Kapitel 1

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Das Meeresrauschen und dazu noch die kühle Abendluft hatten schon immer eine beruhigende Wirkung auf mich. Wenn ich meine Augen schließe, fühlt es sich beinahe an, als würde ich mich vollends entspannen können.
Dazu müsste man sich nur die aufgeregte Stimme meiner Cousine Ava wegdenken, die auf der Terrasse unseres Ferienhauses in Portugal aufgeregt auf und ab läuft. In ihren Händen eine elendslange To-Do-Liste, deren Punkte sie gerade versucht, mit mir durchzugehen.
"Freitag Abend habe ich einen Tisch in diesem Restaurant an der Küste reserviert. Könntest du da nochmal anrufen um zu checken ob das klappt? Emilia.. hörst du mir überhaupt zu?" fragt sie mich, während sie neben mir am Balkongeländer stehen geblieben ist und mit ihrer Hand vor meinem Gesicht winkt.
"Äh, ja, sorry ... Die Reservierung, klar." versuche ich ihr schnell zu antworten.
Meine Cousine streicht mir liebevoll über den Rücken: "Ach, Liebes! Es tut mir so leid, dass ich dich gleich nach deiner Ankunft schon zutexte. Deine Reise war sicher anstrengend, genauso wie deine letzte Arbeitswoche."
Damit hat sie alles andere als Unrecht. So sehr ich meinen Job im Marketing des Motorsports auch liebe, die Wochen bevor die neue Saison startet, fordern viel von uns allen. Nachdem ich letzten Sommer mein Marketing-Studium abgeschlossen hatte, konnte ich im Herbst voll beim Prema Powerteam der Formel 2 einsteigen. Neben dem Studium, vorwiegend im Sommer, hab ich immer mal wieder das Marketing-Team unterstützt. Durch die Festanstellung gab es aber noch viel Neues kennenzulernen, und bis ich eingearbeitet war, war die Formel 2-Saison schon fast zu Ende, weshalb ich meine Arbeitstage fast ausschließlich im Hauptquartier in Mailand verbracht habe. Im Gegensatz zu meinem Bruder Mick. Er ist Formel 2-Rennfahrer im Team Prema. Durch ihn kam ich überhaupt an diesen Traumjob. Beziehungsweise war er das. Nun lässt er mich im Prema Powerteam zurück, aber aus gutem Grund.
Passend dazu meldet sich Ava zu Wort: "Wird sicher ungewohnt für dich, in die neue Saison zu starten, ohne Mick." Ich nicke und ein bisschen schmerzt mir mein Herz bei dem Gedanken, doch meine Freude ist einfach viel zu groß. "Ich bin guter Dinge, bald von der Strecke aus arbeiten zu können, das erfordert der Job als Social Media Managerin ja auch irgendwie. Dann hab ich Mick ja wieder um mich, nur in ungewohntem Team-Dress." lächle ich Ava an.
Ava gluckst: "Farblich ändert sich ja nicht so viel."
Nach seiner letzten überaus erfolgreichen Saison bei Prema, meldete sich das Haas-Team bei meinem Bruder und wollte, dass er ab kommender Saison Formel 1 statt Formel 2 fährt. Ich war nicht nur unglaublich stolz auf meinen Bruder wegen seiner tollen Renn-Ergebnisse und der vielen Arbeit, die er in den letzten Jahren in seine Karriere steckte. Ich sah das Ganze auch als Wink des Schicksals. Unser Vater war erfolgreicher Formel 1-Fahrer, bis er vor einigen Jahren einen schweren Unfall hatte. Mick und ich verbrachten den Großteil unserer Kindheit auf der Strecke, in Garagen oder im Paddock Club. Kein Wunder also, dass wir beide nie vom Motorsport los kamen. Aber umso mehr freut es mich jetzt, meinem Bruder dabei zuschauen zu können, wie er in die Fußstapfen unseres Vaters tritt.

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Ich reiße mich von den Erinnerungen unserer Kindheit los und erkundige mich nach der zweiten Person, um die sich diese Woche alles dreht: "Wann kommen Noah und die Jungs eigentlich hier an?". Noahs Freunde hielten es für eine gute Idee, den Junggesellenabschied direkt vor das Hochzeitswochenende zu legen. Zwar trägt das nicht zur Entspannung der Braut bei, jedoch macht es Sinn, da sie ein paar Tage auf Ibiza gefeiert haben, und die beiden sich entschlossen haben, sich an der Küste Portugals das Ja-Wort zu geben. Außerdem ist heute erst Mittwoch Abend, Noah und die anderen haben also noch ein paar Tage Zeit sich zu erholen.
Ava stöhnt leise auf, bevor sie mir antwortet: "Morgen Vormittag, ich hoffe es zumindest. Ich glaub, sobald Noah hier ist, kann ich mich entspannen. Das hoffe ich zumindest.".
"Hey, sei nicht so hart mit dir." flüstere ich ihr zu und lege meinen Arm um sie. Wir schauen gemeinsam aufs Wasser, in dem die Sonne langsam versinkt.
"Noah weiß wie viel dir diese Tage bedeuten. Außerdem hat mir Mick früher schon ein Bild aus dem Hotelzimmer geschickt. Da ihr Flug morgen schon früh geht, gehen sie heute gar nicht mehr raus. So wie ich Noah kenne, schläft er sogar schon." versuche ich sie lächelnd zu beruhigen.

Ava und Noah sind noch gar nicht so lange zusammen. Die beiden lernten sich vor etwas über einem Jahr im Urlaub kennen und sind seitdem nicht mehr zu trennen. Die Hochzeit kam zwar überraschend für alle, doch keiner zweifelt an ihrer Beziehung. Noah bringt die besten Seiten in Ava hervor und hat sich schon perfekt in unsere Familie eingelebt. Mick und er sind richtig gute Freunde geworden, und da es für meinen Bruder durch den Aufstieg in die Formel 1 nun endlich an der Zeit war, sich einen Manager an die Seite zu holen, arbeiten die beiden seit ein paar Wochen auch gemeinsam. Noah hatte zuvor einige Jobs an der Seite von MotoGP-Fahrern, doch ließ sich dieses Angebot natürlich nicht entgehen. Nichtsdestotrotz kennen sich Noahs und unsere Familie kaum, weshalb es Avas Wunsch war, die Tage vor der Hochzeit gemeinsam zu verbringen.
"Wo wir gerade bei Bildern sind ... Kennst du diesen schnuckeligen Typen auf den Ibiza-Fotos?" fragt Ava, während sie mir mit einer Hand lachend an die Seite fasst und mit der anderen in ein Bild zoomt, welches ihr Noah vom Junggesellenabschied geschickt haben muss. Ich kneife meine Augen zusammen, um sicherzugehen, dass mir mein Gehirn keinen Streich spielt, doch keine Chance, das ist er definitiv.

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