10. Want to be happy

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Ist das Leben nicht wie ein Spiel? Du kannst alles auf eine Karte setzen und dabei gewinnen – oder verlieren.


Der junge Mann aus der U-Bahn hatte es doch tatsächlich geschafft, ihr seine Telefonnummer anzudrehen. Leicht verärgert wollte Yuna den Zettel zerknüllen und fortwerfen, aber dann überlegte sie es sich doch anders und las ihn durch.


+49 123 456 899


Chris ♥️


Er hatte in flüchtiger Schrift draufgekritzelt. Wann hatte er überhaupt Zeit dazu gehabt? Gab er vielleicht jedem zweiten Mädchen in der U-Bahn einen Zettel mit seiner Handynummer?


Ohne weiter darüber nachzudenken schon die junge Frau den Zettel in ihre Hosentasche und wendete sich dem Stapel Dokumente zu, den Daehyun ihr mitgegeben hatte. Sie füllte die Dokumente zu ihrer Person aus und heftete alles ordentlich in einer Akte ab, nicht ohne vorher eine Kopie zu erstellen.


Das nächste Treffen war tatsächlich schon für den nächsten Tag vereinbart worden. Daehyun hatte jedoch darauf bestanden, sich außerhalb der Agentur zu treffen und Yuna könnte ihn durchaus verstehen. Das Gebäude wirkte so langweilig und eintönig.


Morgen, um 9 Uhr vor dem kleinen Café um die Ecke. Es war die Idee des Musikers gewesen. Es war zwar nicht gerade etwas, was sie von ihm erwartet hatte, aber es machte ihn nur noch sympathischer.


Yuna warf den Gedanken beiseite und ging in die Küche, um sich etwas für den Abend zu kochen. Zum Glück war noch ein Eintopf vom Vortag übrig und sie musste nichts neues zubereiten. Mit ein wenig Chili und Paprikagewürz verfeinerte sie das Gericht und wärmte es auf.


Im Anschluss griff sie sich ein Paar Essstäbchen – noch so ein Tick- und schlang in Rekordgeschwindigkeit den Eintopf runter.


Es gab Tage, an denen brachte sie keinen Bissen herunter. Schön, dass es heute mal zur Abwechslung nicht so war. Nachdem sie hinter sich aufgeräumt hatte, wollte sie sich eigentlich wieder ihren Verträgen widmen, hielt es aber nicht mehr aus und stellte sich stattdessen unter die Dusche.


Das warme Wasser rann durch ihre Haare und ihren Körper hinab. Ihre angespannten Muskeln lockerten sich und die eisige Kälte wich aus ihren Gelenken. Yunas Blick fiel auf ihr linkes Handgelenk, welches blau und violett leuchtete. Hätte sie doch nur besser aufgepasst.


Sie ließ sich noch etwas Zeit, nachdem sie mit ihrer Haarpflege fertig war. Zeit für sich ließ sie sich eigentlich selten, denn dabei dachte sie viel zu viel nach. Wie ihr Leben wohl verlaufen wäre, wenn...


Nein. Alles war so, wie es sein sollte und es brachte nichts, über die Vergangenheit zu klagen. Sie sollte sich lieber auf die Zukunft konzentrieren.


Als die junge Frau vor dem Waschbecken stand und sich die Zähne putzte, fiel ihr Blick in den Spiegel.


Im Stillen dankte sie Gott dafür, dass sie sich nicht mehr vor Spiegeln und Scherben in Sicherheit bringen musste. Dass sie ihr Leben nicht jeden Moment hinterfragen musste.


In den vergangenen vier Jahren hatte sie wirklich eine 180° Wendung hinbekommen und war stolz auf sich.


Yuna brauchte keine Anerkennung, um ihren Erfolg zu sehen. Sie hatte es geschafft, in einer der besten Agenturen im Entertainment-Bereich ausgebildet und angestellt zu werden.


Dabei hatte es genug Hindernisse gegeben, trotzdem war sie so weit gekommen. Es hatte keine Freunde gegeben, die die Dinge für sie geregelt hätten.


Nein, Yuna hatte ihr Leben selbst in die Hand genommen. Sie hatte alles auf eine Karte gesetzt – und gewonnen.


Schon etwas müde - es war bereits nach 22 Uhr – lief sie in ihr Schlafzimmer. Eigentlich hatte sie noch zu tun, aber stattdessen stellte sie sich einfach einen Wecker für 7:30 Uhr und genoss die Gewissheit, heute ausnahmsweise nicht bis nach Mitternacht wach zu liegen, von ihren verdammten Gedanken geplagt. Tatsächlich schlief sie direkt ein.


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🫶🏻

Mirror Gaze-Wenn das letzte Licht erlischtWhere stories live. Discover now