Demonic Artefacts

Steinwüste

Sich die Augen reibend setzt sich Onyx auf und drückt den Rücken durch. Der knackt an einigen Stellen, bevor sie seufzend die Schultern hängen lässt und gähnt. Der Erzbischof wollte einen Code für... für was noch mal? Die Braunhaarige muss nachdenken und spürt, wie ihre Gedanken einfach nur zäh wie Kaugummi geworden sind.
Sie sollte schlafen.
Echt.
Ihr Blick geht zu der Uhr am PC. Viertel vor fünf in der Früh. Naja, sie kann ja den Test noch einmal laufen lassen und dann wird das schon.
Müde beobachtet sie das Programm, welches ihren Code scannt um Fehler zu finden und-
Fehler in Zeile 176? Och nö. Naja, wenigstens wird das gleich behoben sein. Sie scrollt runter und wird irgendwann langsamer. 174... 175... 177? Noch einmal kontrolliert sie den Fehler mit ihren eigenen Zeilen.
Es gibt einen Fehler in Zeile 176.
Aber sie hat keine Zeile 176.
Ist das der Fehler? Nein, dann würde eine andere Meldung auftauchen. Ne, sie ist zu müde für die Scheiße. Aber wenn sie jetzt ins Bett geht, hat sie später überhaupt keine Lust mehr auf den Mist. Aber Schlaf...
Brummend steht sie auf und geht in ihre Küche, um Wasser in der Mikrowelle warm zu machen und dann Pulverkaffee in das Wasser zu kippen, bevor sie mit der Tasse zurück an ihren Schreibtisch geht und ihr Blick schon fast verzweifelt auf diesen Bildschirm gerichtet ist. Sie ist gewillt, einfach eine Zeile einzufügen und ein Komma als Platzhalter zu nehmen. Kommas sind die Endgegner der Programmierer und das ist nicht nur ein Meme im Internet.
Noch einmal gähnt sie und lässt sich auf den Stuhl fallen, bevor sie einen Schluck nimmt und die Tasse auf einen Extra-Tisch auf die Seite stellt. Wie oft sie solche Tassen umgeschmissen hatte... das reicht ihr aus.
Nach zwei Stunden, die Sonne ist inzwischen aufgegangen, hat sie den Fehler gefunden. Ein einziges ‚=', welches beim Programmieren den Zuweisungsoperator vom Testoperator unterscheidet.
Dafür hat sie von ihren 700 Zeilen Code insgesamt 300 durchsucht und dann einfach einen weiteren Test laufen lassen. Jetzt ist der Code einwandfrei, also wird sie auch nichts mehr ändern. Es läuft. Mehr braucht sie nicht. Mehr braucht Iskariot nicht. 

Mit der leeren Tasse wandert sie wieder in die Küche und stellt das Ding in den Geschirrspüler, wobei ihr Blick über die Küchenzeile geht und sie noch einmal gähnt. Stirnrunzelnd legt sie den Kopf schief, blinzelt ein paar Mal und sieht aber immer noch das Gleiche. Dann hebt sie ihren Zeigefinger an die Lippen. „Ich geh pennen... Leise sein", murmelt sie und geht dann an Alucard vorbei in ihr Schlafzimmer, bevor er zusammenzuckt als die Tür zugeknallt wird.
Wow, die ist ja komischer drauf als er selbst. Anstatt besorgt zu sein dass da plötzlich jemand in ihrer Wohnung steht, gibt sie nur von sich dass man leise sein soll.
Aber er ist nicht zum eigenen Vergnügen hier, sondern weil die Lady mehr von Onyx wissen möchte. Auf welchem Trip waren eigentlich ihre Eltern, um sie so zu nennen. Aber hier ist nichts wirklich außergewöhnliches.
Im Wohnzimmer ist eine große Couch und ein Fernseher mit einigen DVD's und Blu-ray, wer macht das heutzutage noch? Gibt es dafür nicht Netflix und den ganzen Mist? Es gibt kaum Bilder an der Wand, die Dekoration hält sich auch in Grenzen und persönliche Gegenstände sind auch nur in Maßen vorhanden.
Es braucht nicht lange, da hört er nichts mehr aus dem Schlafzimmer und macht sich auf den Weg dorthin. 

Vielleicht kann er sich etwas aus ihren Träumen holen, zumindest hofft er das. Doch als er durch die Tür geht, als ob er sie dafür öffnen würde, wird er fast von dem erschlagen, was sich alles hier drin befindet.
An der Wand leuchten die verschiedensten Dinge, die Decke wurde mit brandfestem Material verdeckt sodass es aussieht als wären dort Wolken und blaue LED ziehen sich durch, ihr Schreibtisch ist voll mit irgendwelchen Notizen, Bilder von Freunden oder Familienmitgliedern hängen zwischen den leuchtenden Dingen an der Wand und irgendwo zwischen all diesen Kissen und Kuscheltieren, kann er die schlafende Frau ausmachen.
Noch einmal streckt er seinen Kopf aus der Tür und kommt wieder zurück. Das hier sind zwei komplett verschiedene Welten. Wow.
Onyx liegt mit dem Rücken zu ihm, sieht nicht so aus als würde sie in nächster Zeit aufwachen. Umso besser für ihn, dann kann er sich alles aus ihrem Kopf herausholen was er möchte und das tut er auch! Mit dem größten Vergnügen.
Alucard runzelt leicht die Stirn, also bei den Familienverhältnissen wäre jeder außer der Norm geraten. Nicht dass es Gewalt gegeben hatte, nein! Das ist... eine richtige Hippie-Familie bei ihr. Sehr esoterisch angehaucht auch noch. Ach ja, das klassische Duftöl für die Grippe... wer kennt es nicht. Aber wenigstens gibt es kein Familientrauma, scheint liebevoll gewesen zu sein. Dennoch hat sie offensichtlich keinen Kontakt mehr, die Wege scheinen sich zu sehr getrennt zu haben.
Dann aber merkt er auch dass sie träumt und lässt sich das natürlich auch nicht entgehen. Trotz der Stimme der alten Frau in seinem Kopf, dass es schon unheimlich genug wäre sie im Schlaf zu beobachten! Kann ihm aber egaler nicht sein, ist doch sein Image und nicht ihres.