G863io (2)

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Lieber Autor, liebe Autorin,

Hier nun meine Kritik zu Deiner Geschichte! Du hast gute Arbeit geleistet! Das Konzept hat mich auf den ersten Blick ein bisschen an Death Note erinnert, auf den zweiten sind da natürlich gravierende Unterschiede.

Nun aber zum Thema!

An Deiner Rechtschreibung hab ich, bis auf ein paar, wie ich denke, Flüchtigkeitsfehler, nichts auszusetzen. Zwei Hinweise für die Zeichensetzung und Grammatik bei der wörtlichen Rede:

1.: Wenn Du das Konstrukt ‘"Bla bla bla", sagte X‘ hast, also die sogenannte Inquit-Formel (Inquits sind ‘sagt er‘, ‘rief sie‘, etc.), und kein Ausrufe- oder Fragezeichen auf das Gesagte folgt, wird KEIN Punkt gesetzt.

Also nicht: ‘"Bla bla bla.", sagte X‘,

sondern: ‘"Bla bla bla", sagte X‘.

2.: Wenn die wörtliche Rede und der nachfolgende Satz nicht verbunden sind, kommt NICHT die gleiche Zeichensetzung zur Anwendung wie bei der Inquit-Formel. Um ein Beispiel aus Deiner Geschichte zu nehmen:

"Und jetzt bist du hier.", er lächelt.

In diesem Fall werden die beiden Sätze wie das gehandhabt, was sie sind: getrennte Sätze. Entsprechend setzt man auch die Satzzeichen:

"Und jetzt bist du hier." Er lächelt.

Wichtig: Zwischen die Anführungsstriche oben und den folgenden Satz kommt KEIN zusätzlicher Punkt.

Und damit komme ich zum Inhaltlichen (eine kleine Spoilerwarnung an der Stelle)! Die Idee finde ich sehr interessant; ein Mensch, der vom Tod die Aufgabe bekommt, die Menschen in sein Reich zu überführen, für die es soweit ist, und ein magisches Buch als Hilfsmittel hat. Was mir gut gefällt: Häufig wird die rechte Hand des Todes ja mit dem Sensenmann oder anderen Wesen gleichgesetzt, die die Menschen – teilweise willkürlich – aus dem Leben reißen. Hier ist es das genaue Gegenteil und der "Hüter des Buches" erlöst die Menschen, die ohnehin bald sterben; sanft und schmerzlos. Ein schöner Gegenpol zu dem düsteren Thema der Geschichte!

Eine Sache, die etwas unpassend wirkt: Der Einschub, dass die Narzisse im Arabischen zu "Todesbote" übersetzt wird. Nicht weil es nicht wahr ist, sondern weil es nicht in das Setting passt. Schottland und Edinburgh sind der Inbegriff von Mythen, gerade von düsteren und unheimlichen! Hier wäre es in sich stimmiger, wenn Du den Mythos um das Buch auch in der Region ansiedelst. In einer Geschichte, in der es um ein magisches Buch geht, fällt es nicht auf, wenn ein weiterer kleiner, selbstgesponnener Mythos dazukommt :)

Zwischen Great Britain und dem Nahen Osten liegt immerhin ein gutes Stück, sowohl geographisch als auch kulturell :)

Aber abgesehen davon passt das Setting wie die Faust aufs Auge zu der Geschichte. Edinburgh im Nebel, ein kleiner Buchladen, die St Giles Cathedral, das gedimmte Zimmer der Protagonistin, das kleine, gemütliche Wohnzimmer des alten Mannes – all das passt sehr gut zusammen.

Denn mit der Szenerie vom mystischen Schottland kann, denke ich, nahezu jeder etwas anfangen, und dadurch, dass die einzelnen Schauplätze so gut ineinandergreifen und die Beschreibungen treffend sind, entstehen beinahe automatisch klare Bilder im Kopf. Großes Lob an der Stelle!

Nur ein Makel fällt mir auf, aber dazu komme ich im Bereich "Schreibstil" weiter unten.

Auch die Figuren fügen sich schön in das Setting ein. Ein alter Mann, der zu seiner bereits verstorbenen Frau möchte, und eine junge Frau, die mit der Aufgabe betraut wird, die nächste Hüterin zu sein, passen dramaturgisch sehr gut zusammen! Ein großes Lob möchte ich auch für die Dialoge aussprechen: Sie passen gut zu den Figuren und wirken real und menschlich! Nur an den Figuren selbst habe ich ein bisschen was auszusetzen, auch hier hängt das mit dem Stil zusammen.

Ideenzauber 2023 - KritikbüchleinWhere stories live. Discover now