Kapitel 8

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Nach dem Mittagessen  gingen Maya und ich in unser Zimmer da, wir uns ja noch für den Reitunterricht umziehen mussten. Vivien, Annabell und Max sind sich auch umziehen gegangen. Vor dem Reiten wollten wir uns noch alle vor Viviens und Annabells Zimmer treffen, da sie sich alle noch Pepper angucken wollten.
,,Hasst du meine Sporen gesehen?" fragte Maya mich und lief hektisch im Zimmer herum. Sie war, warum auch immer, gerade sehr in Eile. Ich durchsuchte mit den Augen das Zimmer, fand aber ihre silbernen Sporen nicht.
,,Die müssen doch hier irgendwo sein" sagte sie verzweifelt, als sie unter ihrem Bett suchte. Ich bezweifelte, dass sie dort waren. Aber dann sah ich etwas silbernes in meinem Augenwinkel aufblitzen und ich mußte anfangen zu lachen.
,,Ich weiß wo sie sind" meinte ich und mußte noch mehr lachen, als ich Mayas verzweifeltes Gesicht sah.
,,Wo sind sie?!" fragte sie verzweifelt und kam unter ihrem  Bett hervor. Ich deutete auf ihre Schuhe: ,,An deinen Schuhen." Als Maya ihre Sporen entdeckte, lief sie knallrot an. Offensichtlich war es ihr sehr unangenehm, dass sie die Sporen, die so offensichtlich an ihren Schuhen hingen, nicht gesehen hatte.
,,Warum bist du denn eigentlich so hektisch? Wir haben doch noch genug Zeit."
,,Ja schon, aber,  ach, ich weiß auch nicht" sagte sie leise und lies sich auf ihr Bett sinken. Ich machte mir wirklich Sorgen, sonst war sie immer so ein Sonnenschein und jetzt nicht mehr. ,,Es ist einfach alles zu fiel. Ich bin nicht so gut wie die anderen und bald ist auch die Turnier-Saison." Sie mußte sich wirklich zusammenreißen, um nicht anzufangen zu weinen. Ich setzte mich neben sie und legte eine Hand um ihre Schultern.
,,Natürlich bist du gut. Mach dir nicht so ein Druck. Sieh mich an." Ich deutete auf mich selbst: ,,Ich bin sehr viel schlechter als alle anderen, aber davon lasse ich mich doch nicht unterkriegen. Wenn ich was falsch mache, versuche ich es einfach so lange, bis es klappt."
,,Das ist es ja" sie wischte sich eine Träne von der Wange ,,Wenn ich etwas nicht schaffe, urteilen gleich alle über mich weil von mir erwartet wird, dass ich es schaffe."
,,Das glaube ich nicht." Maya blickte mich verständnislos an. ,,Sie erwarten nur, dass du dein Bestes gibst und nicht gleich das Handtuch wirfst, wenn etwas nicht klappt." Sie nickte und rieb ihre Augen trocken. Es hatten sich kleine schwarze Abdrücke von ihrer Schminke unter ihren Augen gebildet und ihre Wimpern waren ganz verklebt.
,,Du solltest dich noch mal schminken" sagte ich und deutete ihr verlaufenes Makeup an. Sie schniefte noch einmal und ging ins Bad.
Ich streifte mir meine Schuhe mit den Sporen über und ging zum Badezimmer.
,,Geht's wieder?" fragte ich Maya besorgt, als sie sich gerade neu schminkte.
,,Ja, ich denke schon" sagte sie leise und verstaute ihr Makeup wieder im Schrank. ,,Wir sollten jetzt los" murmelte sie und schob sich an mir vorbei aus dem Bad. Ich nickte und nahm ebenfalls meine dünne Jacke von der Garderobe.
Maya war still und in sich gekehrt, aber ich wollte sie nicht wieder darauf ansprechen. Nicht das ich ihr nicht helfen wollte, denn das wollte ich wirklich, aber ich war noch nie gut darin. Es gibt Leute, die perfekt trösten können, aber ich gehörte nicht dazu. Ich war immer schon etwas hilflos, wenn ich andere trösten sollte.

Als wir um die Ecke bogen, standen die drei bereits vor Annabells und Viviens Zimmer.
,,Hey, da seit ihr ja endlich" begrüste uns Vivien.
,,Ihr seit zu spät" nörgelte Annabell und tippte auf ihre Armbanduhr.
,,Wir haben doch noch genügend Zeit" versuchte Max Annabell zu beruhigen. Doch Annabell ließ sich nicht beruhigen und stapfte eilig den Flur entlang. Anscheinend waren heute alle etwas aufgeregt. Wir folgten Annabell durch das Schloss bis hinaus auf den Hof. Ich ließ mich zurückfallen und ging neben Max weiter.
,,Was haben denn alle?" fragte ich ihn leise. Er zuckte mit den Schultern und meinte: ,,Die Turnier-Saison beginnt bald, alle wollen besser sein als zuvor."
,,Aber es tut Ihnen nicht gut. Sehen sie das denn gar nicht?" fragte ich neugierig und beobachtete dabei die Reiter neben uns auf dem Platz. Ihre Gesichter waren angespannt und manchmal meckerten sie sich gegenseitig an, wenn sie sich in den Weg ritten.
,,Natürlich merken sie es. Aber es ist ihnen egal. Das was zählt, sind Pokale und Geld. Naja, das Geld der Eltern." Er lachte und schien sich über die Situation zu amüsieren.
,,Und dir ist das alles egal?"
,,Nein, natürlich nicht. Ich zeige es nur nicht so offen." Er grinste mich an und betrat vor mir den Stall.
Es herrschte bereits ein reges Treiben. Auf dem Boden an den Putzplätzen lag eine dünne Schicht aus Pferdehaar. Der Frühling ist da.
,,Und wo steht Pepper jetzt?" fragte Annabell genervt. Ich ging voran zu Pepper. Und hielt vor ihrer Box.
,,Das ist sie" sagte ich freudestrahlend. Pepper kam neugierig an die Boxenwand und blickte uns aus ihren Teddybäraugen an.
,,Oh, sie ist ja super süß" meinte Maya und streckte Pepper ihre Hand hin, an der Pepper schnupperte. Doch als sie merkte, dass Maja keine Leckerlies dabei hatte, senkte sie wieder ihren Kopf und beschäftigte sich weiter mit dem Heu.
,,Also ich würde den alten Gaul nicht als süß bezeichnen" sagte jemand hinter mir spöttisch. Wer erlaubte es sich, so über Pepper zu sprechen. Rot vor Zorn drehte ich mich um, um die Person, die das gesagt hatte, zu sehen. Hinter mir stand mit einem herablassenden Lächeln Celine. Hinter ihr stand ein dunkelbraunes, fast kohlfuchsfarbenes Pferd, das mit wachen Augen das Treiben in der Stallgasse beobachtete.
,,Pepper ist nichts gegen meinen Winnerboy. Nicht wahr, mein Großer?!" Celine tätschelte den Hals des Pferdes und grinste uns weiter an. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Ihr Auftritt hatte mir einfach die Sprache verschlagen. Als ich gerade den Mund öffnete, um irgendwas zu sagen, drehte sie sich zu ihrem Pferd und ging.
Verdutzt schauten wir ihr hinter her. Am liebsten würde ich etwas nach ihr werfen oder ihr eine runterhauen. Aber das war nicht meine Art. Was hatte Maja noch gesagt?  Ich soll sie ignorieren? Und genau das werde ich machen. Also drehte ich mich wieder zu Pepper um und nahm das Halfter, um es ihr über zu ziehen.
,,Ich muss sie jetzt fertig machen fürs Reiten" sagte ich meinen Freunden, woraufhin sie auch zu ihren Pferden gingen. Bis auf Annabells Pferd Nugat standen die anderen Pferde in einem der anderen Stallgebäude.
,,Na, Pepper" begrüsste ich sie freudig und streichelte sie zwischen ihren Augen. Pepper schnaubte und schloss die Augen. Sie ist einfach zu süß!
Ich führte sie zum Putzplatz und holte den Putzkoffer. Als ich wieder zum Putzplatz ging hat sich Annabell mit Nugat neben Pepper gestellt. Vivien hat zwar gesagt, dass Nugat schön ist, aber ich hatte gedacht, dass sie das nur gesagt hatte, um Annabell zu trösten. Doch er war wirklich wunderschön. Es gibt Pferde, die einen schönen Körperbau haben oder eine schöne Farbe hatten oder sogar eine schöne Zeichnung. Aber er hatte alles. Seine braune Farbe strahlte, seine vier Socken unterstrichen sein elegantes Gebäude, einer dieser vorderen Socken war etwas zu hoch geraten und reichte bis zur Schulter. Seine Blässe brachte seine Augen zur Geltung, die gerade Annabell skeptisch beobachteten.
,,WOW, Annabell, er ist ja wirklich wunderschön" sagte ich und bestaunte ihn weiter. Annabell zuckte nur mit den Schultern und putzte ihn weiter. Auch ich nahm den Striegel und fing an, Pepper zu putzen. Sie haarte ganz schön und es wollte und wollte nicht aufhören. Als es dann endlich aufhörte so zu haaren, wechselte ich die Bürsten und fing an, ihre Mähne zu bürsten.

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