Tag 10

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Überraschung! Ihr kennt mich, wenns fertig ist, ist es fertig, und fertiger wirds nicht mehr. Viel Spaß beim Lesen!

Spoiler: am Ende dieses Kapitels gibts Zitronenkuchen. Macht mit dieser Info, was ihr wollt.

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"Tag Zehn, kannst du das glauben?", lachte Rezo um die Zahnbürste – naja, den Kopf der Zahnbürste, weil der weniger Platz in der Flasche weggenommen hatte – in seinem Mund herum. Schob sie mit spitzen Fingern in die andere Backentasche, um dort weiter zu putzen.

An seiner Seite schüttelte Mexi mit seiner eigenen Zahnbürste im Mundwinkel amüsiert den Kopf. Rezo legte seine freie Hand auf sein Knie, streichelte kurz darüber. Nicht mehr, da die Kamera auf einem Tripod in ein paar Metern Entfernung stand. Das würde eine schöne Timelapse geben.

Der Morgen war ein Morgen wie jeder andere gewesen: viele Küsse, viel Körperkontakt, und Rezo merkte, wie wahnsinnig gut ihm allein letzteres tat. Diese Konstante in seinem Leben zu haben, war neu und aufregend, gab ihm aber gleichzeitig so viel Sicherheit. Auch die Tatsache, dass Mexi so offen mit dieser... Situation umging. Es tat alles so, so gut.

Tag Zehn.

Noch fünf Tage, die er so genießen durfte. Und dann?, ergänzte sein Verstand, ungebetenerweise. Ja, das wenn er wüsste.

Sie saßen an ihrem kleinen Fluss, an ihrer Wasserstelle, auf einem flachen Stein, der sich hervorragend als Ablage eignete. Der Himmel war wolkenverhangen, aber die Hitze der letzten Tage sorgte dafür, dass alles noch sehr schwül und warm war und sie problemlos nur mit T-Shirt herumlaufen konnten. Rezo blickte seufzend aufs Meer hinaus, während Mexis Knie immer noch an seinem lag, wie ein Versprechen, wie ein Anker.

Seit zwei Tagen, seit das mit dem Küssen angefangen hatte, ausgiebig und oft und ständig, war auch Zähneputzen täglicher Usus geworden, egal wie ekelhaft das 18-in-1-Zeug schmeckte – es war das geringste Problem und der geringste Aufwand. Es war besser als die Alternative.

Rezo fühlte sich trotzdem rundum eklig, nach über zehn Tagen ohne eine warme Dusche, Shampoo oder Seife. Seine Haut klebte an Stellen, von denen er nicht gewusst hatte, dass er dort überhaupt schwitzen konnte. Das Baden im See hatte zwar etwas geholfen, aber diese Grundhygiene war, was ihm fehlte. Vom Körpergeruch ganz zu schweigen.

Er hatte gedacht, Wacken und etliche andere Metalfestivals hatten ihn gut auf diese Situation vorbereitet, doch dem war nicht so. Duschen war Krieg, aber nur, wenn man eine Dusche zur Verfügung hatte.

Gleichzeitig war es zu diesem Zeitpunkt aber schon so egal, dass fünf weitere Tage auch nichts mehr ändern würden. Sie würden es so erträglich wie möglich für einander machen und sich heute einmal waschen, zumindest an den neuralgischen Stellen. Das hieß allerdings auch, dass sie es in den restlichen Tagen nicht nochmals machen können würden. Nicht, wenn sie noch Waschgel zum Zähneputzen aufsparen wollten.

Mexi hielt sich mit einer Hand die Haare aus dem Gesicht und spuckte den Schaum aus, verzog das Gesicht. "Dafür, dass es dir zwischendurch gar nicht so gut ging...", gab er leise zu bedenken. "Sind zehn Tage schon 'ne Leistung. Immerhin zweistellig."

"Ja." Mehr sagte Rezo nicht, putzte sich weiter die Zähne. Sah zu, wie Mexi vom Stein rutschte und seine Zahnbürste im Fluss säuberte, um sich dann das Gesicht zu waschen.

Rezo ließ die ersten Tage nochmal Revue passieren – die Euphorie des ersten Tages, der Regenschauer, nasse Schlafsäcke und Kuscheln mit Mexi, so hatte es angefangen. Die unendlichen Walderkundungsgänge; Mexi, der sich um ihn gekümmert hatte, als er fast umgekippt war; zermürbender Hunger. Das Gefühl, einen riesigen Fehler gemacht zu haben, nicht genug zu sein für so einen Teampartner.

IrgendwoWhere stories live. Discover now