Verzweifeltes Rufen

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Ich lächelte ihn an, sein Grinsen wurde breit. Mein Körper zog sich zusammen, als meine Gedanken sich um morgen kreisten.
Morgen würde er wieder verschwinden, mich allein zurück lassen.

Ich sprach ihn in meinen Gedanken auf das Thema an, und seine Gesichtszüge entgleisten. Traurig landete mein Blick auf seine Brust, welche sich hob und senkte. Ich ließ mein Kopf fallen, sodass er auf ihr landete. Sein besorgten Blick spürte ich auf meinem Rücken. Ich kann das nicht mehr dachte ich mir still. "Alles okay, Gustaf?", sprach Simon, fuhr mit seiner Hand durch meine schwarzen Haare. Ich schüttelte leicht angespannt den Kopf, vergrub mein Gesicht noch tiefer in den Stoff seines Hoodies. Atmete noch ein letztes mal seinen Duft ein, welcher mich auf Wolke sieben setzt. Welcher mich fliegen lässt.

Langsam strich er mit seiner Hand über meinen Rücken, es bescherte mir eine angenehme Gänsehaut. Er sprach nicht weiter, ließ die Stille noch weiter über uns herrschen, und es war gut so. Er wusste, dass wenn es mir nicht gut ging, ich einfach Stille brauchte. Und er respektierte es auch, was mich ihn einfach noch mehr lieben lässt. Anders als meine Eltern, welche mich in solchen Momenten einfach anschreien würden. Und wenn er weg ist, kann er mich nicht mehr davor beschützen, indem wir in meinem Zimmer bleiben.

Ich bemerkte erst, dass mir Tränen aus den Augen liefen, als ich schluchzen musste. Seine Arme verkrampften um meinen Körper und sanft drückte er mir ein Kuss auf den Haaransatz. Leicht lächelte ich, welches doch wieder von einem weiteren Schluchzer zerstört wurde.

Ein Haar, welches am Hoodie klebte, kitzelte mich an der Nase, wodurch ich meine Position änderte. Dabei schaute ich kurz in seine eisblauen Augen. Er musterte mich mit Sorge in ihnen. Auch bei ihm konnte ich erkennen, wie seine Augen glasig waren, und wie er zerbricht daran, dass es mir nicht gut ging.

"Sorry", flüsterte ich kleinlaut, um kurz darauf mein Gesicht wieder in sein Hoodie zu vergraben. Noch mehr Tränen entwichen mir, und das Stechen in meiner Brust war härter. Er wusste genau, wenn er jetzt antworten würde, hätte ich mir noch mehr Gedanken gemacht, also beließ er es dabei, dass er mir einfach durch meine Haare strich.

So verweilten wir Stunden. In dieser Stille, die so angenehm wie eine weiche Decke über uns lag. Tief in meinen Gedanken war ich inzwischen gefangen. Ich wusste genau, sobald wir uns trennen mussten, würde bei mir alles aus dem Ruder laufen. Während er sein Leben normal weiter lebte, zerbreche ich hier in meiner Welt gefangen. Er leidete auch, das war mir klar, aber er konnte es verstecken, konnte es gut überspielen, und konnte trotzdem sein Leben im Griff behalten.
Meine Depression wird wieder die Kontrolle übernehmen, sich den Platz mit Anxiety teilen und mein Leben komplett zerstören.

Ein Schluchzen seinerseits, holte mich aus den Gedanken. Still lauschte ich seinem Weinen, da auch er keine Mutzusprüche gebrauchen konnte. Ihn triggerte das nur noch mehr und dann kam er nicht mehr raus. Ich wusste, er würde dann tiefer in das endlose Loch fallen, wenn ich auch nur ein Wort von mir geben würde. Er sprach dann garnicht mehr und das wär noch schlechter für ihn. Weil auch seine Eltern damit nicht verständnisvoll umgehen, zumindest seine Mutter.

Irgendwann war er eingeschlafen, sein Atem wurde ruhiger. Als ich sicher war, stand ich auf, wollte nicht, dass er nochmehr von mir eingeengt wird. Langsam deckte ich sein doch so ruhigen Körper zu, um dann das Zimmer zu verlassen.

Es war dunkel geworden und alle schliefen schon. Mein Weg führte mich nach draußen, nur um mich dort auf die Treppe zu setzen.

Ich konnte ihn nicht ansehen, da ich es auch die nächsten Wochen, vielleicht sogar Monate, nicht durfte. Es würde mich zerstören, alles in mir würde zerbrechen und doch kann man es nicht verhindern.

Tief atmete ich die kühle Nachtluft ein, sie ließ mein Körper zittern. Mit einem zufriedenen Seufzen, schloss ich meine Augen. Die Welt war so perfekt in diesem Moment, warum kann es nicht immer so sein? Warum müssen wir Stunden auseinander leben und dürfen nicht jederzeit zueinander?

Wieder liefen meine Tränen mir weg. Mein Blick war starr nach unten gerichtet. Auf der Treppe waren schon Tropfen zu sehen, in welchen ich das Leid der Erde sehen konnte.

In dem Haus, putzte ich mir kurz meine Nase, lief dann schnell wieder hoch. Leise öffnete ich meine Zimmertür. Er schlief noch immer, tief, ohne auch nur zu zögern. Sein Brustkorb hebte und senkte sich regelmäßig, während sein Mund leicht offen stand. Wie gern ich mich zu ihm legen würde.

Ich bin verwirrt. Ich bin dauer-verwirrt.

Random Storys, welche keinen Sinn ergeben XCWhere stories live. Discover now