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»Ich sterbe?« , kreischte Lena immer wieder Jehoel an. »Warum hast du mir das nie gesagt?«

»Es steht im Buch.«

»Nein. Da stand nichts.«

»Doch. Die Mutter ist das mächtigste Wesen. Sie ist die Hüterin. Sie trägt die Essenz.«

»Aber das wusste ich nicht. Das hätte man deutlicher ...« Sie fasste sich verzweifelt an den Kopf. »Wenn ich dieses ... Kind bekomme, werde ich also sterben? Sofort?«

»Ja.«

Lena rannte zu dem Tisch. So schnell konnte Vincent nicht mal reagieren, als sie sich das Messer augenblicklich in den Bauch rammte. »Nein.« , schrie er und lief sofort hin, doch die Pinkhaarige sah selbst verwirrt auf ihr Körperteil, der nicht schmerzte, nicht blutete ... nichts. Sie zog das Messer heraus und hob das Oberteil an. Man sah absolut nichts. Nicht mal eine Einstichstelle.

Linda, die alles erschrocken und mit den Händen vor dem Mund mit angesehen hatte, fand als Erstes zu Wort. »Wie ist das ... möglich?«

»Sie ist geschützt.« , antwortete Jehoel.

»Was? Ich ... ich muss dieses Kind bekommen?« , gab sie fassungslos von sich.

»Hast du eine Macke.« , schrie Vincent urplötzlich und alle Anwesenden zuckten zusammen. »Du hättest jetzt ohne mit der Wimper zu zucken das Kind umgebracht? Mein Kind? Meine Tochter?«

»Ich will nicht sterben.« , kreischte sie zurück.

»Aber du kannst doch deswegen nicht ...« Er schloss die Augen und versuchte, sich zu sammeln. Er bemerkte Linda, die nun neben ihn trat und seine Hand nahm, ehe er die Augen wieder öffnete. »Das ist genau das, was ich meine. Du kannst nicht auf dich aufpassen. Du entscheidest Dinge und am Ende geschehen schlimmere.« , sprach er nun doch weiter mit der Schwangeren, die sich mittlerweile weiterhin perplex auf einen Stuhl gesetzt hatte.

»Ich ... will ... nicht ... sterben.« , gab dieses mit geschlossenen Zähnen und sichtlich wenig erfreut von sich.

»Gibt es etwas, was wir tun können?« , fragte Vincent die Wolke.

»Nein.«

»Ich wollte doch nur ...« Lenas Stimme versagte und sie begann zu heulen.

Vincent sah erst zu seiner Frau, die nickte, woraufhin er sich dann einen Stuhl nahm und sich nahe der Pinkhaarigen hinsetzte, und sie umarmte. »Warum hast du denn nicht gehört?«

»Sie wird sich damit abfinden.« , sprach Jehoel. »Wenn die Zeit gekommen ist, wird sie ihr Schicksal annehmen.«

»Ich will nicht sterben, Vincent.« , heulte sie weiter in seinen Armen.

»Wir ... wir ... wir werden eine Lösung finden. Dag und ich haben immer irgendwas ... gemeistert, was ... aussichtslos im ersten Moment schien, und ...«

»Es ist ihr Schicksal. Ihr angeborenes Recht.« , gab Jehoel von sich.

»Halt deine Fresse.« Vincent hatte es satt diesen Scheiß zu hören. »Was ist das für eine dämliche Aussage? Sie sollte ein langes Leben führen und nicht ...«

»Es war ihr Wunsch, eine Mutter zu werden.«

»Aber sie kannte die Konsequenzen doch gar nicht ... richtig.« Er schob Lena nun ein wenig weg von sich und stand wieder auf. »Wir ... ehm ... was genau wird geschehen?« , sprach er nun zu Jehoel. »Wie wird das ablaufen?«

»Sie gebärt ihre Tochter und geht mit mir hinüber. Simpel und einfach.«

»Simpel und einfach. Quatsch mit Soße. Das ist gequirlte Scheiße.«

»Sie wird ihr Schicksal annehmen, wenn ...«

»Nein. Wer denkt sich so 'nen Mist aus?«

»Vincent ...« Linda kam näher. »Ihre Macht ... wenn ... wenn sie diese doch nicht mehr hat, müsste ... sie wäre doch dann ...«

»Ja genau.« Er nickte und hockte sich wieder vor Lena hin. »Wo sind die Tafeln? Wo hast du sie? In Blobby? Scheiß auf deine Macht, wenn wir die wieder kaputtschlagen, bist du normal ... dann ...«

Lena entblößte ihr Dekolleté ... auf ihrer Haut, sah man ähnlich wie eine Tätowierung, aber auch einander ähnelnd wie gebrandmarkt, die Schriftzeilen der Tafeln. »Sie sind mit mir ... verschmolzen.«

Er stand auf und fasste sich verständnislos an den Kopf. »Was hast du getan?«

»Ihr habt sie schon mal kaputt gemacht. Ich wollte nicht, dass das nochmal geschieht.«

»Kann man das rückgängig machen?«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Dafür habe ich gesorgt. Erst wenn ich sterbe, werden sie freigegeben.« , gab sie leise von sich.

»Ich dachte Dag mit seiner unüberlegten Knopfdrückerei wäre ...« Er atmete tief ein. »Wie soll ich dir jetzt helfen? Wie?«

Vincent grübelte noch lange. Linda ebenso. Auch wenn Lena mit ihrem Mann geschlafen hatte, gehörte sie nicht zu der Sorte Mensch, die einem den Tod wünschte.

Sie saßen noch Stunden zusammen und stellten dem Buch Fragen über Fragen, aber die Antworten blieben immer gleich ... bis Vincent etwas Wichtiges einfiel. »Was ist mit deiner Urgroßmutter? Sie ist nicht gestorben nach einem Kind. Wie hat sie das geschafft?«

Lena zuckte mit den Schultern und stellte dem Buch dann die Frage. Sie las erst alleine und blickte anschließend zu Vincent. »Das mache ich nicht.«

»Wieso? Wenn es dir doch hilft.«

»Weil ich das nicht machen werde.«

»Du bist so stur.« , keifte er sie an. »Was ist es denn? Musst du irgendwo hinreisen? Bist du dir zu bequem dafür? Sollen Dag und ich es machen? Fein. Ich hab' kein Problem damit, solang es dein Leben ...«

»Du.« , sagte sie.

»Ich? Was ich?«

»Um das hinzubekommen, muss ich das Herz der Person verspeisen, die ich am meisten liebe.« , antwortete sie. »Und ich töte dich nicht. Egal, für wie böse du mich hältst, aber ich könnte dir nie etwas antun.«

Alle tragen Schlips und Kragen, wir sind hier die Aliens (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt