Kapitel 13

179 55 17
                                    

♠Phoenix♠

Zur Hölle, wieso ist es hier so hell? Und wieso tanzen in meinem Kopf so viele kleine Bauarbeiter den Presslufthammertanz? Das ist ja nicht auszuhalten. Ich drehe mich in meinem Bett, sodass ich auf dem Bauch liege und grabe meinen Kopf in das weiche Kissen unter mir.

"Also einen schönen Arsch hat er ja", höre ich da plötzlich jemanden flüstern, gefolgt von einem lauteren, mahnenden "Eric!" Besagter Eric kichert und ich kann ein Kussgeräusch hören.

Was zum Teufel ist in meinem Zimmer los? Wer ist das und vor allem was machen die hier? Stöhnend, da mein Kopf immer schlimmer zu werden scheint, drehe ich mich wieder zurück auf den Rücken und strecke mich ausgiebig bevor ich zusammenzucke. Denn wenn besagter Eric meinen Arsch hat begutachten können, dann sicher auch meine Vorderseite.

Noch mit geschlossenen Augen, taste ich nach der Decke und ziehe sie über meine Mitte, bevor ich mich dann auf die Unterarme stütze und die beiden Männer vor mir auf dem Sessel anstarre.

Der eine von den Beiden kommt mir vage bekannt vor, doch will mir sein Name nicht einfallen.

"Was macht ihr in meinem Zimmer und wer seid ihr?", frage ich demnach. Die beiden sehen sich an, was den kleineren von beiden kichern und den anderen empört dreinschauen lässt.

"Ich bin Damon, der Barkeeper und das ist mein Partner Eric. Wir wollten dich nicht alleine lassen, nach deinem Saufgelage heute Nacht."

Ah, darum kommt er mir so bekannt vor.

"Danke, aber das war nicht nötig, mir geht es gut", lüge ich. Da die beiden mich eh nicht kennen, wird ihnen das gar nicht auffallen, sodass sie dann hoffentlich abhauen. Ich will meine Ruhe. Was auch ein Grund ist, weshalb ich Yves nicht zurückgerufen habe, nachdem ich durch meine peinlichen Videos gescrollt habe. Seit dem Tag bin ich auch nicht rangegangen, als er mich angerufen hat. Ich will nichts erklären müssen, was ich nicht erklären kann. Ich weiß selbst nicht, was da passiert ist. Was mit mir passiert ist. Ich war so durch wie schon lange nicht mehr. Und am Schlimmsten war einfach, dass ich wieder in alte Verhaltensmuster gefallen bin, obwohl ich mir geschworen hatte, dass sowas nie wieder passieren wird.

"Lügst du oft über deinen Zustand?", fragt mich plötzlich der Barkeeper und sieht mich skeptisch an.

"W-wieso sollte ich lügen?" Ich setze mich richtig auf und rutsche aus dem Bett, um mir irgendetwas anzuziehen. "Ich weiß doch wohl am Besten, wie es mir geht", behaupte ich und ziehe mir ein paar Klamotten aus meinem immer noch offen herumliegenden Koffer. Mit der Decke um meine Hüfte verschwinde ich im Bad und starte die Dusche. Hoffentlich sind die Beiden wieder weg, wenn ich fertig bin. Doch als ich zwanzig Minuten später aus dem Bad herauskomme, sitzen sie immer noch zusammen auf dem Sessel.

"Komm, setz dich, ich möchte mich gerne mit dir unterhalten", sagt Damon etwas erschöpft. Wie lange sie wohl schon hier sind? Das Einzige, was ich noch weiß von gestern Abend ist, dass ich ziemlich viel getrunken habe und ganz vage, dass ich gekotzt habe und mir jemand dabei den Rücken gestreichelt hatte. Ob er das war? Oder sein Partner?

"Ich habe damals auch alle und jeden um mich herum angelogen. Mir ging es auch immer gut und ich wollte nicht wahrhaben, dass ich ein Problem habe. Bis ich ganz unten am Boden ankam. Und ohne Phedokas Hilfe wäre ich heute nicht seit über zehn Jahren clean und hätte einen Job."

"Und du willst nun meine Phedoka sein, weil du Mitleid hast und denkst, ich bräuchte jemanden? Sorry, aber da irrst du dich. Es mag sein, dass ich in letzter Zeit viel trinke, aber ich habe mich gut unter Kontrolle", behaupte ich. Er muss ja nicht wissen, dass ich fast jedesmal einen Filmriss habe. Ich will einfach nicht, dass sich irgendwelche Leute in mein Leben einmischen.

Wenn er es zugelassen hat, dass sich diese, Phedoka, in seines einmischt, ist das seine Sache, aber ich brauche das nicht. Noch bin ich nicht am Boden und ich werde da auch nicht hinkommen.

Seufzend sieht Damon zwischen mir und seinem Partner hin und her.

"Wenn er nur halb so schlimm ist wie ich war, dann muss ich mich wirklich noch viele Male bei Phe entschuldigen. Ich hab jetzt schon keine Lust mehr mit ihm zu sprechen", meint er, schiebt seinen Partner von seinem Schoß und läuft Richtung Ausgang. "Das hat keinen Wert so. Du bist ziemlich uneinsichtig und stur. Du hast die letzten Tage so viel getrunken, dass du nicht einmal mehr weißt, wie vielen Leuten du vor den Kopf gestoßen, oder wen du alles beleidigt hast. Wunder dich nicht, wenn die Chefinnen dich hier rausschmeißen, bevor dein Mann hier auftaucht", faucht er mich an und öffnet die Türe. Sein Partner hinter ihm, sieht mich nur mitleidig an und zuckt entschuldigend die Schultern.

"Falls du doch das Bedürfnis hast mit Damon zu sprechen, denn er kann dir ganz bestimmt helfen, dann scheu dich nicht und melde dich, okay? Er meint es nicht böse. Er weiß nur ganz genau, was du gerade durchmachen musst."

Er streckt mir ein Kärtchen entgegen, das ich etwas zögernd annehme. Lächelnd verabschiedet er sich und dann bin ich endlich alleine.

Meine Gedanken springen zu meinem Mann. Vielleicht sollte ich mich zu Anfang mal bei ihm melden, bevor er umkommt vor Sorge. Ich weiß dass er sich sorgt.

Aber jetzt mal im Ernst, was bildet der Barkeepertyp sich eigentlich ein? Will er den heiligen Samariter für alle spielen, die mal ab und zu ein wenig mehr trinken? Soll mich in Ruhe lassen mit dem Scheiß. Ohne dass ich die Karte noch einmal ansehe, schmeiß ich sie in den Mülleimer, der direkt neben meinem Nachttisch steht. Dann schnappe ich mir meine Zimmerkarte und meine Tasche und verlasse ein Zimmer.

Resort de la Pheya 16 - PhoenixWhere stories live. Discover now