Kapitel 2

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Das Zimmer, in das mich Fr. Schmitt geführt hatte, war groß und hell. Durch das Fenster, gegenüber der Tür, fiel Sonnenlicht auf einen gemütlichen braunen Sessel, der zur Wandfarbe passte. Daneben standen zwei Betten aus weißem Holz. Warte, zwei Betten? Ich hatte eine Mitbewohnerin. Ich konnte es nicht fassen. Das war eines der teuersten Internate des Landes und es gab keine Einzelzimmer!?

Beide Betten sahen fast identisch aus. Beide weiß und beide hatten braune Bettwäsche. Nur auf dem Bett am Fenster lag ein kleines rosa Kissen. Auf dem Nachttisch daneben stand ein Bilderrahmen und ein paar Ohrringe.

,,Das dort ist dein Bett". Fr. Schmitt zeigte auf das Bett neben der Wand. ,,Um 18 Uhr gibt es Essen unten im Speisesaal. Bis dahin hast du Zeit, deine Sachen auszupacken". Sie stellte die Koffer neben dem Eingang ab und ging.

Ich hatte jetzt ungefähr 3 Stunden Zeit, meine Koffer auszupacken. Wer braucht denn 3 Stunden? Ich nahm den größten Koffer und warf ihn mit Schwung auf das Bett. Meine Klamotten legte ich in den Schrank gegenüber vor meinem Bett. Zuletzt packte ich den Koffer mit den Reitsachen aus. Die schwarzen Reitstiefel stellte ich neben die Zimmertür auf das Schuhregal und den Helm legte ich in den Schrank . Die Gerte lehnte ich gegen die Wand neben dem Bett und brachte meinen Kosmetikbeutel ins Badezimmer, das neben dem Zimmer war. Als letztes verstaute ich die Koffer unter dem Bett, ging zum Fenster und spähte hinaus.

Die Sonne stand tief und schimmerte golden. Die Wiesen strahlten in einem satten grün. Und die Pferde grasten zufrieden. Weiter vorne war ein großer Sandplatz, auf dem noch einige Schüler trainierten. Fasziniert betrachtete ich die Reiter. Einige von ihnen ritten Lektionen, die ich bisher nur aus dem Fernsehen kannte, andere sprangen geschickt über Hindernisse.

Ich hoffte, dass ich auch bald lernen würde, so toll zu springen. Doch das würde bestimmt ein weiter Weg werden.

Hinter mir öffnete sich die Tür und ein braunhaariges Mädchen trat ins Zimmer. Noch hatte sie mich nicht gesehen. Sie zog umständlich ihre Reitstiefel aus, wobei sie fast umfiel.

,,Hey" sagte ich, damit sie mich bemerkte. Ihr Blick schoss hoch und sie sah mich entgeistert an. Dann sah sie rüber zu meinem Bett und ein Strahlen breitete sich auf ihrem Gesicht aus und sie fing an zu quieken.

,,Du bist meine neue Mitbewohnerin, oder? Ist ja klasse! Alleine ist es echt langweilig hier." Mit dieser Reaktion hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Ich hatte eher mit Enttäuschung gerechnet, dass sie nun ihr Zimmer teilen musste.

,,Ja, jetzt wohne ich auch hier" sagte ich verwirrt und wies auf mein Bett.

,,Super. Aber wir müssen jetzt wirklich los, gleich gibt es Essen." Ich guckte auf meine Armbanduhr, wir hatten wirklich nur noch zehn Minuten um zum Essen zu gehen. Ich nickte.

Sie zog sich noch schnell Turnschuhe an und wir gingen in den Speisesaal.


Reitinternat LehmannWhere stories live. Discover now