Kapitel 72

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--- Yuki ---

Alle waren sie bereit. Im Schatten der Dunkelheit standen sie am Rande Oiwai Machis. Sie alle hatten sich Umhänge übergeworfen und waren zu allem bereit. Reikas Augen lugten unter dem Kleidungsstück hervor, als sie ihre Schüler ein letztes Mal musterte. „Ich sage es oft, aber bitte nehmt es euch zu Herzen. Seid vorsichtig und geht kein unnötiges Risiko ein. Yuki. Kenji. Ich verlasse mich auf euch." Normal hätte Kenji sich jetzt erhaben durchs Haar gefasst und hätte süffisant gelächelt. Doch diesmal sah er vollkommen ernst drein. „Wir werden vorsichtig sein." Bestätigte Yuki. Ein letztes Mal sahen sie sich alle an. Es könnte sein, das, wenn sie sich das nächste Mal sahen, niemand mehr war, wie jetzt. Sie würden andere Person geworden sein. Vielleicht reifer. Vielleicht Tod. Niemand konnte das in diesem Moment sagen und doch setzte Reika ihr Vertrauen in ihr Team und drehte ab. „Komm Akane. Sumika wartet. Sie muss bald zum Fest." Und damit sie. Sie würden mit Sumika und einem ihrer Bekannten tauschen und sich so Zugang zum Fest verschaffen. Von dort aus würde es leichter sein zum Balkon zu gelangen und die Rauchbomben zu zünden. Es war ein Risiko, doch das mussten sie eingehen. Akane nickte. „Verstanden." Sie drehte selbst noch einmal den Kopf und musterte ihre Freunde. Ihre selbsternannte Familie. „Passt auf euch auf." Sie sah von Yuki zu Kenji und für einen Moment hatte Yuki das Gefühl, als sähe sie den Jungen länger an, dann drehte sie den Kopf weg und lief los. „Wenn wir uns wieder sehen, sind wir Helden." Sagte sie noch mit einem Grinsen auf den Lippen, dann verschwanden die beiden Frauen in der feiernden Menge, die noch immer die Stadt erfüllte. Yuki, Kenji, Tadara und Tsukasa blickten ihnen stumm hinterher. Sie würden nicht riskieren den selben Weg zum selben Zeitpunkt zu wählen. Stattdessen wandten sie sich ab und liefen am Rande von Oiwai Machi entlang, bis sie an einer anderen Stelle die Stadt betraten. Hier war deutlich weniger los, weil auch Oiwai Machi ein ganz normales Viertel besaß. Hier verirrten sich nur wenige Feiernde hin. Stattdessen war die Straße von einfachen Läden gesäumt und Häusern der Menschen, die die Feiernden gerade mit Essen und Unterhaltung bedienten. „Wer hätte gedacht das Oiwai Machi auch eine ruhige Seite hat." Erkannte Kenji verblüfft und Tadara lächelte sanft. „Auch unsere Leute brauchen einen Ort für sich." Yuki blickte kurz hin und her, doch vor allem um sicher zu gehen, das sie nicht beobachtet wurden. Sie erwartete von Wachen entdeckt zu werden, doch niemand schenkte ihnen Beachtung. Niemand war hier. Das Viertel war fast wie ausgestorben. Jene, die Nachmittags arbeiteten, schliefen bereits. Die die Nachts arbeiteten waren längst unterwegs. „Dort hinten." Flüsterte Tadara, als sie um eine Häuserecke bogen und eine Seitengasse erreichten. Yuki erwartete ein Loch im Boden, doch stattdessen war dort ein Seiteneingang, der in eine Dunkelheit führte. Ein Maschendraht war davor aufgespannt und doch befand sich am unteren Ende ein riesiges Loch. Jemand kroch dort regelmäßig ein und aus. Das bezeugten auch die Spuren auf dem Boden. „Die Wachen?" Fragte Kenji besorgt und noch bevor Tadara antworten konnte, verengten sich Yukis Augen. „Die Kinder." Suou drehte überrascht den Kopf zu ihr und musterte das junge Mädchen. „Du hast sie bemerkt?" Auch Yuki löste nun ihre Augen von dem Draht und sah zu ihrem Auftragsgeber. „Ich habe sie in der Stadt gesehen und ich glaube nicht das sie außerhalb wohnen. Und doch gehören sie zu niemanden. Sie scheinen für sich alleine zu kämpfen und sicher werden sie nicht in den Gassen geduldet. Sie sind sehr dreckig." Kenji sah seine Teamkollegin buff an. „Was dir nicht alles auffällt." Erkannte er überrascht, während Suou sanft lächelte. „Ja. Äußerst aufmerksam. Es stimmt. Eines meiner Projekte war der Bau eines Waisenhauses für die Kinder. Ich wollte nach meiner Pilgerreise damit beginnen. Leider kam es anders. Ich hoffe, ich kann mich ihrer annehmen, sobald diese ganze Sache überstanden ist." Ein Waisenhaus also. Ein Ort zu dem sie gehören würden. Nicht von dreckigem Geruch und mit sauberen Kleidern. Wie würde es wohl diesem Jungen und seiner Freundin dort gehen? Könnten sie es akzeptieren normal zu werden? „Habt ihr einen Schlüssel dafür?" Fragte Yuki statt die Gedanken zu äußern, die sie hegte. Tadara nickte. „Ja. Wartet." Er griff in seine Priesterrobe und lief dann voran und zu dem Draht. Ein kleines Schlüsselloch befand sich an dem Zugang. Es war die Drehung des Schlüssels und schon schwang die durchsichtige Tür auf. „Voila." Sagte er und verstaute den Schlüssel wieder in seiner Robe. „Ich würde gerne vorgehen." Sagte Yuki und trat zu Tadara heran. „Und ich übernehme das Schlusslicht." Fügte Kenji hinzu und stellte sich ans Ende. Tsukasa musterte Kenji mit wütenden Augen. „Glaubst du, ich kann nicht selbst auf meinen Herren achten?" Fauchte er fast, doch Tadara hob die Hand. „Schon gut Tsukasa. Lass sie ihre Arbeit auf ihre Weise erledigen. Immerhin haben auch sie eine Verantwortung zu erfüllen. Wenn ich sterbe, wird niemand den Auftrag bezahlen." Tsukasa zischte genervt, ehe er näher an Tadara herantrat und Kenji die hintere Reihe überließ. „Sei mir aber nicht im Weg, wenn wir kämpfen müssen." Zischte er ihm noch zu. Tadara lächelte entschuldigend, doch Kenji störte sich nicht daran. Yuki auch nicht. Stattdessen drehte sie sich um und machte den ersten Schritt in den Durchgang. Eine Treppe, die tief hinab führte und ein Gestank, als würde man durch Müll laufen. Yuki ignorierte es einfach. „Ich sollte wohl auch mal an eine Reinigung der Kanalisation denken." Erkannte Suou leise, doch er verstummte, als sie alle in die Dunkelheit eintauchten und darin verschwanden.


Falling Snow - Nahendes Schicksal || NarutoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt