Kapitel 4

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♠Yves♠

Nachdem George bei mir im Büro war, überlegte ich fieberhaft, woher er wusste, dass Phoenix mit der Polizei zu tun hatte und wie ich der Drohung von ihm entgegentreten soll. Ich kann Georges Reaktion auch gar nicht nachvollziehen, denn keiner außerhalb weiß davon, mal abgesehen von Phoenix Followern. Doch ich denke nicht, dass unter ihnen einer aus dem Wahlkampfbüro ist und ansonsten wissen die gar nicht, wo er arbeitet, geschweige denn wo er wohnt. Darauf hatten wir explizit geachtet, als Phoenix mit dem Streamen anfing. Naja okay, einer kennt Phoenix wie seine eigene Hosentasche. Aber ich denke nicht, dass Phoenix bester Freund mit seinem Wissen hausieren gehen würde.

Also muss jemand hier im Büro etwas gehört und George davon unterrichtet haben. Was anderes konnte ich mir einfach nicht vorstellen.

Als ich am Abend nach Hause kam, habe ich für mich entschieden, noch nichts wegen Phoenix zu unternehmen, sondern am nächsten Tag noch einmal mit George zu sprechen. Phoenix hat sich niemals was zuschulden kommen lassen. Woher seine offensichtliche Abneigung ihm gegenüber kommt, kann ich nicht nachvollziehen. Denn außer dass Phoenix ein wenig bunt und aufmüpfig und immer gut gelaunt ist, hat er nie etwas getan.

George meinte vom ersten Geschäftsessen an, bis heute, dass Phoenix mir nicht gut tun würde. Zu jung, zu schrill, zu viel Party und vorallem kein Vorzeigeboy. Er würde einfach nicht zu so einem hochgeschätzten Anwalt wie mir passen. Lange habe ich mir das angehört, bis ich George irgendwann darum gebeten habe, es sein zu lassen, sonst würde ich gehen und das würde er ja sicher nicht wollen. Denn ich bin sein bestes Pferd im Stall und wenn ich gehe, gehen die beiden anderen Anwälte auch. Und mitten im Wahlkampf drei neue Anwälte zu finden ist vollkommen unmöglich. Also knirschte er mit den Zähnen rümpfte die Nase und verließ mein Büro. Die nächsten Jahre blieb er ruhig, erst gestern fing er wieder damit an.

Das Klopfen an meiner Bürotüre lässt mich aufschauen, hoffentlich ist es George, dann kann ich gleich darauf ansprechen.

"Herein?", antworte ich, doch es ist nicht George, der reinkommt, sondern einer meiner Anwaltskollegen.

"Was gibt es Michael?", frage ich ihn und schiebe die losen Blätter auf meinem Schreibtisch zu einem Stapel zusammen.

"Mir wurde eben gesagt, dass es deinem Mann wohl nicht besonders gut ginge und er das Gebäude verlassen hat."

Ich ziehe die Augenbrauen nach oben, bevor ich sie zusammenziehe und Michael ungläubig ansehe.

"Wieso sollte Phoenix nach Hause gehen? Heute morgen ging es ihm noch sehr gut."

Was ich mit gutem Gewissen bestätigen kann, nach dem Blowjob den er mir heute früh unter der Dusche gegeben hat. Also warum sollte es ihm nun schlecht gehen?

"Frag mich nicht, ich gebe es nur weiter, weil ich eh auf dem Weg zum Boss war."

"Okay, danke Michael, ich kümmer mich darum."

Ich nehme mein Handy in die Hand, das vor mir auf dem Schreibtisch liegt und wähle Phoenix Kurzwahlnummer. Doch auch nach einer Ewigkeit des Klingelns nimmt er nicht ab. Was ist denn bloß los?

Ein "Pling" macht mich auf eine neue Nachricht aufmerksam. Ich öffne den Chat und sehe, dass sie von Phoenix ist.

>Klo<

Steht nur drin und lässt mich schmunzeln. Auch nach Jahren, die wir nun schon zusammen und verheiratet sind, telefoniert er nicht mit mir, wenn er auf dem Klo ist. Also antworte ich ihm:

>Alles klar. Rufst du mich kurz an wenn du fertig bist?<

>Ich weiß nicht, wie lange es dauert. Mir geht es so schlecht, dass ich sogar heule wie ein Baby. Schatz, ich weiß nicht, was passiert ist. Plötzlich hatte ich Bauchschmerzen und musste aufs Klo, zudem verschwamm alles vor meinen Augen und mir war schwindelig.<

Oh nein, das hört sich nicht gut an. Vielleicht hat er sich etwas eingefangen, oder etwas falsches gegessen. Ich überlege, ob ich nach Hause gehen soll, um nach ihm zu sehen.

>Soll ich nach Hause kommen und dich zum Arzt bringen?<  Frage ich Phoenix daher, so liegt die Entscheidung nicht bei mir.

Zehn Minuten warte ich auf die Antwort, die nicht kommt, also packe ich meine Sachen und gehe nochmal bei George im Büro vorbei.

"George, ich mach heute früher Schluss. Ihr schafft das ja ohne mich ganz gut."

"Mach ruhig. Der Kleine braucht jetzt sicher seinen Daddy, wenn es ihm so schlecht geht", antwortet Michael, der immer noch hier drin sitzt, als wäre es sein Büro.

"Bitte was?", frage ich ungläubig. Hat er das wirklich gerade gesagt?

"Alles gut Yves, geh ruhig und kümmer dich um deinen Mann", redet George dann dazwischen und nimmt mir kurz den Wind aus den Segeln.

Kopfschüttelnd drehe ich mich um und verlasse das Büro und das Gebäude. Ich habe jetzt wirklich keine Zeit für sowas.

Auf dem Weg nach Hause klingelt mein Handy. Über den Bordcomputer meines Autos nehme ich das Gespräch an.

"Moreau?"

"Hey ich bin es."

Kurz muss ich überlegen, zu wem diese Stimme gehört, aber dann fällt es mir ein.

"Flatt, was kann ich für dich tun?", frage ich den Detective.

"Ich wollte nur eben Bescheid geben, dass die Anzeige gegen deinen Mann zurückgezogen wurde. Gegen den Ladenbesitzer wird nun wegen Betruges ermittelt. Ich habe versucht, Mister Moreau anzurufen. Auch um ihm zu sagen, dass seine Anzeige gegen den Ladenbesitzer läuft. Da er nicht ran geht, dachte ich, ich sage einfach kurz dir Bescheid."

"Oh das ist wunderbar, ich danke dir. So eine gute Neuigkeit braucht mein Mann gerade, ich werde es ihm ausrichten, vielen Dank."

Nachdem ich aufgelegt habe, rufe ich Phoenix noch einmal an und gebe dann ein wenig mehr Gas, denn er geht immer noch nicht an sein Handy. Es gibt eigentlich keine Sekunde wo er es nicht in der Hand hält. Okay, doch, wenn wir schlafen gehen, aber auch da braucht er ewig, bis er es endlich weglegt. Aber genau aus diesem Grund steigt meine Sorge fast ins Unermessliche.

Am Haus angekommen, springe ich förmlich aus dem Wagen. Eile hinein und begebe mich sofort zum Bad. Was ich da sehe, lässt mein Herz zu Phoenix auf den Boden rutschen. Er liegt in Embryostellung dort, wiegt sich hin und her und schluchzt.

"Oh mein Gott Papillon", rufe ich, gebe ihm einen schnellen Kuss auf die total verschwitzte und glühende Stirn, schiebe einen Arm unter seine Beine und den anderen unter seinen Rücken, hebe ihn hoch und trage ihn zum Auto.

Das kann ja kein normaler Magen-Darm Infekt sein, oder? Besser ich bringe ihn ins Krankenhaus. 

Resort de la Pheya 16 - PhoenixWhere stories live. Discover now