Kapitel 9

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♠Yves♠

"Als ich deinen Namen auf meinem Handydisplay sah, dachte ich schon ich bin jetzt ganz verrückt. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass du dich je wieder bei mir melden würdest", begrüßt mich mein Ex, als er die gläserne Labortüre aufschiebt.

"Ich habe kein Problem mit dir persönlich, Liam, nur mit der Art und Weise, wie du dich Phoenix gegenüber verhalten hast", antworte ich ihm auf seine überraschte Aussage.

"Ja, das stimmt und das tut mir auch heute noch unendlich leid. Wie geht es ihm?"

"Im Moment nicht wirklich gut. Es ist vieles passiert, darum bin ich auch hier. Ich wusste nicht, zu wem ich sonst gehen sollte", sage ich ehrlich und Liam zeigt auf einen der Stühle, die an einem der Labortische stehen. Ich setze mich, in einer Plastiktüte den Flachmann von Phoenix.

"Kein Problem, ich helfe gerne wo ich kann, das solltest du eigentlich wissen."

Ich kann den anklagenden Unterton aus seiner Stimme heraushören und er hat nicht ganz unrecht.

Liam und ich waren, bevor ich mit Phoenix zusammenkam, ein Paar. Nicht lange, nur ein paar Monate, jedoch war unsere Beziehung eher auf Sand gebaut. Hinter meinem Rücken hat sich ein Schauspiel aus Eifersucht und Lügen abgespielt, was ich erst im Nachhinein mitbekam. Erst als Phoenix den Mut aufgebracht hat, mich auf die Seite zu ziehen und mir alles zu erzählen.

"Tut mir leid, Yves, ich wollte nicht so harsch rüber kommen", entschuldigt er sich für seine Worte. Seine Hand gleitet über sein Gesicht und reibt sich dann mit zwei Fingern die Nasenwurzel. Er sieht erschöpft und total überarbeitet aus.

"Machst du eigentlich auch mal eine Pause? Urlaub? Du siehst müde aus."

"Zu viel zu tun", gibt er kopfschüttelnd zurück und zeigt auf die Plastiktüte in meiner Hand.

"Ah ja, genau das ist es, was ich dir geben wollte. In dieser Tüte befindet sich ein Flachmann mit Schnaps und ich möchte wissen, ob da noch etwas anderes mit beigemischt ist."

Liam nimmt die Tüte in seine Hand und sieht mich mit großen Augen an.

"Den hab ich Phoenix geschenkt, zum 21. Eigentlich sollte es nur ein Jux sein. Er benutzt ihn?"

Seufzend setzt er sich nun auch auf einen der Stühle.

"Leider ja", antworte ich ihm und erzähle ihm alles. Vom Ladenbesitzer bis hin zum Mobbing im Wahlkampfbüro.

Am Ende meiner Erzählung steht er kreidebleich auf, öffnet den Flachmann und schüttet den Inhalt in einen Stehkolben.

Dann legt er den Flachmann daneben und stützt sich mit gesenkten Kopf und beiden Händen auf der Arbeitsplatte ab. Sein Körper bebt.

Seufzend stehe ich auf, lege meine Arme um seinen Bauch und ziehe ihn an mich.

"Liam, dafür kannst du nichts, okay?"

"Aber wenn wir noch befreundet wären, würde er noch hier arbeiten anstatt bei dir und wäre auch kein Influencer geworden. Wäre ich doch einfach wie immer still geblieben!""

Er dreht sich in meinen Armen um und legt seinen Kopf an meine Schulter.

"Es tut mir wirklich schrecklich leid, Yves."

"Das weiß ich. Aber das musst du mir nicht sagen. Seit das passiert ist, habt ihr nicht einmal darüber geredet. Du hast es einfach hingenommen, dass Phoenix seine Freundschaft zu dir gekündigt hat. Ich wette, er hätte es verstanden, wenn du ihm deine Gefühle erklärt hättest."

Resort de la Pheya 16 - PhoenixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt