Kapitel 8 - The death of me

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Wir haben nur ca 10 Minuten zu dem Club gebraucht in dem wir meinen 18. Geburtstag feiern. Auf dem Weg habe ich Arias Hand gehalten und auch nicht nur eine Sekunde daran gedacht sie loszulassen. Viel hat sie mir von der Party noch nicht verraten, weder wer kommt, noch wie es mit der Musik aussieht, oder was mit essen ist, etc. Das mit der Musik hat mich am meisten geärgert und das weiß sie auch, denn Musik ist mir immer schon das wichtigste gewesen. Kein Wunder, dass ich bei jeder Gelegenheit ein Bandshirt anziehe.

Als wir genau vor dem Club sind, bleibt Aria plötzlich stehen, zieht mich zu ihr, sieht mir tief in die Augen und sagt mit ihrer lieblichen Stimme, dass sie mich liebt. Ich muss schlucken, denn plötzlich habe ich ein ungutes Gefühl bekommen. "Ich liebe dich", bringe ich nach ein paar Sekunden des peinlichen Schweigens endlich heraus und küsse sie. Aria wendet sich von mir ab und öffnet die Tür.

Ich komme nicht mehr aus dem staunen raus. Mein ungutes Gefühl ist sofort verschwunden als ich in diesen riesigen Raum reinschaue. Aria zieht mich ein Stück weiter rein. Mit jeder Sekunde werde ich sprachloser. Meine gesamte Stufe ist anwesend und auch viele meiner Freunde die nicht auf meine Schule gehen. Als sie mich sehen, begrüßen mich alle mit einem riesen Applaus und die Musikanlage beginnt endlich zu dröhnen mit einem meiner Lieblingslieder von einer meiner absoluten Lieblingsband. Asking Alexandria mit The death of me. Natürlich in der Originalversion und nicht Akustik. Ich schaue Aria tief in die Augen und küsse sie leidenschaftlich. Als ich mich von ihr löse flüstere ich ihr noch ein Danke ins Ohr und küsse sie auf die Stirn. Doch die Menschen und die Musik sind noch nicht alles. Aria schleppt mich durch den Raum und hat mir auch schon gesagt, dass auf der Playlist nicht nur meine liebsten Metalbands und Jennifer Rostock sind, sondern auch überwiegend Tanzlieder. Das finde ich vollkommen okay, so habe ich natürlich auch die Chance mit meiner Freundin zu tanzen. Als sie mich durch den gesamten Raum geführt hat und ich wirklich jedem der da war Hallo gesagt habe, stehen wir vor einer großen Bühne. Ich frage mich, was sie mir hier zeigen will. Mittlerweile sind schon zwei Stunden vergangen, es ist 22 Uhr, und schon alleine dieser unglaublich große schwarze Raum mit der abgefahrenen Musikanlage, einem riesigen Buffet, einer Bar mit einer großen Auswahl an den besten Drinks, dem Stroboskoplicht welches abwechselnd rot und blau aufleuchtet oder einfach immer nur im Sekundentakt Licht abgibt, hat mich fasziniert und erstaunt. Doch jetzt stehen wir direkt vor einer Bühne und  ich frage mich, warum wir hier sind. Plötzlich geht die Musik aus, die Bühne wird mit einem grünen Lichtstrahl beleuchtet und erst jetzt sehe ich, dass dort ein Schlagzeug und ein Keyboard und natürlich Mikros und Verstärker aufgebaut sind. Das macht es aber nicht besser, denn ich werde immer neugieriger. Plötzlich bemerke ich, dass Aria gar nicht mehr neben mir steht. Ich muss wohl so konzentriert auf die Bühne gewesen sein, dass ich gar nicht mitbekommen habe, dass sie weggegangen ist. Doch in dem Moment, wo ich wieder zu der Bühne hinschaue, sehe ich sie oben an einem Mikrofon stehen. 

,,Hey Leute! Kommt doch alle etwas ran hier!" , brüllt Aria in das Mikrofon. Gesagt - getan. Es wurde ziemlich schnell kuschelig um mich herum. Aria schaut zufrieden in die Menge und beginnt dann wieder zu sprechen: ,,Also, ihr wisst ja, dass heute meine wundervolle Freundin Alaska ihren 18. Geburtstag hat. Dafür habe ich mir eine, nein, eher zwei Überraschungen ausgedacht. Ich möchte erst einen riesen Applaus für Jennifer Rostock und dann einen für Being as an ocean hören, ihre beiden Lieblingsbands! Lasst was hören Leute!" Aria verlässt die Bühne und steht nur eine Minute später neben mir. Ich kann es noch immer nicht fassen. Auch als Jennifer Weist die Bühne betritt, habe ich nicht realisiert was mir Aria gerade eigentlich geschenkt hat. ,,Alaska! Wo bist du denn? Komm her, Süße!", höre ich plötzlich Jennifers Stimme rufen. Ich gehe hoch auf die Bühne und werde von meinem Idol umarmt. ,,Wir sind heute ja nicht nur hier um Musik und Stimmung zu machen, sondern auch um deinen Geburtstag zu feiern! Und weil das so ist haben wir natürlich auch ein Geschenk und einen Ehrenplatz hier auf der Bühne für dich! Aber erst muss ein Schnäpechö her." Immer noch total perplex trinke ich mit Jennifer einen Kirsch und setze mich an die Bar, die direkt links auf der Bühne aufgebaut wurde und wo mein Geschenk wartet - eine von allen Bandmitgliedern signierte E-Gitarre von Alex. Ich habe schon Freudentränen in den Augen als Jennifer Rostock dann endlich anfangen zu spielen. Nach anderthalb Stunden purer Gänsehaut, Freude, unglaublicher Musik und auch ein paar Schnäpsen verabschieden sie sich und nur wenige Minuten später stehen schon Being as an Ocean auf der Bühne. Als erstes werde ich von Joel umarmt und kann dann meine Freudentränen wirklich nicht mehr zurückhalten. Being as an ocean war die Band, die mich aus einem tiefen Loch rausgeholt haben und mir immer das Gefühl gegeben haben, dass ich verstanden werde und das einfach nur mit ihrer Musik, ihren Liedern, ihren Texten. Nach der Umarmung, haben auch sie mir gratuliert und ein signiertes Shirt geschenkt. Diese anderthalb Stunden voller Emotionen ging viel zu schnell rum. Zum Abschluss gab es natürlich noch gemeinsame Bilder mit den beiden Bands und auch ein paar lockere Gespräche.

Es ist mittlerweile 2 Uhr morgens und die Playlist, welche Aria für mich erstellt hat, läuft wieder. Bisher war der Abend perfekt und das gute ist, dass wir morgen bzw eher gesagt heute Schulfrei haben, sodass wir noch lange feiern können. Aber mein schlechtes Gefühl im Bauch kam langsam wieder. Denn nichts kann so lange perfekt sein. Nichts kann solange gut laufen oder dass irgendwas passiert. Und wie immer hatte ich recht.

Meine Bedenken sollten sich bestätigen als Arizona in mein Blickfeld gerät. Sie steht an der Bar und beobachtet mich. Ich werde immer unsicherer. Soll ich sie anreden? Soll ich sie ignorieren? Soll ich einfach wegschauen, warten ob sie zu mir kommt und dann mit ihr normal reden?  Fragen über Fragen in meinem Kopf. Schließlich werfe ich meinen Kopf in den Nacken während ich meinen Vodka-E in einem runterschütte und mache mich auf den Weg zu ihr. Sie sitzt mittlerweile mit dem Rücken zu mir gewandt, weshalb ich ihr auf die Schulter tippe und ,, Hey, Arizona, du hast es ja auch her geschafft?" brülle. Sie dreht sich erschrocken um und versucht gegen die Musik mir irgendwas zuzurufen, doch sie ist zu leise. Ich nehme also ihre Hand und ziehe sie zur Toilette, welche zumindest etwas gedämpft ist. Was ich natürlich nicht wusste:  Aria hat uns beobachtet und ist uns mit einem ordentlichen Abstand gefolgt.

In der Toilette angekommen bemerke nicht nur ich, dass wir die einzigen sind. Arizona hat das auch schon mitbekommen. Erst sieht sie mich liebevoll an, doch dann verändert sich ihre Mine schlagartig und sie beginnt mich anzubrüllen: ,,Warum hast du mir das angetan? Was für ein schlechter Mensch kann man denn nur sein und jemanden so verletzten?! Wieso?!" . Ich kann sie nicht ansehen. Ihre Worte treffen mich genau ins Herz. ,,Sieh mich bitte an!", fleht sie jetzt. Ich schaue auf, direkt in ihre wundervollen Augen. Jegliche Bosheit und Enttäuschung ist plötzlich verschwunden und alles was ich sehen kann ist etwas liebevolles, sanftes. Ich verliere mich komplett in ihren Augen. Doch dann holt sie mich aus meiner Trance und beginnt wieder mit mir zu reden, diesmal in einem sanften Ton: ,,Wieso hast du das gemacht? Sag es mir bitte. Du kannst doch nicht einfach behaupten, dass ich dir nie etwas bedeutet hätte. Bitte. Rede mit mir" Doch ich sage noch immer nicht. Ihre Verletzlichkeit tut mir weh und ich kann einfach nicht verstehen warum. Doch dann kommt mir dieser Gedanke in den Kopf: Mag ich sie vielleicht? Mehr als ich sollte und dürfte?  Doch mir bleibt nicht viel Zeit darüber nachzudenken, denn schon höre ich ein "Fuck" und spüre im nächsten Moment ihre Lippen auf meinen. Ich kann mich nicht wehren. Ich bin wie versteinert. Ich will sie von mir wegdrücken, doch etwas hält mich ab. Doch das ist unwichtig, denn eh ich überhaupt realisieren konnte was hier passiert, wurde Arizona von mir weg und auf den kalten Boden geworfen. 

Alles was jetzt noch folgte schien wie Zeitlupe zu passieren und ich war unfähig wirklich zu reagieren. Aria hielt ihre Faust hoch, während sie auf Arizona saß und ihr in die Augen sah. Als ich endlich einschreiten konnte, was es schon zu spät und Arizona hatte zwei Schläge direkt ins Gesicht kassiert. Ich zehre Aria von ihr Weg. Arizona flüchtet, aber nicht nur aus der Toilette, sondern auch aus dem Club. Aria scheuert mir eine und schmeißt dann jeden raus. Es war jetzt 4 Uhr morgens, also war es für die Gäste kein wirkliches Problem. 

Ich hingegen stehe noch immer wie versteinert in der Toilette als auch der letzte Gast gegangen ist. Doch als ich Aria nochmal im Augenwinkel sehe, denke ich keine Sekunde mehr nach und renne ihr hinterher, als sie gerade eben den Club verlassen wollte. ,,Aria! Warte! Ich liebe dich", rufe ich ihr zu. Doch entweder hat sie es nicht gehört oder sie hat mich ignoriert. Auf dem Parkplatz schaffe ich es endlich sie einzuholen und am Arm zu packen. ,,Lass mich los!", brüllt sie mich an. Ich erschrecke und folge ihren Anweisungen. ,,Wie konntest du nur?! Wieso hast du sie nicht von dir geschubst?! Ich dachte, wir wären etwas besonderes... wieso Alaska, wieso?" 

Aria rennt heulend weg und ich bleibe noch gefühlte Stunden auf dem Parkplatz regungslos stehen, während mir die Tränen die Wange herunterlaufen.


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