Küche in der Seelenhölle

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Tag sieben. Kaum einer aus dem Team ist wirklich für irgendeinen Spaß zu haben. Niemand achtet auf den Dresscode. Jeder verzieht nur kurz das Gesicht, wenn man sich auf dem Gang trifft.
Die Office-Party verlief super und auch die erste Nacht war toll! Bis das ‚ernüchternde' Ergebnis kam, wie viel sie geschafft haben. Für ihre Verhältnisse ist es extrem viel, für die große Zahl von 20.000... zu wenig.
Sie haben noch mindestens drei Tage Arbeit vor sich und das auch nur, wenn alles gut läuft. Man läuft mit Jogginghose herum, gemütliche Kleidung und wenn man die Kompressionsstrümpfe des anderen sieht, nickt man ihm anerkennend zu und gibt vielleicht noch ein Kompliment, wie gut sie sitzen. Wenn die Arbeit vorbei ist, sieht man nur kurz zu den Kollegen und ob sie noch leben und dann ist es vorbei und man geht nach Hause. Oder Onyx geht in ihr Hotel, wo sie meist eh noch ein paar Stunden an etwas anderem arbeiten muss.
Schlussendlich sitzt sie auf ihrem Bett, draußen ist es dunkel und ihr Blick geht zu dem Zettel, den sie endlich wieder hervorgeholt hat.
Alucards Nummer.
Einerseits würde Schreiben nicht viel kosten, außer Zeit... andererseits hat sie nicht viel Möglichkeiten genau diese kostbare Zeit zu verschenken. Ach scheiß drauf, sie muss ihm ja nicht gleich zurückschreiben. Tief holt sie Luft, klatscht sich selbst auf die Wangen und stößt die Luft wieder aus.
Okay.
Sie schafft das.
Es ist nur Text, nichts anderes.
Vielleicht hilft es, die Person hinter der Rasse kennenzulernen und wenn das klappt, dann wird das unter Umständen einfacher. Mag sie die Person, kann man mit anderen Dingen sicherlich einfacher umgehen. 

Also speichert sie die Nummer ein und schreibt ihm ein kurzes ‚Hey' über Whatsapp, bevor sie sich fertig zum Schlafen gehen macht. Alucard zieht eine Augenbraue hoch, als sein Handy vibriert und er lässt das Weinglas sinken. Wer schreibt ihm jetzt bitte?!
Seras kann ihn über Gedanken erreichen, die Lady schläft schon und sonst würde es niemand wagen, ihn um diese Uhrzeit anzuschreiben. Huh, unbekannte Nummer über Whatsapp? Mit einer hochgezogenen Augenbraue öffnet er den Chat und sieht sich das Profilbild an.
Ah, Onyx.
‚Hat gedauert, aber besser spät als nie'.
Sind dann doch ein oder zwei Tage ins Land gegangen, bevor sie ihm geschrieben hat.
‚Ersaufe in Arbeit'.
Wundert ihn nicht, immerhin schaut er immer mal wieder vorbei und auch wenn sie es nicht mitbekommt, so bekommt er jedoch mit wie erschöpft jeder in diesem Büro wirkt.
‚Ergebnisse kommen voran?'
Ein schlichtes ‚ja', kommt und er weiß nicht einmal, was er darauf antworten soll. Plötzlich steht die alte Frau neben ihm und er zerbricht mit seiner Hand vor Schreck das Weinglas, während er sein Handy fast fallen lässt. „WIE!", faucht er sie an, doch sie winkt nur ab. „Beruhig dich, mein Lieber. Jetzt zeig doch mal her..."
Dabei setzt sich Gertrude ihre Lesebrille auf, schiebt sie sich ein wenig nach unten und liest den Chat durch. „Hm, sie ist ziemlich müde so wie es aussieht. Sei doch so lieb und frag sie, wie es ihr geht, ja?"
Alucard, der sich gerade erst wieder beruhigt hat, mustert sie perplex. „Ich soll... was? Ja, nein. Warum sollte ich das fragen?"
Die blauen Augen mustern ihn über die Brille hinweg. „Wenn sie dir vertrauen soll, solltest du eine Grundbeziehung aufbauen. Die Basis einer jeden Freundschaft, hattest du jemals gute Freunde, Alucard?"
Na also langsam wird die Frau ganz schön persönlich. 

„Ich schreibe ihr das, wenn man mir verrät, wie es möglich ist aus der Seelenhölle zu kommen ohne dass ich die direkte Erlaubnis gegeben habe!" Gelassen winkt Gertrude ab und steckt die Brille wieder weg. „Ach was, das ist kein Hexenwerk. Püppi ist ein sehr feiner Junge."
Püppi ist-
Ugh, dieser verdammte Köter. „So, ich habe meinen Teil erledigt. Jetzt schreib ihr das endlich, wir hatten eine Abmachung." Brummend zieht er sich den Handschuh aus, mit dem er das Glas zerstört hatte und holt sich einen neuen aus der pocket Dimension, bevor er ihr wirklich schreibt, wie es ihr geht. „Zufrieden?"
Mit einem engelsgleichen Lächeln tätschelt sie ihm den Kopf. „Vollkommen. Aber noch einmal wegen der Küche..."
„Man sollte es nicht übertreiben", erwidert der Urvampir nur und sieht die blauen Haken an seiner Nachricht. Aber sie schreibt nicht. Er kann ihr nicht verübeln, dass sie verwirrt ist.
Und genau das ist Onyx. Extrem. Das geht so extrem aus der bisherigen linearen Konversation die rein sachlich geblieben ist, dass es sie einige Sekunden braucht, um auch nur irgendwie auf eine Antwort zu kommen.
‚Ausgelaugt, muss aber gehen. Bei dir?'
Ganz ehrlich, was soll man anderes schreiben?
Zurück kommt nur ein: ‚Absolut gelangweilt'.
Das lässt sie kurz laut Schnauben, sie hätte genug Arbeit für ihn!
‚Wir brauchen mehr Leute die sich auskennen. Tust du es? Dann kann ich dir genug Arbeit anbieten'.
Bei dieser Nachricht fällt dem Urvampir noch ein Ding ein und er schmunzelt.
‚Brauchst du Hilfe? Ich hab vielleicht ein paar Seelen die helfen könnten'.
Kurze Funkstille, bevor sie ein paar Fragezeichen schickt.
‚Brauchst du Hilfe, ja oder nein'.
Ein kurzes ‚ja' wird zurückgeschickt und er nickt leicht. Das sollte das kleinste Problem sein.

Demonic ArtefactsWhere stories live. Discover now