Tag 6

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Huhu! Heute kurz und bündig, weil ich gleich los muss: viel Spaß!

***

Der Tag begann wie der zuvor.

In dieser Vorhersehbarkeit hatte es etwas Vertrautes.

Rezo fand Mexi, wie er die Aufnahmen des Vortages auf der stummgeschalteten Go-Pro durchging. Der Tau hatte wie am Tag zuvor die Nähte von Rezos Schlafsacks durchgeweicht, der Himmel war trüb und wolkenverhangen, und sein Magen knurrte. Geschlafen hatte er, sogar besser und länger als in der Nacht davor, aber nicht ansatzweise erholsam genug, um sein Schlafdefizit aufzuholen. Immer wieder war er aufgewacht, hatte sich zwischen verwirrenden Träumen hin und her gewälzt. Seine Augen waren immer noch schwer.

"Guten Morgen", murmelte er verschlafen.

"Hey", sagte Mexi mit kratziger Stimme, legte wortlos die Kamera weg und kuschelte sich zu ihm.

Ohne zu zögern, ohne zu fragen. Er legte sich einfach hin, zog Rezo, der immer noch wie ein Burrito in seinem warmen Schlafsack eingemummelt war, an sich, war einfach nur für ihn da. Seine Arme, sein Geruch, alles umschloss Rezo, und heute fiel es ihm deutlich leichter als gestern, sich sofort fallen zu lassen.

Gott, er brauchte das.

An diesem Punkt ihres Abenteuers konnte er anerkennen, dass ihm das gut tat. Dass der Morgen besser war, wenn er ihn langsam und entspannt mit einem Ohr an Mexis Brust beginnen konnte, seinen Herzschlag hörte und seine Hände auf seinem Rücken spürte.

"Ich mag das Kuscheln am Morgen", sagte Mexi, als hätte Rezo das alles laut gesagt.

Hatte er nicht, aber das sprach nur für Mexis Einfühlungsvermögen.

Stattdessen nickte Rezo, schloss die Augen und blieb ansonsten einfach, wo er war.

Es war simpel, es tat gut, es war der beste Start in den Tag, den sie sich gönnen konnten. Sie ließen sich alle Zeit der Welt; denn wenn sie eins hatten, dann Zeit.

Die Stille zwischen ihnen war unaufdringlich und gemütlich, sie lagen einfach nur ineinander verschlungen da und atmeten.

Und hätte Rezo nicht so viel Durst gehabt, er wäre noch stundenlang so liegen geblieben. Mit schweren Armen und einem genervten Stöhnen setzte er sich irgendwann auf. Seine Zunge klebte an seinem Gaumen.

Mexi blieb liegen, sah ihn einfach nur von unten an. Sein Gesicht war völlig neutral, er beobachtete nur, wie Rezo die Flasche hob und einen großen Schluck nahm.

Als Rezo die Flasche verschlossen und zurückgelegt hatte, seufzte er glücklich. "Ey, welchen Unterschied das macht, wenn du das Wasser einfach aus der Flasche trinken kannst, ne."

"Viel besser als aus'm Filter, das ist so viel anstrengender damit." Mexi streckte sich im Liegen, dann ließ er Arme und Beine entspannt sinken. Er lächelte Rezo zögerlich an, nicht viel mehr als ein kleines Kräuseln seiner Mundwinkel.

Rezo löste seine Augen vom Schwung seiner Lippen. "Wie geht's dir? Alles gut?"

Mexi nickte. Seine wirren Locken wippten mit der Bewegung. "Dir?"

"Geht", gab Rezo zurück und fühlte kurz in sich. "Besser als gestern. Sollen wir... aufnehmen? Anmod?"

Sie gaben sich richtig Mühe an diesem Tag. Kein wackeliges Bild vom Arm weg gefilmt, nein, sie stellten den Tripod auf und setzten sich auf einen der Baumstämme, die ihr Bett umrahmten, bevor sie die Zuschauerschaft begrüßten.

"Also, was haben wir heute vor?", leitete Rezo das Gespräch ein. Mit was bringen wir heute den Tag rum, wie schaffen wir es, den Hunger zu vergessen?

IrgendwoWhere stories live. Discover now