ii. azriel

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Ich habe mich schon früh der Poesie verschrieben, habe bereits als kleiner Junge im nächtlichen Kerzenlicht Wörter zu Versen und Verse zu Reimen versponnen. Doch Poesie allein reicht nicht, um diese Begebenheit in Worte zu fassen, also werde ich es wagen, mich längeren Weisheiten zu widmen, doch verzeiht mir, wenn sie zu langatmig oder gar zu verstrickt werden, um ihnen Gefallen zu schenken.

Ich beginne mit einer misslungenen Verabredung. Denn als Nephthys mit dem ersten Glockenschlag nach eins noch immer nicht erschienen war, betrat ich die Stadtbibliothek allein. Nun waren es die Bücher, die mich von allen Seiten umgaben und nicht mehr die Kälte des Winters, die Abwesenheit der Sonne.

Nachdem ich im Inneren der Bibliothek angelangt war, begab ich mich auf die Reise, nach neuen Büchern Ausschau zu halten, die ich in den langen Wintermonaten aufsaugen wollte, wie das Sonnenlicht an dunklen Tagen.

Zuerst strandete ich in der Poesieabteilung, schlenderte durch die Gänge wie ein Urlauber am Meer entlang, verlor mich zwischen den Kunstwerken wie kleine Mädchen sich in den Wolken und träumte mich selbst an ihre Seite. Als ich sie verließ, hatte ich Hermann Hesse, Rainer Maria Rilke & Mascha Kaléko im Gepäck.

Es folgte ein kleiner Abstecher in die Vinylabteilung, aus der mich Claude Debussy, und Maurice Ravel begleiteten (klammheimlich hatte ich auch eine Vorliebe für impressionistische Musik entwickelt), bevor ich die Bibliothek verließ und zurück in die Kälte trat.

Gewiss werdet ihr euch fragen: »Warum hat er die letzten Worte niedergeschrieben, wenn er von etwas erzählen wollte, zudem Poesie nicht reicht?«

Die Antwort darauf werdet ihr bald bekommen. Doch ihr müsst euch noch ein wenig gedulden.

bibliotheksfundeWhere stories live. Discover now