Weihnachtsstress.

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Und wieder einmal saß eine Horde Menschen in Sasukes Wohnzimmer, wo der große Baum in der Mitte des Raumes stand, der sein hübsches Gesicht an der Spitze trug und das, Himmel sei dank, niemand kommentierte.

Mit dampfenden Tassen Punsch in der Hand, waren alle auf und neben dem Sofa verteilt und redeten über nichts anderes, als das Szenario, wie der miesepetrige Nachbar, Danzo, durch den Schlag des Uchihas zu Boden fiel.

Naruto stand vor dem Fernseher, hob die Fäuste und tat so, als wäre er Sasuke, während Lee den alten Mann nachahmte, eine gespielte Schelle kassierte und sich dramatisch niederließ.
Es war eine schrecklich kindische Inszenierung, aber die Gruppe jubelte darüber.

Sasuke war tief in die Polster der Couch versunken. Mit den Armen vor der Brust gekreuzt, schielte er zu dem Blonden hoch. „Naruto...komm schon", murmelte er und gab seinem Freund einen peinlich berührten Gesichtsausdruck. „Lass gut sein."

Die Blondine spitzte die Lippen. „Aber, Sas, du warst soo cool", schwärmte er. Lee rollte sich in sitzende Position und griff nach seiner Tasse auf dem Couchtisch, um sie in die Höhe zu heben und einen kräftigen Schluck davon zu nehmen.
„Das stimmt! Auf Sasuke! Das war erste Sahne!"

Sasuke wusste nicht, wo er zuerst hinsehen sollte, weil alle mit einem ja oder einem Summen mit der Aussage übereinstimmten. Sogar Hinata, die für gewöhnlich gegen Gewalt war, nickte bekräftigend.

„Jetzt hört schon auf", schnaubte der schwarzhaarige, dabei verdrehte er die Augen über das Maß an Übertreibung „Es war nur ein Schlag ins Gesicht."

„Der es in sich hatte", merkte Suigetsu an „Ich glaube, du hast ihm die Nase gebrochen."
Karin richtete ihre Brille, während sie obendrein ziemlich finster guckte. „Ich will's hoffen."

Naruto grinste frech und sprang auf Sasukes Schoß, ließ die Beine locker über die Lehne am Ende des Sofas hängen und legte die Arme um den Nacken seines Freundes. Er stupste die rechte Wange des anderen mit seiner Nase an, bevor er ein süßes: „Ich liebe dich" schnurrte.

Er schmiegte und kuschelte sich an Sasuke, übersäte ihn mit kleinen Küssen und kicherte, als der Uchiha ihm etwas ins Ohr flüsterte, was der Rest nicht verstehen konnte. Danach fing er an Narutos Hals zu küssen. Der Blonde kicherte wieder und schmuste weiter freudig mit Sasuke herum, als wäre der Besuch überhaupt nicht anwesend.

Ein lautes Räuspern ertönte und trennte die beiden voneinander. „Bitte. Nehmt euch ein Zimmer", schüttelte Sakura mit dem Kopf, bevor sie erschöpft seufzte.

„Sakura-san, bekomme ich auch ein Küsschen?", fragte Lee, voller Hoffnung und drehte einen Mistelzweig zwischen seinen Fingern, den er über ihren Köpfen hielt. Das Mädchen mit den rosa Haaren schnappte mit dem Kinn nach oben. „Nie im Leben", stach sie ihn mitten ins Herz, man konnte fast sehen, wie sich eine schwarze Wolke über Lees Schopf bildete und ihn mit deprimierenden Regen der Abweisung wusch. Sakura drehte sich weg, lächelte in sich hinein. Dem Anschein nach fand sie es amüsant, die Unnahbare zu spielen.

Naruto rutschte von Sasukes Schoß.
Mit den Händen an die Hüften gelegt, stand er nun in der Mitte des Raumes.
„Leute, ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich würde jetzt gerne ein bisschen Zeit mit Sasuke verbringen. Allein."

Der schwarzhaarige fühlte, wie sein Gesicht heiß wurde und fast anfing zu brennen, als ihn alle mit einem wissenden Blick ansahen.
Besonders Suigetsu, der neben ihm saß und dessen Brauen merkwürdige Wellen schlugen.

Sasuke runzelte die Stirn, streckte die Hand aus und schubste das dämliche Gesicht weg. Der Rest lachte, entschied sich aber dazu, dem jungen Pärchen die Ruhe zu lassen, bevor sie noch Zeuge von etwas werden würden, von dem ihnen womöglich kein Therapeut der Welt helfen könnte.

Naruto geleitete den Besuch zur Tür, überreichte jedem noch ein Päckchen Kekse und verabschiedete sich mit einer Umarmung.

Währenddessen gab sich Sasuke damit zufrieden, sich nicht zu bewegen. Er war total erledigt. Von einfach allem. Eigentlich hatte er schon genug von Weihnachten, bevor es überhaupt richtig begonnen hat.

Er wusste gar nicht mehr, wie es war, nicht jeden Tag mit dem Geruch von gebackenen Plätzchen, Apfelsinen, Räuchermännchen oder Tannenzweigen erschlagen zu werden. Von der nervigen Musik wollte er gar nicht erst anfangen.
Aber Naruto liebte Weihnachten und schien beinahe endlose Energie zu haben. Er war glücklich. Und wenn Naruto glücklich war, war Sasuke es auch.

Nach ein paar Minuten kam der kleine Wirbelwind schon wieder zurück und schenkte Sasuke ein schwaches Lächeln, als er sich ihm näherte. „Alles ok?"
Im selben Moment spielte das Radio zum Xten mal All I want for Christmas is you ab.
So viel zum Thema nervige Weihnachtslieder.
„Ugh...ich hasse diesen Song...", stöhnte Sasuke und ließ den Kopf nach hinten fallen.

„Ich liebe dieses Lied!", jauchzte Naruto, fing an zu tanzen und machte einen fröhlichen Wirbel.

„Pass auf die Kabel auf", brummte Sasuke beiläufig und sah auf, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, dass seine Warnung total sinnlos war.
Narutos Fuß verhedderte sich mit der Lichterkette am Weihnachtsbaum , was dazu führte, dass er mit einem dumpfen Schlag auf den Boden knallte.

Sasuke schreckte hoch. „Alles in Ordnung, Babe?", fragte er besorgt, doch als Naruto lauthals zu lachen anfing, ließ er sich kopfschüttelnd wieder nach hinter fallen. „Du Idiot, du hättest fast den Baum mitgerissen", grummelte er und doch war er froh, dass sein Freund unverletzt war.

Mit einer schnellen Bewegung kam Naruto wieder auf die Beine und machte sich auf den Weg zu Sasuke, um sich erneut auf den Schoß seines Liebsten niederzulassen. Der Uchiha legte den Arm über Narutos Schulter und ließ die andere Hand auf dessen Oberschenkel ruhen.
Der Blonde nahm sie in seine eigenen. Hauchzart küsste er die leicht geröteten Fingerknöchel und seufzte verliebt. „Mein Held..."

„Baby, hör endlich auf. Wieso bist deswegen so aus dem Häuschen. Ich würde alles für dich tun, das weißt du. Kein Grund überrascht zu sein."

Naruto benutzte seine freie Hand, um durch das rabenschwarze Haar zu streicheln und es hinter Sasukes Ohr zu stecken. „Ja, aber...du hast diesem Miesepeter eine verpasst, während du einen Weihnachtspullover getragen hast...du warst du sexy..."

Sasuke grinste schief. „Sexy, ja?"

„Mhm...", nickte der Blonde und biss sich auf die Unterlippe. „Du warst ein böser Junge."

„Bekommen böse Jungs Geschenke?"

Naruto küsste wieder Sasukes Fingerknöchel. „Normalerweise nicht, aber...du bist etwas besonderes. Ich denke, ungezogen zu sein, kann durchaus eine gute Sache sein."

„Was für ein Geschenk bekomm ich?", fragte Sasuke leise, in den Augen ein unschuldiges Glitzern. Naruto rutschte ein bisschen zurück und streckte ihm die Zunge heraus.
„Dummer Sas, Weihnachten ist erst in zwei Tagen. Du musst leider bis dahin warten."

Daraufhin packte Sasuke Narutos Hand und drückte sie in seinen Schritt. „Aber das kann nicht warten", drang es in Form eines kleinen Jammers an Narutos Ohren. Der jüngere seufzte hitzig.

Sasuke brauchte gar keine Geschenke zu Weihnachten. Naruto war alles, was er jemals wollte. Und mit den Fingern durch blondes Haar zu streicheln, sanft daran zu reißen, während der hübsche Kopf auf seinem Schoß auf und ab wippte, war mehr als genug, um für ein paar Minuten all dem Stress entfliehen zu können, der ihn die letzten Tage gejagt hatte.
Selbst die furchtbare Musik, die im Hintergrund weiter trällerte, wurde von den unzüchtigen Geräuschen des außerordentlich begabten Mundes übertönt.

Sasuke war kein Feiertagsmensch, aber mit Naruto lohnte es sich, jeden Moment davon zu genießen.

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1217 Worten

Weihnachts-ShortShotsStory -  SasuNaruWhere stories live. Discover now