Kapitel 25

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Ich ghoste Lando nicht bewusst. Ich beschließe ihm später, in Ruhe im Hotel zurückzuschreiben. Nachdem ich mir etwas Inspo für meine Antwort von den Mädels einholen konnte. Doch als ich mein Auto vor dem Hotel parken möchte, und nur mehr neben Landos McLaren ein Parkplatz frei ist, bereue ich es, ihn auf 'on read' gelassen zu haben. Lando will eigentlich nur Oscar aussteigen lassen, sie müssen gerade von der Nachbesprechung gekommen sein, doch als er uns bemerkt, steigt er auch aus. Als wir uns umarmen und ich ihm zu seinem 4. Startplatz gratuliere, merke ich nichts von einer möglichen Anspannung. Der Kerl strotzt vor Selbstsicherheit, und abgesehen davon, dass diese ihn noch attraktiver macht, bewahrt sie uns auch davor, dass die Situation unangenehm wäre.
"Als Abschluss meines Heimrennens würd ich morgen Abend gerne etwas starten. Also wenn ihr Lust habt, seid ihr herzlich eingeladen. Gebt ihr George, Mick und Noah auch Bescheid?" sagt Oscar, bevor er Lilys Hand nimmt und die beiden schon Richtung Hotel unterwegs sind.
"Nein, ich lass George zuhause." witzelt Carmen und folgt den beiden lachend, gefolgt von Ava, die mir noch einen verstohlenen Blick über die Schulter zuwirft, als sie bemerkt, dass ich ihr nicht nachkomme. Stattdessen lehne ich mich an meinen Mercedes, Lando mir gegenüber lehnt an seinem McLaren und wir sehen uns kurz schweigend an, doch beide können wir ein Grinsen nicht unterdrücken.
"Das wäre meine Einladung an dich gewesen, meine Freunde kennenzulernen." beginnt Lando unser Gespräch, und jetzt blickt er doch etwas schüchtern zu Boden.
"Sowas wie eine PlusOne?" erwidere ich mit hochgezogener Augenbraue.
"Ich hätte wissen müssen, dass du niemals nur eine PlusOne bist." gibt Lando von sich und lächelt mich jetzt an.
Hätte ich nicht im Hinterkopf, dass Luisa hier irgendwo rumschwirren muss, hätte ich mich jetzt gerne neben ihn an seinen McLaren gelehnt. Doch ich verharre lieber.
"Aber so fällt es zumindest weniger auf." fügt Lando gerade hinzu und etwas in mir zieht sich zusammen. Die Aussage lässt mich zweifeln an ... ja, an was eigentlich?
Ich atme einmal tief durch, stemme mich dann auf, schultere meine Tasche und sage: "Gut, dann bis morgen.".
"Ich hol dich ab." ruft mir Lando nach, der noch immer an seinem Auto lehnt.
"Achso?" erwidere ich nur und laufe kopfschüttelnd ins Hotel. Kann er sich bitte entscheiden, was er will? Zuerst soll seine offizielle Begleitung sein und er spielt darauf an, mich seinen Freunden vorstellen zu wollen. Im nächsten Moment rudert er zurück, nur um mich dann doch ganz offensichtlich abholen zu wollen, um dort gemeinsam aufzutauchen?

Das Rennen am darauffolgenden Tag ist ein einziges Chaos. Ich verfolge es gemeinsam mit meiner Familie aus der Box und wir scheinen Mick Glück zu bringen. Er fährt Punkte ein und alle sind mächtig stolz auf ihn. Nachdem Max bereits in der ersten Runde sein Auto abstellen musste, konnte Carlos den Sieg einfahren, was uns alle riesig freut. Für einen Ferrari-Fahrer so zu jubeln, ist definitiv ungewöhnlich in der Haas-Garage, doch meine Familie hat Carlos seit den Tagen im Ferienhaus auch richtig ins Herz geschlossen. Was mich nicht verwundert, da er einfach ein total herzlicher Typ ist. 

 

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Landos dritter Platz und das Carlando Podium erwärmen mein Herz. Anders als Georges Unfall und Lewis Ausfalls. Auch das F2-Rennen lief für Prema nicht sonderlich gut, was wahrscheinlich schlechte Stimmung bis zum nächsten Rennen bedeuten wird.
Oscar konnte mit seinem 4. Platz zwar auch wertvolle Punkte einfahren, natürlich hätten ihm aber alle ein Podium bei seinem Heimrennen gegönnt. Er scheint trotzdem glücklich, was ich den TV-Aufnahmen entnehmen kann.
Nach dem Rennen feiern wir noch etwas im Paddock-Club mit unserer Familie, die uns morgen wieder verlässt.
"Geht ihr heute zu Oscar?" will Noah von Mick und mir wissen. Ich nicke und sehe Ava fragend an. Sie lässt sich mit ihrem Weinglas in ihren Stuhl fallen und erklärt: "Ich würd den letzten Abend lieber mit Noah alleine genießen. Er muss morgen ja mit Mick gleich nach Maranello weiter."
Stimmt, zwischen dem Rennen in Australien und dem in China liegen zwei Wochen und für die meisten geht's entweder kurz nach Hause oder in die Headquarters der Teams. Haas bevorzugt seinen Standort in Italien, nicht alleine, weil es für Günther Steiner nicht weit ist. Mir kommt's ganz recht, da Maranello nicht ganz so weit von Mailand entfernt liegt und ich mich schon wieder etwas auf "Zuhause" freue. Mailand, mein Zuhause seit fast einem Jahr.
Ich höre Mick sagen: "Ich würd schon einen Sprung vorbeischauen, aber wahrscheinlich erst nachdem ich mich auf der Haas-Party hab blicken lassen. Fühlt euch aber nicht verpflichtet, die ist wirklich nur klein. Und der Altersdurchschnitt ist hoch." Er zuckt lachend mit den Schultern. "Wir sehen uns dann also bei Oscar?" versuche ich nochmal abzuklären, ob es wirklich okay ist, wenn er alleine zu Haas geht.
"Ja, außerdem begleiten mich sicher unsere Eltern. Die passen da gut hin." winkt Mick lachend ab.
Gut, denke ich mir insgeheim. Mick wird also nichts davon mitbekommen, wenn Lando mich wirklich abholen sollte.

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