11. Red Lights

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Um sie herum pulsierte und pochte alles, sogar die Luft. Yuna versuchte einen Schritt zu machen, was sich beinahe als unmöglich erwies. Der nasse schwarze Asphalt bebte in regelmäßigen Stößen unter ihren Füßen, zwar nicht stark genug, um sie zu Fall zu bringen, aber dennoch spürbar kräftig.

Seltsame Hitze senkte sich auf sie hinab und umwirbelte ihre Haut. Bis jetzt war alles dunkel gewesen, jetzt blitzte beim jedem Pulsschlag der Erde tiefrotes Licht auf und erhellte sekundenlang die Umgebung. Leuchtend karmesinfarbene Seidenbahnen schwebten fließend in der Luft.

Yuna fiel das Atmen ungleich schwerer, trotzdem verschnellerte sich ihr Pulsschlag und leichte Wellen von Schwindelkeit überrollten sie.

Irgendwo in der Ferne sang eine fremde Stimme etwas, doch sie war zu leise um dem Gesang Worte entnehmen zu können. Etwas an der Stimme machte Yuna stutzig. Obwohl sie beruhigend und ruhig wirkte, rief sie auch leichte Panik in ihr hervor. Langsam kam sie näher.

Immer näher.

Yuna verspürte den Drang, fortzulaufen, aber sie rührte sich nicht vom Fleck. Jetzt konnte sie auch einzelne Worte verstehen. Zu ihrer Überraschung waren sie auf Englisch. „What have I done? I was dazed, I was drunk. Shouldn't have stayed, but is it my fault? Looking in the mirror now I can't believe, I just see your eyes filled with grief..."

Die männliche Stimme hatte einen dynamischen Klang, aber die Melodie hatte einen melancholischen, fast traurigen Zug. Wie Wüstenwind.

Weiteres hörte sie nicht mehr, denn ihr Fluchtinstinkt war endlich erwacht. Trotz der Erschütterungen des Bodens und der seltsamen Hitze trugen ihre Beine sie so schnell voran, wie es nur ging. Trotzdem dauerte es nicht lange, bis Yuna sich in einer der Seidenbahnen verhedderte. Sie entschied sich dafür, in der Position zu verharren und zu hoffen, dass die blitzartigen Eruptionen des roten Lichts sie nicht verraten würden. Obwohl sie nicht wusste, wovor sie sie sich da eigentlich fürchtete, schlug ihr das Herz bis zum Hals. Sie war sich sicher, dass der mysteriöse Sänger sie hören konnte.

Das Lied war längst verklungen.

Yuna hatte Schwierigkeiten, die Balance zu halten. Plötzlich spürte sie, wie sich von hinten Arme um sie legten. Ein Schrei wollte sich von ihren Lippen reißen, als ein schlanker Finger sich auf ihre Lippen legte.

„Wovor fürchtest du dich nur", fragte die sanfte Stimme des Sängers. „Wovor hast du Angst, Yuna?"

Mirror Gaze-Wenn das letzte Licht erlischtWhere stories live. Discover now