das manchmal schon fast Tränen ähnelte.

War sie einfach nur eifersüchtig?

Mochte sie mich wirklich so sehr?

Plötzlich war ich mir nicht mehr sicher, was ich fühlte. Es war nicht mein Mitleid zu Akita, es war... Ich wusste nicht, was es war.

Mochte ich nun Harumi oder Akita?

Ich starrte die Wandlerin, die mir gegenüber sass an. Ihre dunklen, großen Augen funkelten im Licht. Mir fiel erst jetzt auf, wie lange ihre Wimpern waren. Und sie benutzte bestimmt keine Sachen zum Schminken. Gab es so etwas im Niemandsland überhaupt? Sie sah echt hübsch aus. Und ihre Haut war so glatt. Bei den meisten Mädchen mit so glatter Haut hatte ich das ganze Make-up erkannt. Aber bei Akita... Ihr rundliches Gesicht sah beinahe kindlich aus. Und die spitzen Zähne waren so weiss wie Schnee. Sie sah wirklich hübsch aus. Akitas kurze Haare waren ein wenig zerzaust, aber sie sahen dennoch perfekt aus. Am süßesten sah sie aus, wenn sie lächelte. Dann sah sie wirklich aus wie ein kleines Kind. Wie ein Kind, das gerade eine Unmenge an Süßigkeiten bekommen hatte. Und nicht nur ihr Aussehen war toll. Sie war irgendwie ganz anders als ich. Aber trotzdem mochte ich sie. Ihren Ehrgeiz und ihre sture, aber nette Art. Sie war echt klug. Und Clever. Und was sie alles tun würde, um die Leute, die sie liebte, zu schützen. Das hatte ich schon im Niemandsland wahrgenommen. Bewundernswert. Sie würde ihr Leben Opfern um ihren Bruder zu retten. Sie war mutig und Abenteuerlustig. Und sie schien niemals aufzugeben. Wie ein Ninja.

Und Harumi?

Sie sah auch hübsch aus. Aber auf eine ganz andere Art. Waldgrüne Augen, seidig langes Haar. Ihre weißen Haare schimmerten, sobald Licht darauf fiel. Ihre blasse Haut war rein und zart. Sie hatte ein perfektes Gesicht. Ihre Wangen waren im perfekten pink-rötlichen Ton und ihre Lippen leuchteten rot. Mir war das ganze Make-up nie aufgefallen. Sie sah sicher auch ohne schön und bezaubernd aus. Aber ich kannte sie nur so. Sie war eine der intelligentesten Menschen, die ich kannte. Harumi war charmant und süß. Sie war nett und... betrügerisch. Schnell vertrieb ich den Gedanken. Sie hatte sich geändert. Aber der Gedanke und viele andere kamen immer wieder zurück. „Harumi ist genau so wie damals. Bevor du wusstest, dass sie der stille Boss war", dieser Gedanke war neu. Und er brachte mich zum Nachdenken. Es hatte etwas. Etwas, das mich nicht losließ. Sie hatte damals gesagt, dass all die Nettigkeit, der Charm und alles andere gespielt war. Die bescheidene Art. Alles gelogen. War sie nun wirklich so? Oder war es wieder eine ihrer Lügen?

„Lloyd?!" Akitas Stimme riss mich plötzlich aus meinen Gedanken.

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846 Wörter

Ninjago | dunkle SchattenWhere stories live. Discover now