Kapitel 30

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Lando's POV

Mir ist es fast unangenehm, wie aufgeregt es mich macht, Emilia ein paar Tage bei mir in Monaco zu haben. Ich fühle mich wie ein verliebter Teenager. Kein Wunder also, dass ich bis über beide Ohren strahle, als ich sie Max und Pietra endlich vorstellen kann. Die beiden mussten sich in den letzten Wochen wirklich bei jedem Telefonat und in etlichen Sprachmemos anhören, wie ich von ihr erzählte. Ich liebe es, meine Lieblingsmenschen auf einem Haufen zu wissen, und auch, dass ich mich hier so frei bewegen kann. Wer in die Bar kommt, wird streng kontrolliert, weshalb sich hier oft Stars und Sternchen treffen. Außerdem sind Max und Pietra so fernab von meinem Formel 1-Leben. Klar sind sie auch oft an der Strecke, um mich zu unterstützen, doch sie waren schon da, als ich noch nicht einer der besten 20 Rennfahrer der Welt war. Demnach kann ich ihnen gegenüber ehrlich sein und sie wissen genau darüber Bescheid, was mit Emilia passiert ist. Und dass ich es seit unserer Aussprache in Australien wirklich ernst mit ihr meine.
Die Differenzen zwischen uns haben sich in Luft aufgelöst. Das schlechte Gewissen, dass ich meinem Freund Ben gegenüber hatte, ist fort. Genauso der Gedanke, dass ich sie zwar körperlich mehr als anziehend finde, mich emotional aber nicht auf sie einlassen sollte, da sie ihren Ex betrogen hat, und das einfach sehr viel über einen Menschen aussagt. Emilia war stets die Gute, während Ben ihr das Herz gebrochen hatte. Und ich Idiot bin noch darauf rumgetrampelt und habe ihr die letzten Wochen auch alles andere als einfach gemacht.
Ich nehme einen Schluck meines Gin Tonics, lausche Pietra und Emilia, wie sie sich über Emilias Job bei Prema unterhalten und nehme Max' Grinsen neben mir wahr.
"Ich mag sie. Und dich, in ihrer Gegenwart." murmelt er mir zu, als ich ihn fragend ansehe.
Ich lächle. Jetzt muss ich das nur noch hinkriegen.
"Ich darf's nur nicht vermasseln." seufze ich und lehne mich zu Max, damit die Mädels nichts von unserem Gespräch mitbekommen. Jetzt sieht er mich fragend an.
"Die Presse und die Öffentlichkeit machen mir zu schaffen. Das war schon bei Luisa schlimm. Unsere Beziehung war viel zu schnell öffentlich, aber sie kam damit zurecht. Sie kannte das aus ihrem Model-Leben, sie hat sich selbst dazu entschieden. Aber Emilia und ihre Familie meiden das so gut es geht, seit dem Unfall ihres Dads. Ich will unter keinen Umständen, dass sie jetzt wegen mir immer mehr damit konfrontiert wird. Ich weiß, wie sehr es ihr alleine zu schaffen macht, dass Mick jetzt da steht, wo zuletzt noch ihr Vater stand." Ich reibe mir die Augen, merke aber, wie gut es mir tut, das loszuwerden. Max schluckt.
"Emilia weiß, dass du in der Öffentlichkeit stehst. Und du kannst ihr diese Entscheidung nicht abnehmen." versucht er mir gut zuzureden.
Ich schüttle leicht den Kopf, bei dem Gedanken an die Situation vorhin, vor der Pizzeria. "Ich glaube, sie hat keine Ahnung vom Ausmaß. Und alles, was ich will, ist, sie zu beschützen."
"Du kannst das trotzdem nicht hinschmeißen, aus Angst, sie könnte unter der Öffentlichkeit leiden, ohne es zu wissen. Das sind alles nur Vermutungen, Lando." erwidert mein bester Freund und sieht mich dabei skeptisch an.
"Trotzdem hätte sie so viel mehr verdient, was ich ihr mit meinem Leben nicht bieten kann." seufze ich erneut.
Max legt seine Stirn in Falten, murmelt dann aber grinsend: "Ich bin der Meinung, dass du ihr gerade mit deinem Leben sehr viel bieten kannst."
Ich schüttle den Kopf. "Das interessiert sie überhaupt nicht. Um sie vor der Presse zu schützen, habe ich sie in Australien am Hintereingang abgeholt. Heute konnten wir nicht im Restaurant zu Abend essen." Dann muss ich auflachen, bei dem Gedanken an unsere letzte Unterhaltung in Australien, als sie sich weigerte, mit mir nach Hause zu fahren.
"Wer sie an seiner Seite wissen will, muss ihr mehr bieten können." füge ich hinzu.

Ich beiße mir maßlos in den Arsch, als ich ihr das ein wenig später, während wir tanzen und gerade einen intimen Moment miteinander teilen, versuche klarzumachen. Doch meine Wortwahl ist ungeschickt.
"Ich möchte es ab jetzt richtig machen, aber ich weiß nicht, ob ich das kann. Und bis ich mir darüber im Klaren bin, kann ich von dir nicht diese Nähe verlangen und mir einfach nehmen, was ich will." kam von mir. Und jetzt ist sie weg.
Nach einer Weile beginne ich mich zu sorgen. Schließlich kennt sie sich hier nicht aus und kennt auch keine Leute. Max und ich beginnen nach ihr zu suchen und ich bin erleichtert, als mein bester Freund weniger später mit ihr auf uns zukommt.
"Hab sie." ruft er mir zu, und als er vor mir steht, Emilia direkt hinter ihm, fügt er hinzu: "Liebe Grüße von Charles.".
An Emilias erschrockenem Blick mache ich sofort fest, dass sie bei ihm war. Warum muss dieser Typ auch überall in Monaco auftauchen? Max durchblickt die Situation nicht, er wollte mir wahrscheinlich ohne Hintergedanken erzählen, dass er meinen Kollegen getroffen hat. Schließlich weiß er nicht, dass er und Emilia eine Vorgeschichte haben. Max geht zu Pietra rüber, während ich Emilia näher an mich ziehe.
"Er denkt, ich bin mit Mick hier. Er hat nichts gecheckt." stammelt sie, doch das lässt mich nur den Kopf schütteln.
Ich streiche ihr ein Haar aus der Stirn und entgegne lachend: "Er könnte ruhig etwas mehr checken.".
Vielleicht würde er dann etwas auf Abstand gehen, füge ich aber nur in Gedanken hinzu.
Emilia wendet ihren Blick ab, sieht zu Boden und mir ist sofort klar, dass sie verletzt ist. Ich hoffe nur inständig, dass sie sich nicht von Charles hat trösten lassen, der ihre Verletzlichkeit mit Sicherheit ausgenutzt hätte.
"Was ist eigentlich aus deinem Versprechen geworden, das mit Charles zu lassen, wenn ich dich am Haupteingang statt am Hintereingang abhole? Ich für meinen Teil hab mein Versprechen eingehalten." frage ich sie lächelnd und denke dabei daran, wie ich sie heute Nachmittag am Flughafen abgeholt habe. Sie soll merken, dass ich nicht sauer bin, sondern sogar darüber lachen kann. Doch als sie mich wieder ansieht, sieht sie nicht erfreut aus.
Ihre Stirn ist in Falten gelegt, als sie harsch erwidert: "Du bist ein intelligenter Junge, Lando. Du weißt, dass der Haupteingang bloß eine Metapher war."
Da hätten wir das Thema von vorhin wieder. Und es ist meine Chance, die Sache richtig zu stellen. Doch nicht hier, zwischen den vielen feiernden Menschen und der lauten Musik.
Ich atme einmal tief durch, nehme meinen Mut zusammen und frage Emilia: "Wollen wir nach Hause? Ich hab kaum was getrunken und würd gern nochmal in Ruhe mit dir quatschen."
Damit nicke ich Richtung Ausgang. Emilia sieht zwar nicht so hocherfreut aus, wie andere Mädels es wahrscheinlich wären, wenn ich sie fragen würde, ob sie mit mir nach Hause wollen, doch sie nickt langsam.
Wir verabschieden uns also von meinen Freunden und verlassen wenige Minuten später die Bar, als wir eine Stimme vom Parkplatz aus hören: "Lando, hey!"
Hab ich schon erwähnt, dass Charles wirklich immer überall auftaucht? Vor allem dort, wo man ihn nicht braucht?
Aus Höflichkeit gehe ich mit Emilia zu seinem Ferrari, an dem er lässig lehnt.
Nachdem ich ihn kurz begrüßt habe und Emilia ihn fragend ansieht, erklärt er lachend: "Arthur ist betrunken und wollte sich noch was zu essen holen."
Und als hätte er seinen Bruder gehört, stolpert Arthur hinter dem Auto zwischen den Büschen hervor, in seiner Hand ein fettiges Pizzastück.
"Hey Emilia, hey Lando!" singt er fast schon und will die Beifahrertür des Ferraris öffnen, doch Charles scheint nicht aufgesperrt zu haben.
"Du isst die hier draußen auf." sagt er bestimmend an seinen Bruder gewandt.
Ich unterdrücke ein Lachen. Wenn's um unsere Autos geht, sind wir Rennfahrer alle gleich penibel. Statt sich ins Auto zu setzen, läuft Arthur um die Motorhaube herum und verwickelt mich prompt in ein Gespräch über meinen Lamborghini, den er am Parkplatz entdeckt hat. Ich bin nur mit einem Ohr beim Gespräch und ganz dankbar darüber, dass Arthur schon ziemlich betrunken ist, und meine Abwesenheit nicht zu bemerken scheint. Mit dem anderen Ohr folge ich Emilias und Charles' Unterhaltung. 

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