eins

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Eren's POV

* * *

Ich hasse es zuzugeben, dass ich mich an die Grausamkeit gewöhnt habe, die die Stadt Shiganshina zu bieten hat.
Von Ausraubungen bis zu Mordfällen ist alles hier zum Alltag geworden.

Seit fünf Jahren bin ich in diesem Beruf tätig. Diesen Sommer entschied ich mich dazu, mich bei der Polizeistation Trost zu bewerben.
Aufgrund ihres Personalsmangels war es keine grosse Sache. Nichtsdestotrotz musste ich eine Prüfung bestehen.

"Wir wollen dein Vertrauen testen.", hatte der Boss Mr. Smith gesagt.

Ich verstand seinen Hintergedanken. Immerhin habe ich meine Ausbildung in einem anderen Land absolviert und war vor allem in der Spionage tätig. Mein kindliches Gesicht liess mich einfach in Jugendkreisen eingliedern, weshalb ich den einen oder anderen Drogenhändler ausliefern konnte und Mr. Smith war zufrieden.

Schnell wurde ich in eine andere Abteilung gesteckt, wo ich dann zum ersten Mal wares Grauen sehen durfte.

Vergewaltigte Leichen, verwahrloste Kinder, geschlagene Tiere und gewalttätige Bastarde.

Nicht selten hatte ich schlaflose Nächte. Und doch arbeite ich immer noch hier. Wieso?

Ganz simpel.
Rache.

Ich war neun als meine Mutter vor meinen Augen erschossen wurde. Zu jung um überhaupt zu verstehen was es hiess ohne Mutter und einem stets besoffenen Vater aufzuwachsen, klammerte ich mich an eine einzige Information.

Nachdem der Morder meine Mutter tötete, trafen sich unsere Blicke. Er kam auf mich zu, kniete sich vor mich hin, hielt mein weinendes Gesicht und sagte:

"Halte dich von Shiganshina fern und ich lasse dich leben."

Vielleicht ist das der Grund, warum ich Menschen nicht traue.

Mikasa, meine Stiefschwester, ist als Gerichtsmedizinerin sehr beschäftigt. Ein noch grausamerer Beruf in meinen Augen.

Mein bester Freund Armin, mit dem ich meine Wohnung teilte, ist mein Abteilungschef und führt die meisten Befragungen durch.

Obwohl wir den selben Beruf ausübten und gestanden unseren Job sehr gut machten, könnten wir verschiedener gar nicht sein. Armin ist ein ruhiger Mensch, der die Dinge gern in sich reinfrisst, wenn es die Situation erlaubt.

Meine Schwester Mikasa widerlegt stolz jedes weibliche Stereotyp. Wenn ich ganz ehrlich war, stellte sie einige Männer in den Schatten, weshalb sie mir manchmal nicht ganz geheuer war.

Aber zurück zu meinen Vorstellungsgespräch. Erwin musterte mich lange bevor er mir die erste Frage stellte. Vermutlich beurteilte er meine schmächtige Figur, die verglichen zu seiner noch um einiges schwächer wirkte, als es eigentlich war. Aber wusste ich schon, ich las nur seine Augen ab.

"Warum hast du dich speziell für diese Polizeistation entschieden.", fragte mich der grosse Blonde, während er meine Blätter zur Seite legte.

"Private Gründe, Chef. Jedoch bin ich mir schon als Kind darüber in Klaren.", meinte ich diskret.

"Das sieht man dir an."

(Editing) Heartless Lover || ereriWhere stories live. Discover now