Betrunkene sagen immer die Wahrheit (RTTE)

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Es war wieder einer dieser ruhigen Tage in der Drachenbasis. Die, die sie schon seit Wochen hatten. Es passierte nicht wirklich viel und neue Drachen entdeckten sie auch nicht. Das führte nur dazu, dass Hicks noch verbissener darauf war, etwas Neues am Drachenauge herauszufinden. Ihm war egal was. Hauptsache irgendetwas! Er hatte schon seit Tagen nicht mehr geschlafen und versuchte sich mit Rotzbackes sogenannten 'Wachmacher' davon abzuhalten zu schlafen. Und es klappte tatsächlich. Immer wenn er kurz eingenickt war oder auch schon nur das Gefühl hatte, er wäre zu unkonzentriert oder müde, nippte er ein paar Mal daran und er war wieder hellwach. Skeptisch war er am Anfang schon, aber nachdem es das erste Mal funktioniert hatte, trank er es immer öfter und öfter. Es schmeckte wirklich ekelhaft. Zuerst ziemlich bitter und später brannte die Zunge und der Rachen sogar, aber genau das half. Wenn Hicks doch nur gewusst hätte, dass es eigentlich hochprozentiger Schnaps war, den Rotzbacke beim letzten Besuch auf Berk mitgenommen hatte und auf die tolle Idee kam, ihn Hicks als Wundergetränk gegen Müdigkeit zu verkaufen. Während Hicks also dachte, er würde das ganze Drachenauge durchsuchen, saß er betrunken in seiner Hütte und spielt nur damit herum. Natürlich musste er sich dabei einsperren, weshalb Astrid erst nach zwei Tagen, als Taffnuss sich einmal verplapperte, herausfand, dass Rotzbacke Hicks einen Streich gespielt hatte. Sofort machte sie sich auf dem Weg zu ihm und brach durch das Fenster in seine Hütte ein. Dort saß er auf einem Stuhl, auf dem er sich kaum halten konnte, und lachte vor sich hin. Es roch widerlich! Nach Alkohol und naja, wie es nun einmal riecht, wenn mehrere Tage in einem Raum nicht gelüftet wurde und die Person darin auch nicht daran dachte zu duschen. Ohnezahn hatte sich schon nach dem ersten Tag herausgeschlichen und die folgenden Nächte bei den anderen Drachen im Stall verbracht. Astrid ließ lieber das Fenster offen, denn sonst würde sie es darin keine Minute aushalten.

"Hicks?", fragte sie leise, als sie auf ihn zuging. 

Er drehte sich schwungvoll von dem Stuhl und konnte sich gerade noch daran festhalten, da dabei das Gleichgewicht verloren hatte. "Oh hey, Asid!"

Sie musste kurz zurückweichen, weil er wirklich extrem nach Alkohol roch und ihr direkt ins Gesicht gepustet hatte. "Hicks, du riechst widerlich nach Alkohol."

"Was?! Nein, das geht och ga nich. Ich hab nur da da gesunken.", lallte er, während er auf den Becher auf seinem Schreibtisch deutete. Immer noch musste er sich am Stuhl abstützen, um nicht umzukippen. Astrid nahm daraufhin diesen Becher und warf ihn wutentbrannt aus dem Fenster.

"Hey! Wa ma du da?! Da war mein Wachhalter!", schrie Hicks dem Becher nach.

"Das war Alkohol Hicks! Nichts anderes! Du hast dich für zwei Tage hier eingesperrt!"

"Waaaas? Ne du, das war'n nur 'n paar Sunden." 

"Nein waren es nicht! Ich musste alles allein regeln! Du hast mich mit den Zwillingen und Rotzbacke allein gelassen und an deinem blöden Drachenauge 'gearbeitet'! Überhaupt seit du dieses Ding hast, hast du kaum noch Zeit. Früher als wir Inseln erkundet haben, waren wir manchmal Tage allein und haben allen möglichen Blödsinn angestellt und uns Sachen über uns erzählt, die sonst kein anderer weiß. Wir haben uns alles übereinander erzählt und-"

"Aber das simmt doch ga nich, Asid."

"Was? Hast du jetzt völlig den Verstand verloren oder wie?!"

"Neeeiiin. Ich meine, ich hab dir nie alles über mich erzählt. Eine Sache hab ich immer für mich behalten."

"Und was soll das sein?"

Da versuchte Hicks einige Schritte auf sie zuzumachen, aber er sackte zusammen und Astrid musste ihn auffangen. Sie brachte ihn zu Sicherheit zu seinem Bett, in das er sich auch gleich samt Rüstung einkuschelte.

Astrid wollte schon wieder gehen, als Hicks wieder weiterlallte: "Weiß su, Asid. Is hab dir nie gesagt, dass is seit ich denken kann in dis veriebt bin und das is laaaang. Oh und bevor ich's vergess. Morgen werd ich aaalles versuchen, dis davon zu überseugen, dass ich das nich so jemeint hab und das es nur dran lag, dass ich besunken war. Is kenn mich. Is hab immer Angst, du wills dann keine Seit mehr mit mir verbingen, was eigenli lussig is, weil ich jes keine Angs mehr hab und dir mit vollem Erns und Versand sagen kann: Is libbe dich, Asid."

'Asid' wusste in diesem Moment wirklich nicht, wie sie reagieren sollte. Klar, war Hicks sehr betrunken, aber deswegen würde er so etwas nicht einfach sagen. Also entschloss sie, ihn morgen zu konfrontieren, sodass er keine andere Wahl mehr hat, als ihr die Wahrheit zu sagen. Noch bevor sie die Tür schließen konnte, hörte sie leise: "Denk dran. Egal, was is sage, wenn es nich genaaauuu dasselbe ist wie gade eben, lüsse ich. Gaaanz wistig."

Am nächsten Morgen wachte Hicks, wie zu erwarten, mit einem fetten Kater auf. Sein Kopf brummte höllisch und er hatte das Gefühl alles, was er in den letzten Tagen zu sich genommen hatte, will wieder heraus. Was, streng genommen, nur dieser Schnaps war. Das heißt, er hatte zwar Hunger, aber keinen Appetit. Das Schlimmste kam aber erst, als er versuchte aus dem Bett herauszukommen. Da meldeten sich die Kopfschmerzen noch einmal stärker und der Rücken tat auch noch weh, da er in seiner Rüstung geschlafen hatte. So musste er erst auf dem Bett sitzen bleiben, bis die Schmerzen wieder auszuhalten waren. Jetzt roch er selber, wie schrecklich er nach Alkohol stank und das Schlimmste war, die Erinnerungen von gester kamen wieder. Jedes. Einzelne. Detail. Er vergrub das Gesicht vor Scham in den Händen und verurteilte sein betrunkenes Ich, warum es so ehrlich sein musste. Dazu musste er auch noch so schlau gewesen sein zu sagen, dass er versuchen wird, es abzustreiten. 

Nachdem er sich lang genug geschämt und sich eine Ausrede ausgedacht hatte, schlich er sich aus dem Fenster heraus und zu dem See, in dem sie sich immer waschen und ging gleich samt Kleidung hinein. Er wollte Astrid nicht noch ein weiteres Mal diesen Geruch zumuten. Noch eine weitere Sache, für die er sich schämen musste. Nach diesem ausgewogenem Bad, rieb er sich ausführlich mit Lavendelöl ein, während seine Kleidung auf einem Felsen trocknete. Vielleicht trug er ein wenig zu viel von dem Öl auf, aber er wollte wirklich nicht mehr nach Alkohol riechen und außerdem verflog der Geruch schnell wieder. Da die Wolken sich heute mal entschieden hatten, die Sonne nicht zu bedecken, trocknete seine Kleidung auch sehr schnell und er konnte sich wieder auf den Weg zurück machen. Inzwischen hatte er auch einen Bärenhunger und stürmte nur so in das Clubhaus, um das eben geholte Essen und Wasser zu verköstigen. Nur leider hatte er nicht daran gedacht, dass die anderen gerade genau dasselbe machen könnten. Er sah sie geschockt an und sie sahen ihn geschockt an, als würden sie einen Geist sehen. 

"Na sieh mal, wer wieder da ist. Hast du deinen Rausch ausgeschlafen?", merkte Rotzbacke frech an, würde aber von Astrid gleich mit einem bösen Blick bestraft.

Mit gesenktem Kopf setzte er sich möglichst weit weg und verschlang sein Frühstück und trank den Becher Wasser aus. Er hätte noch mehr essen und trinken können, aber er wollte unbedingt wieder weg. Weg von Astrid. Zu blöd, dass sie ihm folgen musste und auf dem Weg zu seiner Hütte aufhielt.

"Ich muss mit dir über das von gestern reden."

"Da gibt es nichts zu bereden. Ich war betrunken und wusste nicht, was ich sage, ok?", antwortete er leicht gereizt.

"Nichts zu bereden?", hakte sie mit einem Grinsen nach.

"Nein! Absolut nichts.", sagte er ein wenig verwundert.

Da wurde Astrids Grinsen nur noch größer. "Gut. Ich wollte sowieso nicht viel reden."

Und dann passierte das Unglaubliche, das Unmögliche, das Undenkbare, das Unvermöglichbare! Aus dem Nichts heraus küsste sie ihn.

"Was-Wie-Warum?" Hicks hatte wirklich so einige Fragen.

"Ich wollte wissen, wie du reagierst. Also? Hast du mir vielleicht irgendetwas zu sagen?"

"Naja, also ja. Ähm...Ich liebe dich."

Anders als Hicks erwartet hätte, stämmte Astrid ihre Fäuste in die Hüfte. Sie war nicht amüsiert!

"Was? I-ich dachte ich soll-"

"Du hast gestern gesagt, ich kann dir nur glauben, wenn du genau das sagst."

Hicks verdrehte seine Augen, aber konnte sich ein Lächeln trotzdem nicht verkneifen.

"Is libbe dich, Asid."

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