Kapitel 7 - Wiedersehen mit Severus Snape

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1. September 1993

Während Eleonora versuchte, mit Snape Schritt zu halten, fiel ihr auf, wie schnell und entschlossen er ging. Sein schwarzer Umhang flatterte hinter ihm her, während er mit zielgerichteten Schritten durch die Gänge marschierte. Sie musterte ihn genauer und stellte fest, dass sich an seinem Erscheinungsbild kaum etwas verändert hatte. Acht lange Jahre waren vergangen, seit sie zuletzt in Hogwarts gewesen war, und doch schien Snape wie ein zeitloses Abbild seines früheren Selbst.

Sein kantiges Gesicht strahlte keine Spur von Freude oder Leichtigkeit aus, sondern verkörperte weiterhin eine eisige Kälte, die durch seine finstere Miene noch verstärkt wurde. Trotz seiner relativ jungen Jahre – höchstens sieben oder acht älter als sie selbst – ließ ihn diese düstere Ausstrahlung älter wirken. Die tiefschwarzen Augen, die unter dichten, dunklen Augenbrauen hervorlugten, schienen jeden Funken von Empathie zu ersticken. Seine Lippen waren zu einer schmalen Linie zusammengepresst, als ob er jede unnötige Bewegung vermied, um keine Emotionen preiszugeben. Eleonora konnte förmlich spüren, wie sehr er darauf bedacht war, den Rundgang so schnell wie möglich zu beenden. Trotzdem bemühte sie sich, freundlich zu bleiben.

"Es ist schön, Sie wiederzusehen, Professor Snape", begann Eleonora um die Stille zu brechen, doch ihre Worte wurden von Snapes kühlem Blick unterbrochen.

Er schwieg beharrlich, und Eleonora spürte eine unangenehme Spannung in der Luft. Doch sie ließ sich nicht entmutigen und versuchte erneut, das Schweigen zu durchbrechen.

"Wie bemerkenswert doch die Beständigkeit dieser Hallen ist seit meiner eigenen Schulzeit", reflektierte sie bedacht. „Es fühlt sich nach wie vor wie ein Zuhause an."

Snape antwortete weiterhin nicht. Seine Miene blieb kalt und Eleonora wurde klar, dass er kein Interesse an Smalltalk hatte.

Eine Weile schritten sie schweigend nebeneinander her, während Eleonora bemüht war, mit seinem schnellen Tempo Schritt zu halten. Sie befanden sich nun im Westflügel im siebten Stock und blieben vor dem Zimmer mit der Nummer 10 stehen.

"Hier ist Ihr Büro", erklärte Snape knapp. "Frühstück wird von 6 bis 9 Uhr serviert, das Mittagessen von 12 bis 14 Uhr und das Abendessen von 19 bis 22 Uhr."

Eleonora grinste leicht. "Die Essenszeiten haben sich seit meiner Zeit also auch nicht geändert", bemerkte sie amüsiert.

Snape hüllte sich in eine unangenehme Stille, die wie ein unsichtbarer Schleier jede mögliche Kommunikation erstickte. Er würdigte Eleonora keines Blickes, als ob es ihm die Mühe nicht wert sei, auf ihre Worte einzugehen.

"Ich führe Sie nun zu Ihren Gemächern," sagte er schließlich, seine Stimme kühl und distanziert. Es war klar, dass er diese Pflicht so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte. 

Eleonora spürte eine Welle der Frustration in ihr aufsteigen. Sie konnte seine offensichtliche Abneigung gegen sie förmlich spüren, aber sie zwang sich, ruhig zu bleiben und keinen Konflikt zu provozieren. 

"Professor Snape, sind Sie nach wie vor für den Unterricht im Tränkebrauen zuständig?"

Die Antwort schien offensichtlich zu sein, doch sie hielt es für höflich, ihn zu fragen, auch wenn sie bereits wusste, dass Lupin für Verteidigung gegen die Dunklen Künste zuständig war. Ein leichtes Schmunzeln umspielte ihre Lippen, als sie an die alten Gerüchte dachte, wie sehr Snape dieses Fach unterrichten wollte. Offensichtlich hatte Dumbledore seine Gründe, weshalb er Snape für diese Aufgabe nicht ausgewählt hatte. Doch anstatt ihr zu antworten, ignorierte Snape ihren Versuch, das Eis zu brechen und nickte nur knapp.

"Oh, wie aufregend", entgegnete Eleonora mit einem Hauch von Sarkasmus. "Ich selbst bin eine begeisterte Liebhaberin der Tränkekunst. Es würde mich freuen in Zukunft mit Ihnen zusammenzuarbeiten."

"Das wäre eine einseitige Freude", verkündete er trocken, während er weiter voranschritt.

Eleonora unterdrückte einen Seufzer der Frustration. Snape war unerbittlich in seiner Abweisung und schien keine Gelegenheit auszulassen, sie herabzusetzen.

„Wie schade, Ich hatte gehofft, wir könnten uns über die neuesten Entwicklungen in der Welt der Zaubertränke unterhalten", erwiderte Eleonora unbeeindruckt von seiner strengen Miene.

"Es steht außer Frage, dass ich nicht hier nicht bin, um Ihre Hoffnungen zu erfüllen, Miss Tonks."

Eleonora kämpfte darum, ihre Fassung zu wahren, während Snape sie mit einem finsteren Blick bedachte.

„Ich danke Ihnen für die Klarstellung", antwortete sie mit einem sarkastischen Unterton. „Ich dachte nur, Sie wären ein Zauberer, der seine Kenntnisse im Tränkebrauen gerne erweitern würde, aber da habe ich mich wohl geirrt."

Ein Ausdruck der Verachtung trat auf Snapes Gesicht, als er sich nun langsam zu ihr umdrehte. Seine dunklen Augen funkelten vor Wut und er kam ihr bedrohlich nah.

"Ich bezweifle, dass Ihre Kenntnisse in diesem Bereich ausreichen, um mit mir zu konkurrieren, Fräulein Tonks", erwiderte er mit einem abfälligen Unterton, bevor er seinen Blick abwandte und mit steifen Schritten weiterging.

Die überhebliche Arroganz in Snapes Blick entfachte ein Feuer der Wut in Eleonora. Sie war längst keine unerfahrene Schülerin mehr, die nur oberflächliche Kenntnisse im Tränkebrauen besaß. Nein, diese Kunst war ihre Leidenschaft, ihr Leben. Jede freie Minute verbrachte sie damit, in die Tiefen der Alchemie einzutauchen und ihre Fertigkeiten zu perfektionieren. Obwohl sie versucht war, ihm zu erwidern, biss sie sich auf die Unterlippe, um ihre aufsteigende Empörung zu zügeln. Sie wusste, dass ein Wortgefecht nur zu weiteren Spannungen zwischen ihr und Snape führen würde, und beschloss, für den Moment zu schweigen. Doch während sie so schwieg, schwor sie sich innerlich, zu einem späteren Zeitpunkt erneut das Gespräch zu suchen. Sie würde Snape zeigen, welche außergewöhnlichen Fähigkeiten sie im Laufe der Jahre entwickelt hatte.

Schließlich erreichten sie die Eingangshalle von Hogwarts, und Snape führte Eleonora zu den Treppen, die zu den Ravenclaw-Gemächern führten. Er hielt vor einer großen Tür an und wandte sich an Eleonora.

"Das sind Ihre Gemächer, Miss Tonks", sagte er mit einem Hauch von Gleichgültigkeit in seiner Stimme. "Ich nehme an, Sie können sich nun alleine zurechtfinden."

Eleonora nickte knapp und bedankte sich höflich bei Snape, obwohl sie wusste, dass ihre Worte wahrscheinlich ungehört verhallten. Als der Professor sich umdrehte und davon ging, blieb sie allein in der Eingangshalle zurück, mit einem Gefühl der Erleichterung, endlich von seiner eisigen Gegenwart befreit zu sein.

Eleonora Tonks - und das Geheimnis der Phönix-Feder  [Snape x OC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt