Kapitel 54

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--- Yuki ---

Es war Akane, die Yuki das Wort abnahm. „Warum holt ihr sie dann nicht dort raus?" Widersprach sie mit Kraft in der Stimme, die ihre Wut widerspiegelte. „Weil sie sonst sterben und wir mit ihnen. Jeder, der sich wehrt, kommt in diese Käfige, die ihr auf der anderen Seite sehen könnt. Sie sind dort, wo wir sie alle sehen können. Vor allem auch jene, die im Krankenhaus liegen. Um uns daran zu erinnern, das wir nur einen Tag hier liegen dürfen oder es würde unser Schicksal sein, dort drinnen zu warten, bis wir verhungern." Ries Augen verschwanden fast vollständig in den Schatten, während sich Yukis Augen weiteten. Verhungerten? „Das ist ein Scherz, oder?" Fragte Akane ungläubig, während Yuki den Platz am Bett aufgab und langsam zum Fenster trat. Sie musste es sehen, auch wenn sie versuchte sich so zu positionieren, das ihre Gestalt von den Wachen auf der Mauer nicht bemerkt wurde. Und dort war es. So wie Sumika ihnen gesagt hatte. Auf der gegenüberliegenden Seite jenseits des Platzes standen Käfige. Sie waren nicht leer. Gestalten lagen darin. Bis zur Entkräftung abgemagert. „Da sind welche drinnen." Sagte Akane fassungslos. „Soll das heißen sie müssen dort hungern und jede Nacht zusehen, wie ihr diese Tische leeren müsst?" Fragte die Orangehaarige ungläubig. Es schien, als konnte sie diesen Gedanken gar nicht fassen. War es das erste Mal? Das erste Mal das Akane mit Grausamkeit konfrontiert wurde? Yuki hatte es nicht hinterfragt. Sie hatte nie gefragt. Welche Abenteuer hatte Team 12 vor ihr erlebt? War Isshin ihr erster Moment mit einem Monster gewesen? Sumika ließ jetzt wie Rie den Kopf hängen, als Akane die Fäuste ballte. „Ich hol sie da jetzt raus!" Zischte die Jugendliche und wollte los, doch Yuki trat ihr in den Weg. Tauchte einfach vor der Orangehaarigen auf, die fast erschrocken stehen blieb. „Yuki. Aus dem Weg." Akane sah finster drein, doch Yuki hielt dem Blick stand. „Das ist nicht der richtige Moment dafür." „Nicht der richtige Moment? Hast du die Menschen da drin nicht gesehen?!" Akane verlor sich fast. Ihre Stimme wurde einen Tick lauter, als Yuki ruhig blieb. Auch sie war wütend. Sehr sogar. Sie konnte Akane verstehen. Auch in Yuki lebte der Wunsch loszurennen und diese armen Seelen in den Käfigen zu retten. Doch wenn sie jetzt losrannten ohne alle Hintergründe zu kennen. Wenn sie jetzt gingen und alles überstürzten, sie würde nicht nur Gefahr laufen die Menschen zu töten, die von der Feudalherrin gefangen gehalten wurden. Sie würden auch Rie, Suou und Sumikas Opfer mit Füßen treten. „Wir werden sie retten. Aber nicht allein. Suou, Rie, Sumika. Auch sie sind hier, weil sie kämpfen wollen. Auf ihre Weise und mit ihren Mitteln. Du befreist eine Stadt nicht, wenn nicht die Menschen selbst es sind, die bei der Rettung helfen." Yuki konnte nicht anders als an Nara zu denken. Rie hatte Nara mit ihrem Opfer gerettet, doch für die Bewohner war es nur ein weiteres Übel gewesen, das sie loswerden wollten. Nara hatte sich nicht verändert. Weder mit Hanas Ableben, noch mit Yurikos und Ries Abschied. Nur die, die auf der Rosenwiese gelebt hatte. Nur sie hatte all diese Tragik wahrhaftig verändert. „Und das rechtfertig, das wir diese dort in den Käfigen verhungern lassen?!" Akanes Stimme war noch einen Tick lauter geworden. Es war Rie, die nervös zur Tür blickte. „Bitte. Sei etwas leiser." Bat sie besorgt und Akane wirkte ertappt, als sie ihre Finger ballte als konnte das ihre Wut vertreiben. Das würde es nicht. Das wusste Yuki. Egal wie fest man die Hand ballte und wie sehr die Nägel ins Fleisch stachen. Nichts konnte hilflose Wut bremsen. „Ich kann das nicht zulassen!" Gestand Akane angespannt und es war ausgerechnet Sumika, die tapfer ihre Stimme erhob. „Sie verhungern nicht. Nicht so schnell." Eben noch hatten Akane und Yuki sich angestarrt, jetzt drehten sie der dicken Frau den Kopf hin. „Wie meint ihr das?" Fragte Yuki ruhig. Ruhiger, als sie sich innerlich fühlte. In Kiri war sie es gewesen, die fast die Nerven verlor, weil all diese Kälte sie an ihre Vergangenheit erinnerte. Eine Stadt voll Menschen, die aufgegeben hatten. Doch Oiwai Machi war anders. Sumika war gebrochen, doch nicht hoffnungslos. In ihren Augen lag noch ein letzter Funken Kraft. Das sie hier war, bewies es. „Wir haben auf euch gewartet, aber wir warteten nicht ohne selbst etwas zu erreichen." Warf Rie ein und sah auf und offenbarte Yuki damit etwas, das sie fühlte. Rie wollte hier etwas verändern. Etwas, das sie in Nara nicht hatte erreichen können. Sie wollte nicht nur das Übel bekämpfen. Sie wollte aus Oiwai Machi eine blühende Rosenwiese machen und das tat man nicht, in dem man als Held ein Wunder vollbrachte, sondern wenn man als Stadt zusammen nach einer Lösung strebte. Das hatte Rie hier her gebracht. Das war der Grund weshalb sie eine Stadt wählte, die Nara so ähnlich war. Sie wollte wiedergutmachen, was sie schon einmal nicht erreichen konnte. Eine Schuld, die sie in Yukis Augen nie getragen hatte und die Rie doch gefühlt hatte. All diese Zeichen, die sie als Kind übersehen hatte, weil sie Angst vor der Realität hatte. Sie war ein Kind gewesen. Ein Kind in Yukis Alter und doch fühlte sie so viel Schuld und Verantwortung. Doch Rie war nicht davor weggerannt. Sie war aus Nara gegangen für einen Neuanfang und sie wählte eine Stadt um für ihre Stärke zu kämpfen. Oiwai Machi war in einem Alptraum gefangen, doch diese Menschen hier. Sumika, Suou und Rie. Sie wollten kämpfen.


Falling Snow - Nahendes Schicksal || NarutoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt