Kapitel 5

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Endlich war der Unterricht vorbei und nach der Mittagspause werde ich mein Pferd zugeteilt bekommen. Und dann werde ich reiten. Ich war schon ziemlich aufgeregt. Das war der Moment, vor dem ich mich seit meiner Anmeldung gefürchtet hatte. Nun wird er bald kommen, dieser Moment.

,,Hast du das gehört?" fragte Maya und fing an zu lachen.
,,Was soll ich gehört haben?" fragte ich sie verwundert und lächelte sie an.
,,Naja, mein Bauch. Er hat gerade richtig laut geknurrt" sie ging etwas schneller ,,Ich glaube, ich verhunger gleich", sie winkte mir ihr zu folgen und joggte in den Speisesaal bis hin zum Buffett.
,,Schnitzel, endlich!" rief sie als sie das Essen sah und füllte sich ein riesiges Schnitzel und einige Pommes  auf. Auch ich nahm mir ein Schnitzel und Pommes.
,,Heute ist es endlich so weit. Du bekommst ein Pferd zugeteilt" sagte sie begeistert und stopfte sich ein Stück Schnitzel in den Mund als wir uns an unseren üblichen Tisch gesetzt hatten.
,,Ja endlich" sagte ich, nachdem ich den Mund frei hatte. Am liebsten wollte ich das schnell hinter mich bringen, denn ich habe schon Bauchschmerzen vor Aufregung.
,,Was hättest du denn am liebsten für ein Pferd?" fragte sie und machte Platz für Annabell und Vivien auf der Bank.
,,Hmm, ich weiß nicht. Es sollte lieb sein und ganz toll springen können" ich zuckte mit den Schultern ,,und groß sollte es auch sein, so 1,80 m" schwärmte ich. Vielleicht werde ich ja bald so hoch springen können, wie die im Fernsehen. Ich bewunderte diese Leute abgöttisch, wie sie es schafften, so geschickt durch den Parcour zu kommen. Es war faszinierend.
,,Dann hoffe ich, Du hast Glück. Letztes Schuljahr sind viele von der Schule gegangen, also sind jetzt einige Schulpferde frei" sagte Vivien.
Meine Bauchschmerzen wurden immer schlimmer. Es wäre wohl besser nicht mehr daran zu denken, dass ich gleich mein Pferd zugeteilt bekommen werde.
,,Ich gehe schonmal hoch. Ich muß mich noch umziehen" sagte ich als ich einsah, dass ich mich wohl besser erstmal hinlegen sollte.
,,Aber denk dran, um zwei Uhr müssen wir in den Ställen sein" schaltete sich Annabell in das Gespräch ein. Ich nickte und nahm mein Tablett. Mein Essen hatte ich fast aufgegessen. Das Tablett stellte ich auf den Tablettwagen und verließ den Saal.
Die Flure waren wie ausgestorben und als sich die Tür des Speisesaals hinter mir schloss, verstummten auch die Gespräche.
Nur meine dumpfen Schritte waren in dem kahlen Flur zu hören. Ich versuchte leiser zu gehen da es mir unangenehm war, so laut zu gehen.

Ein leises Summen drang an mein Ohr. Es hörte sich an, als ob jemand in einem der Flure ein Lied mit summte. Etwas schepperte und jemand begann zu fluchen. Als ich um die Ecke bog, stand ich in einer rutschigen Wasserlache. Ich versuchte zu stoppen, doch mir rutschten die Füße weg und ehe ich mich versah, landete ich auf meinem Hintern. ,,Was zum..." fluchte ich und schüttelte meine Hände, um sie zu trocknen. ,,Oh, das tut mir ja so leid" ein braunhaariger Junge streckte mir seine Hand hin. ,,Alles in Ordnung?" Ich nahm die Hand und lies mir hochhelfen. ,,Ja aber ich glaube mein Hintern ist gebrochen", sagte ich und lachte. ,,Na dann ist ja alles gut" sagte der Junge und grinste mich an.  ,,Ich bin übrigens Niclas aber nenn mich einfach Nic.  Du bist die neue oder, Skya oder so?"  sagte er und bückte sich um den Eimer, der umgefallen war, aufzuheben. ,,Ja ich bin die neue, aber ich heiße Skyla" ich grinste, als er mit einer ungeschickten Bewegung den Wischmop hinter sich umschmiss, der mit einem lauten Knall zu Boden fiel und mich dabei fast traf. Ich hob ihn auf und lehnte ihn gegen die Wand.

,,Was machst du hier überhaupt?" fragte ich ihn und zeigte auf den Wischmob. ,,Ich muss den Flur putzen" sagte er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Als ich grade fragen wollte, warum er das machen musste, hörte man einige Schüler aus dem Speisesaal kommen. ,,Du solltest dich vielleicht umziehen gehen" sagte er, nahm den Wischmop und fing an das Wasser aufzuwischen. ,,Ja, das sollte ich wohl mal machen. Vielleicht sieht man sich mal wieder" verabschiedete ich mich ,,Ja, bestimmt".   

Ich musste mich jetzt wirklich beeilen, um noch rechtzeitig zum reiten zu kommen. Ich ging schnell in mein Zimmer, um mich umzuziehen. Maya war wohl noch beim Essen, dennoch hatte ich keine Zeit mehr, mich hinzulegen. Ich holte meine Reithose und ein neues Oberteil aus dem Schrank und zog sie mir an. Ich schlüpfte in meine schwarzen Reitstiefel, zog dann die Sporen an und nahm mir meine Gerte. Als ich mich im Spiegel sah musste ich lächeln, ich sah aus wie eine richtige Reiterin. Ich schnappte mir noch meinen Helm und ging fröhlich  aus dem Zimmer.    

Reitinternat LehmannWhere stories live. Discover now