8 - Begegnung

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«Wollen wir wirklich noch länger darüber streiten?» Fragte ich müde und sah zu Maja hinüber, die ebenso matt aussah, wie ich mich fühlte

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«Wollen wir wirklich noch länger darüber streiten?» Fragte ich müde und sah zu Maja hinüber, die ebenso matt aussah, wie ich mich fühlte.

Sie lehnte ihren Kopf gegen die Scheibe des Autos und schüttelte dann ganz leicht den Kopf. Ihre Unterlippe zitterte, wie immer, wenn etwas sie aufwühlte.

«Hör zu, ich weiss, dass wir was Mama und Papa betrifft, nicht einer Meinung sind. Aber ganz ehrlich, das sollte nicht ständig auch für schlechte Stimmung zwischen uns sorgen!»

Nun zitterten auch ihre Nasenflügel. «Du gehst mir echt auf den Sack.» Befand sie dann, aber bei ihr kam das einer Friedenserklärung quasi gleich.

«Du mir auch, Schwesterherz. Niemand ist so nervig, wie du. Aber jetzt hilfst du mir, ein neues Hemd zu kaufen, oder?» Erwiderte ich deshalb und beobachtete, wie sie noch einmal schniefte.

Aus den Taschen ihrer übergrossen Fleecejacke – die sie vor langer Zeit mal von unserem Vater geklaut hatte und seitdem beinahe nur noch darin herumlief – zog sie ein Taschentuch, mit dem sie sich gründlich die Nase schnauzte.

«Sind meine Augen rot unterlaufen?» Fragte sie mich. Ich warf einen prüfenden Blick dort hin. «Nur ein ganz kleines bisschen!» Sagte ich, dabei war das eine glatte Lüge. Maja sah nach dem Heulen um ehrlich zu sein meistens ziemlich furchtbar aus. Sie bekam dann immer diese roten Flecken im Gesicht und ihre Augen schwollen ziemlich an.

Aber scheinbar vertraute sie mir genug, denn sie stieg aus dem Auto aus, das bereits auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums geparkt war und marschierte voran.

«Was machst du so lang, du Schnecke?» Rief sie, ohne sich umzudrehen, als ich ihr nicht schnell genug folgte.

Ich verdrehte die Augen und hastete ihr hinterher.

Natürlich hatte ich unseren Streit noch nicht komplett verdaut. Dafür ging es mir zu tief in die Knochen.

Früher hatten wir auch ständig gestritten. Als wir noch Kinder waren. Wer aufräumen soll, was ihr einfällt, mein Spielzeug zu klauen oder wieso ich beim Kacken nicht die Badezimmertür abschloss.

Nach der Trennung unserer Eltern war das das einzige Thema, was uns noch beschäftigte. Es war, als hätten wir gar nicht genug Zeit für anderes, und da sie ohnehin die meiste Zeit bei Mama und ich bei Papa wohnte, fielen die meisten unserer üblichen Streitpunkte ohnehin weg.

Vorhin war es natürlich ebenfalls um unsere Eltern gegangen.

Mama hatte gegen Papa gestichelt, weil dieser mit einer alten Freundin aus dem Studium ausgegangen war und während mich das auch nicht begeistert hatte, hatte ich ihr vor Augen gehalten, dass sie in den letzten Jahren auch bereits mehrfach Dates hatte. Ihr den Betrug von damals vorzuwerfen, brachte ich nicht über die Lippen.

Naja, dann hatten zuerst meine Mutter und ich gestritten – eigentlich war ich vorbeigefahren, weil Maja und ich zum Einkaufen verabredet gewesen waren, etwas, dass ich vor ein paar Monaten noch mit Verena gemeinsam getan hätte – und als meine kleine Schwester die Treppe hinuntergekommen war, hatte sie sich natürlich sofort auf die Seite unserer Mutter gestellt. Wie könnte es auch sein, dass er diese Studiums Freundin schon so lange kennt, die ganze Zeit über mit Mama zusammen war und erst jetzt Interesse an ihr entwickelte. Das waren ihre Worte. Naja. Und wie das dann so war, schaukelten sich kleine Streitigkeiten schnell mal ins Unendliche hinauf und eskalierten regelrecht.

Nach ihm kamst duWhere stories live. Discover now