Über das Gärtnern und alles, was dazu gehört

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Hicks schlenderte, wie eigentlich jeden Morgen, von seinem Zimmer die Treppe herunter, wo sein Vater schon sein Frühstück verspeiste. "Ah, guten Morgen, mein Sohn. Jetzt wo du hier bist. Wir müssen uns über etwas unterhalten.", begrüßte er Hicks. Es klang nicht so ernst, wie man vielleicht denken mag, aber genau das verwirrte den jungen Wikinger. Sein Vater will mit ihm über etwas reden. Das wahr genau genommen nichts Neues, denn seit er 18 geworden ist, redet Haudrauf nur noch vom Erwachsen werden und in Hicks' Fall vor allem davon, wie es ist, Stammesoberhaupt zu sein. Dabei war es ihm egal, ob Hicks das hören wollte oder nicht. Immer hatte er dabei einen ernsten Tonfall aufgelegt, freute sich aber zugleich, von all den überaus interessanten Dingen zu sprechen, die er täglich machen muss. Dieses Mal allerdings klang es eher, als würde er dieses Thema schnell abhaken wollen oder am Besten gar nicht darüber reden.

Damit wollte sich Hicks heute nicht seine Stimmung versauen lassen. Nagut, er hatte seit er mit Astrid zusammen war, jeden Morgen gute Stimmung, aber meistens zog sein Vater diese wieder mit seinen langen und ausführlichen Gesprächen runter. Vor allem aber waren sie für Hicks langweilig, weil er sowieso nicht vorhatte, Stammesoberhaupt zu werden, bevor er um die 35 ist. "Was gibt's?", fragte er ganz gelassen und gesellte sich zu seinem alten Herren. Dieser wirkte jetzt schon fast aufgeregt und hibbelte auf dem großen Stuhl herum, als hätte er eine volle Blase. "Wie fange ich das am Besten an...Ähm, weißt du mein Sohn, da du jetzt schon einige Zeit mit Astrid zusammen bist-" "Seit zwei Monaten, um genau zu sein.", erklärte Hicks stolz, wunderte sich aber gleichzeitig, da er mit seinem Vater noch nie wirklich über Astrid geredet hatte. "Ja, richtig. Und gerade in deinem Alter ist es sehr wichtig, dass du über etwas Bescheid weißt." "Ich höre.", sagte Hicks interessiert. Natürlich war das nur gespielt, aber inzwischen war er wirklich ein wenig neugierig geworden. Was hätte sein Vater denn mit ihm zu besprechen, was mit Astrid und seinem Alter zu tun hat? "Ich wollte mit dir über...wie soll ich das nur sagen...über das Gärtnern reden." Gärtnern? Gärtnern?! GÄRTNERN? Und sie hatten nicht einmal einen Garten. Astrid auch nicht. Haudrauf fuhr trotz des verwirrten Blickes seines Sohnes einfach fort: "Also. Zunächst ist es wichtig, dass du deinen Garten pflegst, denn wenn du das nicht machst und sie-äh ich meine ihn vernachlässigst, könnte es sein, dass er sich von dir trennt und ein anderer Gärtner wendet sich ihm zu. Aber das nur so nebenbei. Worüber ich eigentlich reden wollte ist, dass du beim Bepflanzen sehr vorsichtig sein musst. Vor allem, wenn der Garten dir noch nicht gehört. Deine Samen müssen nicht immer Früchte tragen, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch." Hicks' Kinnlade klappte nach unten, als er realisierte, worüber sein Vater da mit ihm sprach. "Vater, bitte nicht.", bettelte er. Er wollte wirklich nicht darüber reden. Besonders nicht mit seinem Vater. "Doch, ich möchte, dass du das weißt. Solang du den Garten noch nicht gekauft hast und du dir sicher bist, dass ihr beide dazu bereit seid, ist es am Besten, wenn du deine Samen gar nicht erst in den Garten einpflanzst. Und glaub mir, wenn du erst einmal damit angefangen hast, willst du das öfter machen." Inzwischen vergrub Hicks sein Gesicht in den Händen. Er hatte sich in seinem Leben noch nie für irgendetwas so geschämt. "Du musst das nicht machen.", versuchte er das Gespräch zu beenden. Nicht, dass sein Vater nicht damit recht hatte, aber er wusste das alles doch schon. Ohne Rücksicht erklärte Haudrauf weiter: "Besonders beim allerersten Einpflanzen musst du vorsichtig sein und nicht gleich alles überstürzen. Sei zärtlich und nehme Rücksicht auf den Garten. Für ihn ist das ja auch etwas Neues." Hicks lies es einfach über sich ergehen. Viel schlimmer könnte es kaum werden. "Weißt du. Damals mit meinem Garten war es auch nicht sehr einfach." Es konnte schlimmer werden. Viel schlimmer! Aber weiter wollte es Hicks wirklich nicht kommen lassen. Es würde noch dazu führen, dass er es sich ungewollt vorstellt und das wollte er wirklich verhindern. Er suchte schnell das Weite und begab sich in Richtung Tür. "Äh, ja danke für dieses...aufklärende Gespräch. Ich denke, du hast alles gesagt. Bis später." Damit war Hicks endlich aus dem Haus draußen und an der frischen Luft. Die brauchte er dingend. 

Als er im Dorf herumschlenderte, mit nicht gerade dem glücklichsten Gesicht, kam Astrid ihm entgegen. Nach einem durchaus ausführlichem Morgenkuss fragte sie dann: "Ist alles in Ordnung bei dir?" "Du glaubst nicht, worüber mein Vater heute mit mir geredet hat.", jammerte er. Das war in letzter Zeit nichts ungewöhnliches, weshalb Astrid auch das Übliche vermutete: "Wieder über die Pflichten eines Stammesoberhauptes?" "Nein. Nicht diesmal. Heute war er der Meinung, er müsse mir etwas über das Gärtnern erzählen." Nachdem Astrid damit nichts anzufangen wusste, fügte er noch hinzu: "Er hat das als Metapher genommen, um mich aufzuklären." Als er das gesagt hatte, prustete seine Freundin los. "Er-er hat wirklich-" Sie brachte die Worte kaum heraus. "Hast du wenigstens etwas gelernt.", versuchte sie dann in einem verführerischen Ton zu sagen, was ihr aber nicht wirklich gelang. Dafür aber Hicks: "Nichts, dass ich nicht schon wüsste." Dann zog er sie zu einem Kuss heran, wobei sie auch endlich aufhörte zu lachen. Doch schon nach kurzer Zeit wurden sie unterbrochen. "Ich will euch ja nicht stören, aber trainieren wir heute noch oder haben wir frei?", fragte Rotzbacke in Begleitung der anderen. Hicks überlegte kurz, allerdings kam Astrid ihm mit einer Antwort zuvor: "Heute nicht. Hicks und ich müssen Gartenarbeit erledigen." Es war anstengend für sie, nicht wieder in einen Lachkrampf auszubrechen. Bevor ihr Freund das eben gesagte verarbeiten konnte, zog sie ihn an der Hand auch schon in Richtung ihrer Hütte. Zurück blieben eine Menge verwirrter Gesichter. "Aber Astrid hat doch gar keinen Garten."




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