[1] Camille

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𝖂ie um alles in der Welt konnte ein Mensch allein nur so viel Blut verlieren?

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𝖂ie um alles in der Welt konnte ein Mensch allein nur so viel Blut verlieren?

Ihre Jacke lag triefend nass davon irgendwo neben ihnen, also musste Viviens jetzt dran glauben. Wenn sie ihre Hände bewegen könnte, hätte sie ihr Hemd ausgezogen, um ihn damit zuzudecken, denn obwohl es eine warme Spätsommernacht war und nur ein milder Nieselregen auf sie herabschwebte, zitterte Moth am ganzen Körper. Seine Lippen waren blau.

"Hey! Sieh mich an," befahl sie, als sein Blick schon wieder abdriftete.

"Kalt," murmelte er, griff unbeholfen nach ihrem Arm, suchte Halt.

"Ich weiß," antwortete sie. Adrenalin pumpte durch ihre Adern, kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn. So viel Blut. So, so viel Blut. Es war heiß und feucht unter ihren Händen, durchnässte ihre Hose an den Knien, weil eine Lache davon unter Moths Körper immer weiter wuchs.

Wieder ließ sie ihren Blick über die Straße streifen. Verwahrloste Häuser schlossen sie auf beiden Seiten ein, kein Fenster, hinter dem Licht brannte, kein Passant, der von einer Party zur nächsten taumelte. Noch nie hatte sie eine Straße in Vegas so menschenleer gesehen. Es war schließlich Vegas, gottverdammt nochmal!-

Ruhig bleiben. Sie musste. Ruhig. Bleiben.

Unsere Einheit wurde angefordert, um- In Einsätzen half es ihr, in Gedanken den Bericht vorzuschreiben, jede ihrer Handlungen und Befehle schon vorher zu beurteilen und rechtfertigen. Heute konnte sie sich einfach nicht darauf konzentrieren. Wir wurden angefordert, um den Sichtungen eines Vampirs mit unüblichem Verhalten nachzugehen. Es-

"Tut weh..."

"Ich weiß." Sie durfte nicht den Kopf verlieren. Er sah so jung aus, er war noch so jung, Panik stand in jeden Zentimeter seines Gesichts geschrieben. Und wie er geschrien hatte. Gott, Camille hatte noch nie jemanden so schreien gehört... Sie wollte ihn in ihre Arme schließen, ihm durch die Haare streichen, ihm wenigstens sagen, alles wird wieder gut. Doch sie wusste, sobald sie die Hände bewegte, würde sie bald nur noch eine Leiche halten. "Ich weiß. Nicht reden, okay? Ganz ruhig."

Dem ersten Eindruck nach entsprach dieser Fall ganz dem Muster der Attacken der vergangenen Wochen-

Moth wimmerte, schien, als wollte er ihre Hände wegschieben. Sie drückte fester zu, sah zu, wie Tränen sein Gesicht herab in seine nassen Haare liefen.

"Ich weiß," sagte sie wieder. Viel lieber wollte sie selbst in Tränen ausbrechen und hyperventilieren, panisch schreiend die Straße auf und ab rennen, oder ihn packen und schütteln und anbrüllen, dass sie das nicht konnte, nicht nochmal!- Aber als sie diese Einheit gegründet hatte, hatte sie sich verpflichtet, sie zu leiten, und eine gute Leiterin einer Einheit verlor nicht die Fassung. Empathie und Distanz mussten stets miteinander abgewogen werden, das war eine der ersten Lektionen der Polizeiausbildung. Distanz und Empathie. "Es tut weh und dir ist kalt, ich weiß. Ich bin bei dir, okay? Ich gehe nirgendwo hin."

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