12. Dazed

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Der schrille Weckton riss Yuna unerwartet aus ihrem Traum. Benommen strich sie mit dem Finger über ihre Lippen, die Erinnerung an den Traum verblasste langsam. Sie schnaubte. Mit den sonderbaren Träumen war es also doch nicht vorbei.

Im Geiste ging sie nochmals durch, was für den Tag anstand. Das Treffen mit Daehyun auf jeden Fall...außerdem müsste sie wieder einmal einkaufen gehen. Bei dem Gedanken an diese verhasste Tätigkeit verzog sie ein wenig das Gesicht, bevor sie sich schließlich vom Bett erhob. Ihr blieben anderthalb Stunden bis zu ihrer informellen Verabredung mit dem Künstler.

Die Dokumente des gestrigen Abends warteten noch darauf, bearbeitet zu werden. Sie verdrehte die Augen und murmelte etwas unverständliches, bevor sie ihrer üblichen Morgenroutine folgte.

Als sie sich die Zähne putzte, fielen ihr in ihrem Spiegelbild im Badezimmerspiegel die dunklen Schatten unter ihren Augen auf. Wie eigentlich jeden Morgen, oder nicht?

Als sie später an ihrem Schreibtisch saß und sich um die Dokumente kümmerte, begann sie leise zu summen.

„What have I done? I was dazed, I was drunk. Shouldn't have stayed, but is it my fault? Looking in the mirror now I can't believe, I just see your eyes filled with grief..."

Leicht verwundert bemerkte sie, dass sie das Lied des mysteriösen Sängers aus ihrem Traum nachsang.

Eine Weile später war Yuna ganz vertieft in ihre Arbeit, als sie für ein paar Minuten einnickte.

Der dunkle Raum um sie war kalt und alles andere als einladend. Yuna fühlte sich wie betrunken, ihr war schwindlig. Halt suchend lehnte sie sich an die Wand vor ihr, nur um zu sehen, dass es ein Spiegel war. Die Kälte kroch durch die silbrige Oberfläche langsam in ihre Finger.

Sie hätte ihn wohl nicht kommen sehen, wenn seine Reflektion im Spiegel ihn nicht verraten hätte.

„What have I done? I was dazed, I was drunk. Shouldn't have stayed, but is it my fault? Looking in the mirror now I can't believe, I just see your eyes filled with grief..."

In diesem Moment schreckte sie wieder hoch. Ein Blick auf das Display ihres Smartphones genügte, um Yuna zu zeigen, dass sie gerade rechtzeitig zu ihrem Treffen mit Daehyun war. Fluchend griff sie nach Handtasche und Jacke und verließ die Wohnung.

Hastig eilte die junge Frau auf den kleinen Imbiss zu, sie sah Daehyun bereits am Eingang der Einrichtung auf sie warten. Er trug Klamotten, die nicht so recht zu dem alltäglichen, leicht heruntergekommenen Aussehen der Umgebung passen wollten. Obwohl sie durchaus einen relativ einfachen Eindruck machten, sah man ihnen den hohen Wert an, wenn man ein geübtes Auge hatte, so wie Yuna.

Er sah etwas verloren aus, wahrscheinlich dachte er, Yuna hätte ihn versetzt.

Nein. Yuna war immer pünktlich.

Mit ausdruckslosem Gesicht lenkte sie ihre Schritte in seine Richtung.

„Guten Tag."

Mirror Gaze-Wenn das letzte Licht erlischtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt