Run little mouse

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Zu meinem 16. Geburtstag bekam ich von Suho eine Reise ins Disneyworld nach Orlando geschenkt. Ich erinnerte mich an rasante, kunterbunte Fahrgeschäfte und fantasievolle Themenwelten. Nicht anders wirkte Jacksons Party auf mich.

Er wusste in der Tat, was die Menschen brauchten, um von ihrem eigenen Leben abzukommen. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind im Freizeitpark.
Auf eine der untersten Ebenen gab es eine Achterbahn durch eine mit Schwarzlicht ausgeleuchtete Strecke, ich stellte mich mit Seonghwa an, nur um anschließend festzustellen, dass Achterbahnen nicht sein Fall waren. Als ich meinte, ich stelle mich zum Bungeejumping mit den Artisten an, ließ er mich gehen und hing seinen Kopf über den Eimer, der ihm von einem der Mitarbeiter an der Fahrattraktion ausgehändigt wurde. Ich besah ihn amüsiert, richtete mein Outfit zurecht und sortierte mich zwischen die wartenden und viktorianisch-modern gekleideten Partygäste.
„Krasses Tattoo, hat das weh getan?" bevor ich schalten konnte, fuhr eine weibliche Hand vor mir über eine der Schlangenköpfe auf meinen Brüsten. Aus Reflex schlug ich die Hand weg und sah zu dem Gesicht, der sie gehörte.
Eine erstaunte Soojin blickte mich an und begann zu fluchen, als der Schmerz in ihre Hand drang.
„Fass mich nicht an!" mahnte ich sie. Sie konnte von Glück reden, dass Seonghwa mein Katana einbehalten hatte, nachdem Jackson es wieder herausgerückt hatte. Soojins Hand hätte jetzt genauso gut auch auf dem Boden liegen können.
„Verdammt Cheonsa, ich bin es nur!" zischte sie und schüttelte die Hand, als würde der zwiebelnde Schmerz so nachlassen.
„Aber ich nehme an, nur Seonghwa ist das Vorrecht gestattet dich da anzufassen." Funkelte sie frech und neigte den Kopf schief. Dann sah sie sich um. „Wo ist er überhaupt?"
„Kotzt sich an der Bar die Seele aus dem Leib." Ich deutete irgendwo in die Richtung, in der ich ihn vermutete und zuckte mit den schultern.
„Wo ist Wooyoung?" Sie seufzte und rutschte mit mir in der Schlange nach.
„Er hat die Nachricht von meiner Mutter bekommen, dass es Boo nicht gut geht und ist heute Morgen nach Korea zurückgeflogen." Ein kurzer Hauch von Besorgtheit huschte durch ihre großen Augen, doch der verschwand. „Er wird sich schon um sie kümmern. Die kleine liebt ihn seit dem ersten Tag." Stolz straffte sie den Rücken und stemmte die Hände in die Hüften.
„Sie war nicht sein leibliches Kind, richtig?" glaubte ich mich zu erinnern. Soojin nickte und wir liefen die nächsten Schritte auf.
„Er und die Guerilla haben mich befreit, als ich mit ihr Schwanger war. Zwischen uns hat es sofort gefunkt, er war Feuer und Flamme für mich und ich für sie." Schwelgte sie in Erinnerungen. „Ich habe ihn nach Boos Geburt als ihren Vater eintragen lassen." Erzählte sie mir munter.
Nach der Frage, wie es zu Boo kam traute ich mich nicht zu greifen. Ich wollte ihre Gute und ausgelassene Laune nicht verderben.
„Aber zurück zu Seonghwa, er verträgt keine Fahrgeschäfte? So wie der Motorrad fährt?"
Ich brach in Lachen aus und nickte. „Verstehe ich auch nicht." Grinste ich. Die Leute vor uns wurden immer weniger.
Nach und nach wurden sie an einen der Artisten gehangen, wie bei einem Tandemsprung und dann am Wasserfall hochgezogen.
Ich würde klitschnass unten wieder ankommen, aber das war es mir Wert.
In meinem Kopf kamen die zu vorigen Begegnungen mit Theresa und ihren Leuten und Chaerins Geschichte noch gar nicht an. Ich verdrängte, versuchte zu genießen.
Einzig meine Augen irrten in ungleichmäßigen Abständen umher, auf der Lauer vor Minho und Han. Jackson meinte zwar sie würden sich nicht fortbewegen, aber vertrauenswürdig schätzte ich ihn nicht ein.
Soojin und ich hingen wenig später sämtliche Meter über den Boden an einem Wasserfall inmitten eines mehretagigen Clubs, während Seonghwa noch immer in seinen Eimer reierte.
Dass ich diesen Satz je denken konnte, machte diese Situation irgendwie besser und nicht undenkbarer.
Ohne weitere Warnung seilte sich der Artist, an dem ich hing in atemraubender Geschwindigkeit ab.
Ich hörte Soojin schreien. Ich begann zu lachen, wie ein Kleinkind, dass zum erstem Mal Kettenkarusell fuhr, das erste mal das Kribbeln vor Adrenalin im Bauch spürte.
Ich landete viel zu schnell. Der Mann, der mich nach unten führte bemerkte, dass meine Reaktion eine ungewöhnliche sei, sein Trommelfell sich darüber aber nicht beschwerte.
Von einem der Mitarbeiter bekam ich ein Handtuch gereicht, um mein Gesicht abzutrocknen.
Mit einem dämlich breiten Grinsen lief ich aus dem Abgetrennten Bereich heraus, nur um dann von einem gehetzten Seonghwa in Augenschein genommen zu werden.
Als er mich sah fasste er sofort nach meiner Hand und zog mich mit sich.
„Wir müssen hoch." Flüsterte er mir zu und schob mich hinter sich.
„Was?" mein Adrenalin klang ab und mein Verstand setzte ein.
„Was ist passiert?" wollte ich von ihm wissen, während er mit mir nach den Treppen suchte.
Kaum, dass ich reagieren konnte, drückte er mich an die Wand, ließ seine Haare in mein Gesicht fallen und küsste mich heftig.
Er roch nach frischer Minze und Zahnpaster. Man musste ihm etwas zum Mundauswaschen gegeben haben, unter anderen Umständen hätte ich ihm eine gepflastert.
Mein Körper reagierte automatisch. Meine Hände fuhren durch seine Haare und ich drückte ihn an mich.
Jede Zelle begann zu prickeln, doch bevor der Kuss mich bis in meine südlichsten Winkel ergriff, löste Seongwa ihn wieder und spannte sich an, nicht vor Vorfreude. In seinen Augen lag Unberechenbarkeit.
„Hwa, was ist los?" Ich legte meine Hand an sein Gesicht und führte es zu mir, in einen weiteren Kuss.
Völlig beschwipst von allem um uns herum. Er ließ zu, dass ich unsere Lippen verband, eine seiner Hände stützte sich neben meinem Kopf an der Wand ab, die andere legte sich an meine Seite und drückte mich gegen die Wand.
Dieser Kuss hielt länger. Ich stellte sicher, Seongwha entwischte nicht, immer wenn ich ihn im Kuss weiterführen wollte.
Meine Hände griffen in seine weiße Bluse. Obwohl es hier unten durch den Wasserfall kühl war, wurde mir plötzlich warm.
„Cheonsa..." raunte Seonghwa, nahm seine Lippen von meinen und begann meinen Kiefer zu küssen. Ich zerschmolz in seinen Armen, meine Muskeln entspannten sich, er dagegen war noch immer angespannt.
Er löste seinen düsteren, immer noch brodelnden Blick von mir und sah sich erneut um.
Dann gefror er.
Ich zog an seinen Haaren, versucht seinen Kopf wieder an meine Lippen zu bekommen, seinen Körper näher an meinen.
Er versteifte sich nur noch mehr.
Verwirrt nahm ich meine Hände aus seinem Haar und blickte in die Richtung, die er fixierte.
Alles was sich in meinem Körper an Wärme angesammelt hatte, schockfror ebenfalls.
Da standen Minho und Han, dicht nebeneinander, auf dem Weg zur Schlange für den freien Fall.
Sie starrten uns an, so wie Seonghwa und ich sie anstarrten.
Komischerweise fiel mir als erstes auf, wie unglaublich gut sie aus der Nähe zueinander passten. Minho war einen Kopf größer als Han. Ihre Outfits aufeinander abgestimmt. Sie beide sahen in ihrer Einheit unangreifbar aus.
Minho hatte seine Hand um Han's betonte schmale Hüfte gelegt und griff unsanft in den Stoff seines Oberteils.
Han blickte hoch zu Minho, unschlüssig ob seine Augen ihn betrogen. Dann warf er mir einen Blick zu, für den ich unter Umständen die Sterne vom Himmel holen würde. Seine Augen funkelten traurig, vermissend, erleichtert.
Minho hingegen verhärtete jeden Muskeln seines Gesichts zu einer Fratze, die Seonghwa und mich bei lebendigem Leib brennen sehen wollte. Er straffte seinen Rücken, ließ seine Hand von Han gleiten und sprach etwas, dass ich aus der Entfernung nicht hörte.
Ich spürte meinen Blutfluss erstarren, wie mein Puls aussetzte.
Sie werden ihre Ebene nicht verlassen meinte Jackson, sie seien immer da, bestätigte er uns.
Sollte ich ihn das nächste mal sehen würde ich ihn diesmal wirklich umbringen.
Ich hörte wie die Blase meiner Idylle mit einem ohrenbetäubendem Knall platzte.
Minho setzte in aller eiskalter Beherrschung, die sich durch jede seiner Gliedmaßen spannte, einen Fuß vor den anderen. Erst im Schritttempo, dann setzte er zum Sprint an.
Mein Dämon übernahm meinen Überlebensinstinkt für mich.
„Oh fuck!" hörte ich mich murmeln, griff nach Seonghwas Hand und zog ihn mit mir auf die Flucht.
Ich hatte keine Ahnung, wo die Treppen nach oben waren. Seonghwa hatte mich hier herunter geführt, während ich kopflos das Wunderland betrachtete, dass sich soeben in einen Alptraum verwandelte.
„Da lang!" rief ich und übernahm die Navigation, als er mich in die entgegengesetzte Richtung drängte.
„Das wollte ich dir eigentlich sagen!" hetzte er als er mich vor sich die Treppen hochscheuchte.
„In der Zeit wo du Vogel gespielt hast..."
Ich bugsierte ihn mit mir über die nächste Ebene und wagte einen Blick nach hinten.
Minho kämpfte noch auf der Treppe dicht hinter ihm Han.
Die beiden sahen sich suchend um, bis Han meinen Blick fasste und ohne zu zögern auf mich deutete. Diese kleine Kröte...
Seonghwa und ich nahmen die Füße in die Hand.
„Warum hast du es nicht einfach gesagt!" fuhr ich ihn an und drückte uns an einer Gruppe Menschen zur nächsten Etage, vorbei an dem Wasserfall.
Ich sah nach oben und erkannte die Plattform auf der wir standen, als wir hier ankamen.
„Du hast mich wie eine verdurstete geküsst! Denkst du echt ich kann da nein sagen?"
Schwanzgesteuerter lügender Idiot!
„Du hast mich als erster geküsst und an die Wand gedrückt! Wie hätte ich dich kein weiteres mal küssen können!" warf ich ihm an den Kopf und drückte seine Hand.
Das paar war nun auf der selben Ebene wie wir und Seonghwa und mir dicht auf den Fersen.
„Cheonsa blieb stehen!" hörte ich Han's flehende Stimme immer näher kommen.
Die kleine Cheonsa stemmte die Hacken in den Boden und bremste ab. Mein Dämon und ich schliffen sie an den Ohrläppchen weiter.
„Das war das letzte Mal, dass wir dich freundlich auffordern, wieder zurückzukommen!" donnerte Minho und schob eine Gruppe feiernder Frauen zur Seite. Die Hände ballte er zur Faust.
„Da lang!" bugsierte Seonghwa mich, doch die jüngere Cheonsa bekam ihren willen.
Ich stand. Wie anbetoniert sah ich zu, wie Han und Minho uns immer näherkamen.

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