Kapitel 42 - Die Karte der Rumtreiber

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In den darauffolgenden Tagen begann sich Eleonoras Zustand allmählich zu bessern. Da sie weiterhin von ihren Aufgaben als Professorin befreit war, hatte sie reichlich Zeit, um über alles nachzudenken. Die Beziehung zu Tonks war zwar noch etwas angespannt, besserte sich jedoch zusehends. Dennoch hatte sie noch immer mit Schuldgefühlen zu kämpfen und der quälenden Unwissenheit über ihre vergangenen Handlungen, die sie vorerst für sich behalten wollte.

Die Aussicht, endlich mit den Legilimentik-Sitzungen zu beginnen, war für Eleonora ein Hoffnungsschimmer. Doch Snape bestand darauf, dass sie sich erst vollständig erholen müsse, bevor sie sich dieser mentalen Herausforderung stellte. Es war ihm wichtig, dass sie die nötige Stärke besaß, um den vergrabenen Erinnerungen gegenüberzutreten. Die Vorstellung, dass er bald so tief in ihre Gedanken schauen würde, machte sie nervös, allerdings wusste sie, dass er ernsthaft daran interessiert war, ihr zu helfen. 

Leider hatten sie sich In den letzten Tagen kaum gesehen, da Snape bis über beide Ohren im Unterricht versunken war. Der Tränkeprofessor hatte nun das Vergnügen, sich mit Hagrid abzustimmen, der voller Enthusiasmus Eleonoras Unterricht übernommen hatte. Da die Schüler weiterhin einmal wöchentlich eine Doppelstunde Zaubertränke und Pflege magischer Geschöpfe zusammen hatten, war eine Koordination der Themen unerlässlich, was Snapes Nerven sichtlich überstrapazierte. Zwar hatte Eleonora für Hagrid eine detaillierte Liste vorbereitet, doch offenbar verfolgte der Halbriese eigene Pläne und nutze das Dokument lieber als Unterlage für seine Mahlzeiten – trotz des Zwischenfalls mit Seidenschnabel. Zunehmend konnte Eleonora die ungleichen Partner beobachten, wie sie durch die Gänge schritten und diskutierten. Während Hagrid stets in bester Laune war, wirkte Snape zunehmend genervter.

Erst neulich beim Frühstück hörte sie, wie Hagrid dem Tränkeprofessor den fantastischen Vorschlag präsentierte, die gefährliche Riesenspinne in den Unterricht einzubeziehen. Die Idee, dass die Schüler die giftigen Sekrete der Spinnen sammeln sollten, um damit experimentelle Tränke herzustellen, hatte Hagrid offensichtlich begeistert. Snape hingegen sah aus, als würde er jeden Moment vor Frustration explodieren.

„Aber Severus", plapperte Hagrid, während er eine riesige Portion Brei in den Mund schaufelte, „ich hab da nen Kumpel, Aragog. Ich könnt ja nur ne kleine Acromantula ausm verbotenen Wald mitnehmen, eins von seinen Kindern. Also, die Schüler könnten ja lernen, wie man Acromantula-Seide aufsammelt, ja? Da kann man doch 'ne Menge nützliches Zeug draus machen, wenn's erst mal innen Tranktopf landet."

Snape, der seine Tasse Tee mit einer geradezu chirurgischen Präzision rührte, erstarrte und drehte sich langsam zu Hagrid um. Sein völlig entgeisterter Gesichtsausdruck deutete darauf hin, dass er nicht wusste, was ihn mehr verstörte: die Idee, eine Riesenspinne in seinen Unterricht zu schleppen oder die Tatsache, dass Hagrid einen Zaubertrankkessel als 'Tranktopf' bezeichnete. 

„Natürlich", höhnte er, "ich bin sicher, die Schüler werden es genießen, mit einer tödlichen Kreatur zu arbeiten."

Hagrid nickte eifrig und schien den Sarkasmus gar nicht wahrzunehmen. „Wusst ichs doch, dass du mir zustimmst! Und denk doch nur, wie stolz die Kinder sind, wenn sie es dann hinkriegen."

Snape schloss die Augen und atmete tief durch, wahrscheinlich um sich daran zu erinnern, dass Mord keine angemessene Reaktion wäre. „Ja Hagrid, die Schüler werden gewiss sehr stolz sein... sofern sie überleben", bemerkte er trocken. „Warum beginnen wir nicht gleich mit Drachen?

Hagrid, der vollkommen überzeugt war, dass Snape seine Idee unterstützte, klopfte dem Tränkeprofessor begeistert auf den Rücken, sodass er fast seinen Tee verschüttete.
„Drachen?! Das ist ne klasse Idee! Das machen wir dann nächste Woche!", lachte Hagrid so laut, dass der Tisch wackelte. 

Eleonora Tonks - und das Geheimnis der Phönix-Feder  [Snape x OC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt