Weil ich dich liebe (RTTE 2)

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Nur Freunde? Das glaubte er schon seit Wochen nicht mehr. Die Blicke, die tröstenden Gesten. Selbst wenn er mit Taffnuss herumblödelte entging ihm das nicht. Und heute wollte er es herausfinden. Die Wahrheit. Doch bisher war der Tag voll mit Patrouillenflügen um die Drachenbasis und Rotzbacke hatte keinerlei Chance, Hicks und Astrid allein belauschen zu können. Eigentlich hatte er darauf gesetzt, abends ihre Hütten im Auge zu behalten, aber Hicks musste ja mit der tollen Idee aufkommen auch nachts zu patrouillieren. Und wer hatte die erste Schicht? Rotzbacke. Dieser beschloss deswegen, den Rundflug ein wenig zu beschränken. Genauer gesagt nur auf Hicks' und Astrids Hütten. Und ein Flug wird es auch nicht.

"Also, kommt jemand von euch mit?", fragte er in die Runde, nachdem er sein Vorhaben erklärt hatte.
  "Ich bin immer noch der Meinung, dass es keine gute Idee ist. Was passiert, wenn Drachenjäger uns angreifen?" Fischbein lief bei der Vorstellung ein kalter Schauer den Rücken herunter. Schon allein die Tatsache, dass er Hicks belügen müsste, machte ihn unglaublich nervös.
  "Warum sollten sie? Sie haben das Drachenauge doch schon.", gab er genervt zurück. Dann wand sich der junge Wikinger zu den Zwillingen. "Raff? Taff? Kommt schon, ich kann förmlich spüren, wie ihr ein wenig lokiisch herumschleichen wollt."
  "Würden wir auch gerne. Das kannst du mir glauben, mein offizieller bester Freund."
  "Aber wir müssen die Wildschweingrube aufräumen. Und ein paar Wildschweine suchen."
  Taffnuss ring nach Luft. "Nicht Loyd und Taffnuss Jr., oder?"
  "Nein, die nicht. Aber Taffnuss Jr. Jr. habe ich schon länger nicht mehr gesehen." In Taffnuss' Gesicht entstand ein Ausdruck von Furcht und er begann schnell ein und auszuatmen. "Wir müssen ihn finden. Er ist noch so jung und kann nicht lang ohne Taffnuss Jr. auskommen!"
  "Ich weiß, ich weiß." Raffnuss legte eine beruhigend eine Hand auf seinen Rücken und führte ihn so aus dem Clubhaus heraus.
  Verstört sah Rotzbacke den beiden hinterher. "Okay. Dann gehe ich eben alleine."
  Teilweise war er ja froh darüber, dass niemand mitgekommen ist. So konnte es keiner versauen. Auf der anderen Seite ist es stink langweilig alleine am Fenster seiner Hütte zu sitzen und darauf zu warten, dass etwas passiert. Seit gefühlten Stunden saß er schon dort. Das glaubte er zumindest, denn er hatte jegliches Zeitgefühl verloren und je länger er dort saß, desto langsamer verging die Zeit. Zu oft wollte er aufgeben. Die Lichter in ihren Hütten waren schon lange erloschen und nicht ein einziges Geräusch war zu hören. Nichts außer Fischbeins unnormal lautem Schnarchen, was ihm in die Ohren drang. Wie können die anderen bei diesem Lärm überhaupt schlafen?, dachte er sich jedes Mal, wenn es wieder ertönte. Aber nach einer gewissen Zeit fand er es ungemein beruhigend und er begann sich es in dem Stuhl gemütlicher zu machen. Nur ganz kurz die Augen schließen.

Als Rotzbacke sie wieder aufmachte, befand er sich komischerweise nicht mehr auf dem Stuhl, sondern teils auf diesem und teils auf dem Boden. Niedergeschlagen rappelte er sich aus dieser unbequemen Stellung auf.
  "Ganz toll gemacht, Rotzbacke.", murrte er. Es war zwar noch Nacht, aber wer weiß, wie lange er geschlafen hatte und wer weiß, was in dieser Zeit passiert ist.

Gerade als er sich auf den Weg zu seinem Bett machen wollte, entdeckte er das leichte Flackern aus Hicks' Hütte. Ein Licht! Das heißt, Hicks ist wach und wenn Hicks um diese Uhrzeit noch wach ist, hat das einen Grund. Rotzbacke würde zwei weitere Zähne darauf verwetten, dass dieser Grund Astrid heißt. Jetzt müsste er sie nur noch auf frischer Tat erwischen.
  Auf Zehenspitzen tappte er die Treppenstufen, die seine Hütte mit der von Hicks verbanden, nach oben. Dabei verfluchte er diese jedes Mal, wenn sie es wagten, auch nur den kleinsten Ton von sich zu geben.

Endlich oben angekommen bewegte er sich noch leichtfüßiger weiter. Rotzbacke wollte sie erst noch ein wenig belauschen, bevor er die Tür aufreißen würde und laut rufen würde: "Hab ich es doch gewusst!" Egal, was sie machen.
  Kurz vor der Hütte konnte er schon leise Stimmen hören.
  "Nein, das ist nicht sicher genug." Es war die Stimme von Hicks und sie klang sehr frustriert.
  Vorsichtig legte Rotzbacke sein Ohr an das Holz, um noch besser hören zu können.
  "Das sagst du jedes Mal. Du weißt, wir müssen etwas ausprobieren." Diesmal war es Astrid.
  "Aber wenn es nicht funktioniert, haben wir alle ein großes Problem. Jeder Fehler, jede Unsicherheit im Plan, könnte uns alle in große Schwierigkeiten bringen. Wenn wir es tun, muss es sicher sein."
  Rotzbacke hatte nicht die geringste Ahnung, worüber die beiden redeten und je länger er horchte, desto verwirrter wurde er. Es war immer dasselbe. Einer der beiden schlägt etwas vor und der andere meint, es wäre nicht sicher genug.
  Schnell wurde ihm das zu langweilig und er machte sich auf zur Tür. Kurz davor blieb er stehen. Noch ein letztes Mal ließ er all die Dinge, die ihm eingefallen sind, durch den Kopf gehen.
  Er atmete einmal tief durch, bevor er sich nach unten bückte, um Hicks' Tür zu öffnen. Dahinter befanden sich natürlich Hicks und Astrid, aber anders als vermutet, standen sie um einen Tisch herum,  auf dem viele Zettel verteilt waren.
  Hicks meldete sich zuerst: "Äh Rotzbacke, was machst du hier?" Das werde ich euch gleich erklären, dachte Rotzbacke sich und musste dabei einfach grinsen. Er freute sich richtig darauf das Geheimnis der beiden aufzudecken.
  "Was ich hier mache?" , fragte er und ließ es so klingen als wäre er total überrascht, "Was macht sie hier?!"
  Hicks drehte seinen Kopf zu Astrid, die dem Jorgenson-Jungen schon einen bösen Blick zuwarf.
  "Hicks und ich besprechen, was wir machen könnten, um das Drachenauge zurückzubekommen. So, und was machst du hier?"
  Der Angesprochene lief ein wenig weiter in die Hütte. "Ach, ich bin nur ein wenig hier herumgelaufen, habe die ruhige Nacht genossen und auf einmal höre ich euch beide hier herumturteln!"
  Schlagartig rissen die Augen von Hicks und Astrid auf, aber schnell änderte sich dieser Gesichtsausdruck wieder. Hicks zog die Augenbrauen zusammen. "Deine Wache ist doch schon lange vorbei. Und außerdem bist du nicht gerade der Typ für Nachtspaziergänge."
  Rotzbacke holte tief Luft, bevor er anfing eine Art Rede zu halten und dabei auf dem Holzboden auf und ab lief.  "Es tut nichts zur Sache, was ich hier mache. Die bessere ist doch, was ihr hier macht. Ihr plant? Aber natürlich! Sollten wir das nicht alle gemeinsam machen? Ich kaufe euch das nicht ab! Ich glaube euch allgemein schon lange so einiges nicht mehr!"
  "Wovon redest du da?", warf Astrid ein. Das klang doch alles lächerlich. Warum sollten sie nicht etwas planen? Und was denkt Rotzbacke, machen sie stattdessen?
  "Ich bin ja gerade dabei, es euch zu erklären. Also: Ihr denkt sicher, niemand würde etwas bemerken, aber da habt ihr euch gewaltig getäuscht! Bei den Blicken, die ihr euch zuwerft, wie ihr euch umeinander sorgt und merkt, wenn der andere in Gefahr ist; das kann man nicht mehr als 'Nur Freunde' durchgehen lassen. Ich weiß zwar nicht, wie lange schon etwas zwischen euch läuft, aber, dass ihr mehr als nur Freunde seid, ist schon lange kein Geheimnis mehr für mich."
  Hicks drehte sich zu Astrid um, damit er bestätigt bekommt, wie lächerlich das doch ist, aber diese folgte mit einem nachdenklichem Blick den Worten von Rotzbacke.
  "Ich meine, Astrid hat sich nicht ohne Grund aufgeregt, als Taff und ich euren 'Moment' zerstört haben - was ich aber eher amüsant fand. Und wie viel Zeit ihr miteinander verbringt! Jedes Mal wenn wir uns treffen, taucht ihr zusammen dort auf. Weicht ihr dem anderen überhaupt einmal von der Seite? Manchmal steht ihr so nah zusammen, dass nicht einmal ein Blatt Papier dazwischen passen würde!"
  Rotzbackes Puls hatte sich inzwischen gewaltig erhöht und ohne es zu wollen, hatte sein rechtes Augenlid zu zucken angefangen.
  Inzwischen war auch Hicks etwas nachdenklicher geworden. Alles was Rotzbacke aufgezählt hatte, war zwar etwas übertrieben, aber im Groben stimmte es ja.
  "Also, sagt uns doch einfach, dass ihr ein Paar seid, anstatt erfolglos zu versuchen es zu verheimlichen!"
  "Was?!", schrie Hicks heraus. So etwas von Rotzbacke zu hören, war ja schon komisch genug, aber dass er dann auch noch so überzeugt davon ist.
  "Richtig gehört. Ich habe euer kleines Geheimnis herausgefunden. Rotzbacke, Rotzbacke, oi oi oi!"
  Hicks schlug sich mit der Hand auf die Stirn. "Oh Thor. Rotzbacke, ich weiß ja nicht, was sich in deinem kleinen Gehirn abspielt, aber Astrid und ich sind nicht zusammen! Es gibt kein Geheimnis!"
  Für Rotzbacke war von Anfang an klar, dass sie es leugnen würden. Dass es allerdings nur Hicks sein wird, hatte er nicht erwartet. Astrid starrte mit einem ernsten Blick Löcher in die Wand. Sie schien ernsthaft nachzudenken.
  "Ach komm schon, Hicks. Ihr habt euch geküsst. Mehrere Male."
  "Als wir 15 waren."
  "Wenn das dein Problem ist, mir fallen auch noch viele Dinge ein, die erst vor Kurzem passiert sind. Du wolltest sie unbedingt retten! Dich hat es so gekränkt, als sie dich wegen Heidrun angelogen hatte! Du wolltest mit ihr in der Arena übernachten. Ich weiß, dass du nicht geplant hattest, dass wir alle dort übernachten. Nein, du wolltest allein mit ihr sein! Und egal, was du noch sagst, ich glaube dir nicht! Wenn ihr zwei tatsächlich nur Freunde sein würdet, wäre das eine komische Freundschaft. Nein, es wäre ganz einfach keine Freundschaft mehr. Ihr seid zusammen, ob ihr es selbst wisst oder nicht." Mit diesen Worten verließ er die Hütte wieder. Er wollte zwar ein Geständnis, aber er hatte realisiert, dass er keins brauchte. Egal, was sie wirklich sind, in seinen Augen sind sie ein Paar. Und dazu noch ein gutes. Eines, dass sich gegenseitig unterstützt, sich liebt und einfach füreinander geschaffen ist.

Kaum war Rotzbacke wieder aus der Hütte, schloss Hicks wieder die Tür und begab sich anschließend zurück zu Astrid. Sie hatte die ganze Diskussion nichts gesagt und hatte nachgedacht. Rotzbacke hatte Recht. Mit absolut allem! Normale Freunde würden nicht so miteinander umgehen. Aber sie wusste sowieso schon lange, dass sie mehr für Hicks empfand. Doch wie er reagierte, machte sie stutzig, ob er dasselbe fühlte. Seit drei Jahren spielten sie jetzt schon dieses Spiel. Anspielungen, Blicke, Gesten. Was würde überhaupt noch dafür sprechen, dass sie nur Freunde sind?
  "Hey, alles in Ordnung?", holte sie Hicks zurück aus ihren Gedanken. Mit einem sanften Lächeln auf dem Gesicht hatte er eine Hand auf ihre linke Schulter gelegt.
  Astrid schüttelte den Kopf und drehte sich ein wenig von Hicks weg, sodass er seine Hand wegnehmen musste. "Hicks, so weh es auch tut, das zu sagen, aber er hat Recht."
  Der Wikinger drängte sich wieder in ihr Blickfeld. "Was willst du damit sagen?" Sein Puls erhöhte sich wie aus dem Nichts und in seinem Bauch fing es an zu kribbeln. So genau hatten sie eigentlich noch nie über ihre Beziehung geredet, doch jetzt schienen sie auf dem besten Weg zu einem ernsthaften Gespräch zu sein.
  "Dass wir schon lange keine Freunde mehr sind. Dass da mehr zwischen uns ist. Oder wie würdest du unsere Beziehung beschreiben?"
  Diese Frage ließ Hicks' Herz nur noch schneller schlagen. Die falsche Antwort und alles könnte vorbei sein. Was auch immer zwischen ihnen ist, für ihn bedeutete es unglaublich viel. Inzwischen wüsste er nicht mehr, wie die Welt ohne Astrid aussehen würde. Irgendwie farblos und ohne Sonnenschein. Er wüsste nicht mehr, was er ohne sie machen würde. Ohne sie würde er nicht mehr leben wollen.
  "Ich weiß es selbst nicht. Aber ich weiß, dass ich mir kein Leben ohne dich nicht vorstellen kann."
  Das hatte Astrid eigentlich nicht erwartet. Sie war sprachlos durch seine Worte und wusste nicht, was sie noch sagen sollte. Ihr Kopf war komplett leer.
  Deswegen fuhr Hicks einfach fort: "Ich würde lieber sterben, als ein Leben ohne dich zu leben."
  "Warum?", war alles, was Astrid in diesem Moment herausbrachte.
  Hicks musste wirklich überlegen, doch nach kurzer Zeit wurde ihn klar, dass die Antwort ganz einfach war. So einfach, wie es nur sein könnte. "Weil ich dich liebe."
  Diese Worte hallten noch lange in Astrids Kopf. Weil ich dich liebe. Er liebt sie. Er hat es tatsächlich gesagt. Er liebt sie.
  Die lange Stille machte Hicks verrückt. Er hatte ihr gerade seine Liebe gestanden und sie friert ein, als wäre sie von einem Leuchtenden Flucht getroffen worden. Er bettelte schon fast: "Würdest du bitte etwas sagen."
  Tatsächlich würde sie das gerne, doch alles, worauf sie gerade achten konnte, waren seine Lippen. Wie sie sich bein Sprechen bewegten und wie er sie zusammenpresste als sie immer noch nichts sagte.
  "Ich würde, aber alles, woran ich gerade denken kann, ist wie gerne ich dich küssen würde." Jetzt konnte sie beobachten, wie sich ein kleines Lächeln in seinen Mundwinkeln bildete.
  "Warum?" Dieses Wort brachte er nur noch als Flüstern heraus, als er realisierte, dass sie ihre Köpfe unbewusst aufeinander zubewegten.
  "Weil ich dich liebe." Dies war nun nur mehr als ein Hauchen und von Hicks gerade noch verständlich. Die Worte passten geradezu perfekt in die Lücke, bevor sich ihre Lippen trafen. Von da an schlugen die Herzen der beiden nicht mehr wie wild, sondern ganz ruhig und gleichmäßig. Sie schlugen im perfekten Einklang, genau wie auch ihre Lippen sich in demselben Rhythmus bewegten. Perfekt aufeinander abgestimmt.

Am nächsten Morgen war durch die ganze Drachenbasis ein Freudenruf von Rotzbacke zu hören. Ein Freudenruf, der wahrscheinlich für den eines jeden Hiccstrid-Fans steht. Und so endet auch diese Geschichte. Die Geschichte wie Rotzbacke Hicks und Astrid zusammengebracht hatte.
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Mein kleines Geburtstagsgeschenk an @CrimeCaro_ und gleichzeitig noch etwas passendes zum Valentinstag. Etwas spät, aber lieber spät als nie ;D

HTTYD OneshotsWhere stories live. Discover now