4 | Aarochelle - Insel der Vesthalien

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Der Mitternachtsmond war gerade aufgegangen, als Hannah den Anker einholen und die Segel setzen ließ. Mit dem Licht der zwei Trabanten, die einander in ihren silbernen Strahlen zu übertreffen gedachten, nahm die Wavedancer Kurs auf die Insel Aarochelle.

Diyanne spürte ein dumpfes Unbehagen, als sie an ihr erstes Ziel dachte. Die Erinnerungen an das prächtige Haus auf der wunderschönen Insel stiegen wie ein dunkler Sturm in ihr auf, der die Oberfläche ihrer Gedanken zu zerreißen drohte. Sie kämpfte gegen die Flut von Emotionen an, die sie zu überrollen drohte, und zwang sich, die schrecklichen Erinnerungen an die Zeit in Gefangenschaft zu verbannen. Sie war gerettet und aufgenommen worden - das war alles, was zählte. Doch der Schatten der Vergangenheit ließ sich nicht so leicht abschütteln. Mit gemischten Gefühlen versuchte sie, sich auf die Liste der Besorgungen zu konzentrieren, die sie in der Stadt erledigen sollten, während Hannah nach dem nächsten Hinweis Ausschau halten wollte.

Plötzlich hörten die Frauen einen lauten Ruf aus dem Ausguck: »Schiff in Sicht! An Steuerboard! Dreimaster mit gehisster Jolly Roger.«

Hannah und Diyanne eilten zur Reling und ließen ihren Blick über das endlose Meer schweifen. In der Ferne erhob sich majestätisch die Silhouette der Sturmwind vor dem schimmernden Silberweiß des Mondes. Wie ein stolzer König thronte das prächtige Schiff auf den sanften Wellen, seine Masten stolz und erhaben in den sternenbehangenen Nachthimmel ausstreckend.

»Ha!«, stieß Hannah aus. »Sie sind also ebenso losgefahren! Mal sehen, wer von uns zuerst in Aarochelle ankommt!«

Ihr Kampfgeist war erwacht, und ein Feuer brannte in ihren Augen. Diyanne konnte die Entschlossenheit in Hannahs Stimme spüren und gab ihr weiter auftrieb. »Aye, Kapitän«, antwortete sie mit einem breiten Grinsen. »Mögen die Besseren gewinnen!« Eine plötzliche Böe fuhr mit einer ungeahnten Energie in die gespannten Segel, als ob der Wind selbst ihren Siegeswillen zu spüren schien. Der Wettkampf war eröffnet, und sie waren bereit, alles zu geben, um ihr Ziel zu erreichen.

Eine Weile fuhren die Schiffe in gebührendem Abstand auf gleicher Höhe nebeneinanderher, ihre Segel prall gefüllt vom kräftigen Wind. Das Rennen war im Gange, und die Spannung war förmlich zu spüren. Die Mannschaft der Wavedancer gab ihr Bestes, um mit der Sturmwind Fahrt zu halten, doch allmählich nahm diese an Fahrt auf und ließ ihr Konkurrenzschiff schließlich hinter sich.

Die Wellen klatschten gegen den Bug der Sturmwind, während sie sich mit beeindruckender Geschwindigkeit durch das Meer pflügte. Die Wavedancer kämpfte tapfer, aber die Sturmwind zog immer weiter davon, ihr mächtiges Segel wie ein stolzes Banner im Wind flatternd. Trotz ihres Ehrgeizes konnte die Wavedancer nicht mithalten, und bald war die Sturmwind nur noch ein Punkt am Horizont, während sie unbeirrt ihrem Ziel entgegen segelte.

 Trotz ihres Ehrgeizes konnte die Wavedancer nicht mithalten, und bald war die Sturmwind nur noch ein Punkt am Horizont, während sie unbeirrt ihrem Ziel entgegen segelte

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Nach einer äußerst kurzen Nacht, in der Hannah nur wenige Stunden Schlaf gefunden hatte, stand sie gegen Mittag am Bug ihres Schiffes. Die Sonne brannte heiß über ihr, als sie die mächtigen, hohen Felsen ansteuerte, die wie das Tor zu einer anderen Welt den Eingang zur Insel markierten. Majestätisch erhoben sich die Felsen aus dem tiefblauen Wasser, ihre steilen Klippen von der Sonne angestrahlt, als würden sie den Weg weisen.

Das gekaperte Herz (ONC 2024)Where stories live. Discover now