47. Kapitel

18 2 5
                                    

So viel Zeit hatten wir in den Fluchtplan investiert und nie hatte ich mich gefragt,
ob die Duvals ebenfalls in Gefahr waren.

Samuel machte ein Gesicht wie jemand, der auf etwas Bitteres gebissen hatte.

Ich sprang auf und wartete nicht auf eine Antwort. Ich rannte ins Wohnzimmer und zog Sophie von einem Typen weg.

„Ist Amelie noch da?"

Sophie sah mich erschrocken an. „Nein, sie ist vor zehn Minuten mit Yanis gegangen, das weißt du doch."
  
Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und wählte ihre Nummer. Es klingelte, doch sie ging nicht ran. Ich sah mich um und hielt einen Jungen, den ich mit Yanis gesehen hatte, am Shirt fest.

„Yanis ́ Nummer, schnell!" Als er sie gefunden hatte, riss ich ihm das Handy aus der Hand. Er machte den Anschein, sich beschweren zu wollen, doch dann tauchte Samuel neben mir
auf.

Yanis ging ebenfalls nicht ans Telefon.

„Wir müssen ihnen hinterherfahren", sagte ich, doch Samuel hatte sich schon vor mich gestellt.

„Ich versuche, dich zu schützen, und du läufst ihnen freiwillig in die Arme?"

„Und was ist mit Amelie? Vielleicht sind die Typen noch nicht da und wir können Amelie und Yanis rausholen."

„Wahrscheinlich tun sie ihnen nichts. Sie sind hinter dir her. Außerdem ist das Risiko zu hoch."

„Wahrscheinlich tun sie ihnen nichts?" Ich versuchte, an ihm vorbeizukommen, doch er stellte sich mir in den Weg.

„Geh zur Seite! Ich meine das ernst! Ich verzichte auf deinen Schutz!"
  
Er trat zur Seite und ich stürmte durch den Flur zur Haustür hinaus. Als ich die Straße erreicht hatte, tauchte er wieder neben mir auf.

„Los komm, steige ein, ich fahre dich, du Sturkopf." Wir hatten kaum die Hauptstraße erreicht, als mein Handy piepte. Amelie und Yanis waren am Haus und gingen durch die Eingangstür. Ich wählte den Festnetz-Anschluss im Haus an, doch keiner nahm ab.

Meine Panik stieg ins Unermessliche.
Jeden Moment konnten die Typen auftauchen.

„Das ist alles deine Schuld. Hättest du mir gleich gesagt, was los ist, hätte ich sie nie gehen lassen."

Samuel reagierte nicht. Der Wagen rutschte in voller Geschwindigkeit durch die Kurven. Ich hielt mich krampfhaft am Türgriff fest. In wenigen Minuten würden wir da sein.

Wieder piepte mein Smartphone. Hoffentlich nur Amelie, die etwas im Auto vergessen hatte! Doch auf dem Display erkannte ich drei Männer, die Schwerter bei sich trugen. Es waren die, die ich auch auf der Lichtung gesehen hatte.

„Verdammt. Sie sind wirklich nicht tot."

Samuel warf einen Blick auf mein Display, dann bremste er den Mercedes aus voller Fahrt ab und fuhr rechts ran.

„Natürlich sind sie nicht tot. Vertraust du mir nicht?"

„Soll das ein Witz sein? Natürlich vertraue ich dir nicht. Du verheimlichst mir, was hier los ist. Würdest du dir vertrauen?"

Samuel gab einen knurrenden Ton von sich und wich meinem Blick aus.

„Fahr weiter!", schrie ich ihn an.

„Es ist zu spät, Liv." Es waren nur noch 500 Meter bis zum Haus. Ich griff nach dem Türöffner.

„Sitzenbleiben!", fuhr er mich an.

„Dann fahr weiter, sonst steige ich aus."

Über seiner Nase hatte sich eine lange Furche gebildet.

Das LOS der EwigkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt