𝟬𝟱 • 𝗛𝗢𝗪 𝗧𝗢 𝗥𝗨𝗡 𝗙𝗥𝗢𝗠 𝗧𝗛𝗘 𝗠𝗘𝗦𝗦 𝗬𝗢𝗨 𝗠𝗔𝗗𝗘

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March 2019
Autumnvale, England

S A V A N N A

DER LEICHT GEKNICKTE, weiße Brief ragte ein Stück aus dem blauen Briefkasten als das dunkelhaarige Mädchen ihn herauszog und dann mit gerunzelter Stirn den Absender betrachtete

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DER LEICHT GEKNICKTE, weiße Brief ragte ein Stück aus dem blauen Briefkasten als das dunkelhaarige Mädchen ihn herauszog und dann mit gerunzelter Stirn den Absender betrachtete.

Emma Valentine, Liverpool.

Seit dem letzten Mal, als ihre Mutter Savanna einen Brief geschickt hatte, waren drei Monate vergangen. Sie fragte sich noch immer, wieso Emma nicht einfach anrief - die Stimme ihrer Mutter hatte Sav nämlich beinahe vergessen -, doch sie hatte irgendwann aufgehört, die Kommunikationswege ihrer Mutter zu hinterfragen. Vermutlich sollte Sav sich glücklich schätzen, dass Emma nicht einfach aufgegeben hatte - denn der letzte Brief, den sie auch beantworte hatte, war Sav vor drei Jahren geschickt wurden.

Savanna hatte ab einem unbestimmten Zeitpunkt aufgehört, zu versuchen, eine Beziehung zu ihrer Mutter zu behalten. Es tat ihr mehr weh, als dass es sie glücklich machte. Und mittlerweile kontaktiere Emma sie auch nur noch, wenn sie ein Anliegen hatte. So wie dieses mal.

Sav öffnete den Brief und zog ein zur Hälfte beschriebenes Papier heraus, das eng aneinandergereihte, schwer lesbare Buchstaben auf sich trug. Das dunkelhaarige Mädchen begann, zu lesen.

Savanna, mein Schatz. Ich weiß, ich melde mich kaum noch in den letzten Monaten, und ich verstehe auch, wieso du mir nicht mehr antwortest. Aber ich brauche Hilfe von dir und deinem Vater...

Als ihre Mutter darüber schrieb, dass ihr derzeitiger Freund sie verlassen hatte und sie wiederholt Geldprobleme hatte, hörte Sav auf, zu lesen. Es war jedes mal dasselbe. Sav spürte, wie sich eine unterdrückte Wut in ihr meldete. Dachte diese Frau überhaupt mal an jemanden anders als an sich selbst? Sav und ihr Vater waren die letzten, die genug Geld hatten, um jemandem auszuhelfen - und Emma wusste davon, denn es hatte sich seit damals nichts geändert.

Sav würde ihr niemals verzeihen, dass ihre Mutter nach dem Schlaganfall ihres Vaters einfach gegangen war - als Savanna gerade mal dreizehn Jahre alt war. Irgendwo in ihr wies eine Stimme sie daraufhin, dass jeder Mensch mal Fehler machte, doch sie ignorierte es. Manche Fehler konnte man nicht wieder gut machen. Mal abgesehen davon, dass Emma nie versucht hatte, irgendetwas wieder gutzumachen.

Savanna öffnete die alte, weiße Haustür des heruntergekommenen Hauses, in dem sie und ihr Vater wohnten, mit dem bitteren Gedanken, dass es wahrscheinlich nicht lange dauern würde, bis sie hier ausziehen mussten.

Ihr Vater hatte sich nie von seinem Schlaganfall erholt und war nicht in der Lage, zu arbeiten. Sie bekamen zwar Geld, doch nicht ausreichend, um davon zu leben. Deshalb arbeitete Sav seit ihrem vierzehnten Geburtstag in verschiedenen Jobs, um Geld beisteuern zu können - momentan in einem kleinen Restaurant und Café im Zentrum von Autumnvale. Das Cathy's war meistens überfüllt von Jugendlichen, die Sav aus ihrer Schule kannte. Befreundet war sie mit diesen allerdings nicht - jedoch war sie auch eher das unbeliebte, arme Kind.

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