Kapitel 49 - Seidenschnabels Prozess

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„Da wären wir," verkündete Eleonora mit einem leisen Lächeln an Hagrid gewandt. Gemeinsam hatten sie den Kamin in seiner Hütte genutzt, um mit Flohpulver ins Ministerium zu gelangen.

Unter ihren Füßen erstreckte sich der vertraute Marmorboden des Ministeriums und die gewaltige Eingangshalle erhob sich in ihrer ganzen Pracht über ihnen. Die hohe, gewölbte Decke war mit goldenen Inschriften verziert, die sich wie ein elegantes Band durch den Raum zogen. Massive Säulen flankierten den Weg und in der Mitte des Atriums ragte ein prächtiger Brunnen empor. Wie gewohnt war die Halle erfüllt vom geschäftigen Treiben von Zauberern und Hexen, die in ihren Roben hin- und hereilten. Für Eleonora war es ein seltsames Gefühl, an ihren alten Arbeitsplatz zurückzukehren. Alles war so vertraut, als wäre sie nie fort gewesen. Früher hatte sie hier täglich Berichte abgegeben, sich mit anderen Abteilungen abgestimmt und sich auf Missionen vorbereitet.

Hagrid war inzwischen noch nervöser als beim Frühstück. Er wippte unruhig auf seinen Füßen, sodass seine Stiefel leise quietschten.

„Alles wird gut, Hagrid," sagte Eleonora sanft, als sie seine Anspannung bemerkte. Sie legte ihm beruhigend eine Hand auf den Arm und schenkte ihm ein ermutigendes Lächeln, das mehr Zuversicht ausstrahlte, als sie selbst empfand. Die Geschehnisse mit Severus lasteten noch immer schwer auf ihr, doch sie bemühte sich, ihre innere Unruhe zu verbergen.

Hagrid nickte, aber es gelang ihm nicht, die Worte zu finden, die den Knoten in seiner Kehle lösen könnten.

„Komm, wir müssen hier entlang", erklärte Eleonora mit ruhiger Stimme und führte Hagrid zu einer Reihe großer, vergoldeter Fahrstühle, die auf der rechten Seite des Atriums in die Wand eingelassen waren. Die Fahrstühle hatten kunstvoll geschmiedete Gittertüren, durch die man die glitzernden Innenwände des Schachts sehen konnte. Als sie ankamen, fuhr gerade einer der Fahrstühle ab, sodass sie auf den nächsten warten mussten.

„Na, wen haben wir denn da?", erklang plötzlich eine vertraute Stimme von der Seite.

Eleonora drehte sich um und entdeckte Lucius Malfoy, der in seiner makellosen schwarzen Robe elegant auf sie zuschritt. Sein blondes Haar war perfekt zurückgekämmt und auf seinen Lippen lag ein höhnischen Lächeln, das kaum die Verachtung verbarg, die in seinen hellen Augen funkelte. Mit unverhohlener Arroganz ließ er seinen Blick auf Eleonora und Hagrid ruhen, als wäre der Ausgang des Prozesses längst entschieden.

„Wie ich sehe, hat Dumbledore seine besten Kräfte entsandt", begann er spöttisch und seine Stimme triefte vor falscher Höflichkeit. Eleonora spürte, wie Hagrid sich neben ihr anspannte.

„Lucius," antwortete sie kühl, „immerhin geht es doch um das Wohl Ihres Sohnes. Da ist es nur angebracht, dass sich die Besten darum kümmern."

Sein Lächeln verschwand kurz, bevor es sich in eine noch verächtlichere Miene verwandelte und er sich an Hagrid wandte: „Ich hätte angenommen, dass Sie mit diesem  Vieh anrücken, aber stattdessen kommen Sie mit diesem.. Anhängsel." Er ließ seinen Blick verächtlich über Eleonora schweifen. 

Hagrid schnaubte empört und machte Anstalten, etwas zu erwidern, doch Eleonora legte beruhigend eine Hand auf seinen Arm und hielt ihn zurück, bevor er sich auf seine Provokation einlassen konnte. 

„Offenbar haben Sie vergessen, dass ich die Professorin für Pflege magischer Geschöpfe bin", begann Eleonora mit kontrollierter Stimme. „Natürlich fällt alles, was in diesem Bereich geschieht, in meinen Verantwortungsbereich."

„Professorin?", wiederholte Lucius abfällig. „Dass Sie es überhaupt wagen, sich mit diesem Titel zu schmücken, wenn man bedenkt, dass Ihre 'Unterrichtsmethoden' darin bestehen, junge Zauberer mit trivialen Muggelfarben zu belästigen, statt ihnen etwas Nützliches beizubringen. Ihre 'Kompetenzen' wären wohl in einem Kindergarten nützlicher, wenn Ihnen das Spielen mit Fingerfarben so viel Freude bereitet." 

Eleonora Tonks - und das Geheimnis der Phönix-Feder  [Snape x OC]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt