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»Hey.« Dag merkte, wie jemand an ihm rüttelte. »Dag, hörst du mich.«

Langsam öffnete er seine Glupscher und blickte in Vincents nicht gerade erfreutes Gesicht.

Der Druck in Dags Innerem war weg, aber besser ging es ihm keineswegs.

Ein wenig orientierungslos schaute er sich um. Er befand sich auf einer Bahre ... noch immer im Labor. Es stank nach seinem Erbrochenen und er sah angewidert an sich herab, als er sich aufsetzte und sein Ausgereihertes ebenso auf seiner Kleidung vorfand.

Vincent stützte ihn ein wenig, als er sich mehr aufsetzen wollte.

Dag hatte das Gefühl einen Kloß im Hals zu haben, denn beim Versuch etwas zu sagen, kam nichts Verständliches heraus.

»Bist du stolz auf dich?« , startete sein bester Freund, nachdem er ihn nun strenger ansah. »Musste das jetzt sein?«

»Ich ...« Er schluckte mehrmals hintereinander, um diesen imaginären Kloß loszuwerden. »Ich wollt' doch nur ...« Und aufs Neue flossen die Tränen.

»Ich weiß. Aber ... deine Frau benötigt noch immer deine Hilfe. Sie ist schwach. Angeschlagen. Sie hat Angst. Nicht Angst um sich selbst. Sondern um dich. Eure Kinder ... und was machst du?«

»Ich konnt' nicht das fühlen, was ich wollte.« , sagte er und stand auf. Sein Kopf drehte sich.

»Ich verstehe dich ja. Aber ...«

»Nein, das war nur der erste Moment, als alles auf mich ... regnete. Das wird jetzt besser.«

»Ist dem so?« Er deutete auf Dags Hände, die unkontrolliert zitterten.

Der Lockenkopf steckte sich diese direkt in die Hosentaschen. »Mir geht's gut.« , beteuerte er.

»Das war nicht gut.« , floss Blobby, der weiter wegstand, in die Unterhaltung bei. »Ich dachte, er stirbt.«

Dag gab ein gekünsteltes Lachen von sich. »Das war nur der Moment. Damit habe ich gerechnet.« , log er.

»Wir gehen jetzt erst einmal zu mir.« , sagte Vincent und führte ihn aus dem Labor hinaus. »Da duschst du und bekommst Kleidung von mir. Wir wollen nämlich nicht, dass Eva einen Schock bekommt, wenn du so in euer Heim spazierst.«

»Okay.«

»Danke Blobby, dass du direkt jemanden geschickt hast mich zu holen.« , sagte Vincent, als sie im Raum mit dem Portal waren.

»Natürlich. Ich hätte dich vielleicht vorher schon direkt ... aber ... ich konnte ihn auch nicht aufhalten. Ich ...«

»Nein es ist okay. Früher oder später wäre es eh geschehen. Irgendwann musste er es ... rückgängig machen.«

Dag stand wie ein begossener Pudel direkt am Tor, als die zwei sich unterhielten.

Diese Gedanken in seinem Kopf hörten nicht auf. Er holte seine Hände aus den Hosentaschen. Sie zitterten weiter, wie bei einem Junkie, der auf den nächsten Schuss wartete.

Als Vincent ihn ansah, steckte er diese direkt zurück in die Hose. Er bekam Beklemmung, dass sein Freund es bemerken könnte, und spürte auf der Stelle, wie feucht seine Handinnenflächen wurden. »Können wir los. Ich müffele.« , sprach er deshalb.

»Ja.« Vincent kam zu ihm, verabschiedete sich von Blobby und trat mit ihm hindurch.

»Oh mein Gott. Du stinkst. Was ist passiert?« , fragte Linda, als die zwei in ihrem Wohnzimmer landeten.

»Frag nicht.« , sagte Vincent und schob Dag direkt Richtung Badezimmer.

Liya, die erst wie versteinert an der Couch stand, jauchzte jedoch, als sie ihren Vater erblickte.

»Soll ich Eva ...?«

»Nein.« , kam aus den Mündern der Männer.

»Sie muss das hier nicht erfahren, okay?!« , sagte Vincent und wies Dag an, sich zu duschen, ehe er die Türe schloss und Liya, die ihre kleinen Händchen anhob, auf den Arm nahm. Er ging mit ihr gemeinsam ins Schlafzimmer, öffnete die Badezimmertüre einen Spalt, um Dag frische Kleidung hinzulegen.

Mit dem hellblonden Lockenkopf auf seinem Arm näherte er sich seiner Frau. »Er hat damals schlimme Empfindungen wegsperren lassen, die mit ... Eva zutun haben.« , erklärte er. »Zu der Zeit, wo er sie noch gesucht und schrecklich vermisst hat. Es war halt sehr schwer für ihn. Jetzt, wo ... das mit Eva passiert ist, kam nichts raus, weil keine schlimmen Emotionen herauskonnten, die mit ihr zutun haben.«

»Und das hat er jetzt rückgängig gemacht?«

Vincent nickte. »Er hätte das erst gar nicht machen dürfen. Ich kann verstehen, dass er es rückgängig machen wollte, aber jetzt ... jetzt ... er war damals in der Klinik, weil er mit vielem nicht zurechtkam.«

»Aber ... der Tumor ist weg. Die Ärzte sind mehr als zuversichtlich und haben auch gesagt, sie soll sich jetzt keine Gedanken machen und weiterhin die Untersuchungen, die anstehen, durchstehen.«

»Ja, aber Dags Negativität ist nun da. Das ist der springende Punkt. Er hatte immer Angst sie zu verlieren. Jetzt hat er sogar Besorgnis, dass sie sterben könnte. Das ist nicht gut. Gar nicht gut.«

»Was sollen wir jetzt tun?«

Liya fummelte in Vincents Gesicht herum und kicherte. »Eva erst mal außen vor lassen. Sie muss sich erholen. Nicht aufregen.«

»Aber was machen wir mit Dag? Wie willst du ihr das verheimlichen?«

»Mir geht's gut.« , gab dieser nur in Boxershorts bekleidet an. »Ich höre euch übrigens. Wollte ich nur mal sagen. Ich benötige keinen Aufpasser oder sonst etwas.«

»Dag, darum ging's doch jetzt gar nicht.«

»Ah doch. Irgendwie schon. Oh Lena baut keine Scheiße mehr, jetzt ist Dag wieder die Nummer eins in scheiße bauen. Man reiche mir meine Krone und mein Zepter.« In seiner Tonlage hörte man, wie angepisst er war.

»Das hat niemand gesagt.« Vincent übergab Liya seiner Frau. »Es war nur davon die Rede, dass ...«

»Ach, lass gut sein.« , maulte Dag und knallte die Türe zu.

Sein bester Freund atmete tief ein.

Hoffentlich würde alles gut gehen.

Alle tragen Schlips und Kragen, wir sind hier die Aliens (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt