Kapitel 4

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Das schrille klingeln meines Weckers holte mich aus meinem Schlaf. Ich schlug unsanft auf die Taste um ihn auszuschalten. Es war genau sieben Uhr und ich war totmüde. Ich drehte mich um, um nach Maya zu sehen, die auch noch im Bett lag und ihre Decke über den Kopf gezogen hatte.

Ich raffte mich auf, holte ein paar Klamotten aus dem Schrank und latschte ins Badezimmer. Die Fliesen waren eiskalt und ich fing an zu frieren. Schnell zog ich mir meine Socken, meine schwarze Hose und eine weiße Bluse an. Zum Glück gab es hier keine Schuluniform. Wir sollten uns lediglich "Förmlich" kleiden. Nachdem ich mich gewaschen und geschminkt hatte, legte ich mir noch die Kette von meiner Oma um den Hals, als Maya verschlafen aber immerhin schon angezogen ins Bad kam.

,,Morgen" nuschelte sie und fing an, sich kaltes Wasser ins Gesicht zu klatschen.

,,Hast du nicht gut geschlafen?" fragte ich sie als sie sich ihr Gesicht abtrocknete.

,,Doch eigentlich schon, ich hab das nur nicht so mit dem frühaufstehen" sagte sie und fing an, sich die Zähne zu putzen, wobei sie eine komische Grimasse zog, um auch an die Backenzähne zu kommen.

Als wir beide endlich fertig waren, klopfte es an unsere Zimmertür und kurz darauf standen Annabell und Vivien in unserem Zimmer.

,,Los Leute, seid ihr bereit für die Schule?" schrie Vivien fast.

,,Was ist denn mit dir los?" kam es gelangweilt von Maya, die sich gerade ihren Turnschuh zuschnürte.

,,Sie hat einen Clown gefrühstückt" sagte Annabell und zeigte Vivien einen Vogel, wobei sie die Augen verdrehte und anfing zu lachen. Auch ich fing an zu lachen, als Vivien einen gespielt beleidigten Gesichtsausdruck aufsetzte und beleidigt aus dem Zimmer ging, wobei auch sie anfing laut zu lachen. Eine Gruppe von Mädchen, die gerade den Flur entlang gingen, starten uns verwirrt an.

,,Kommt ihr, wir müssen los" brachte Vivien hervor beim Versuch aufzuhören zu lachen.

Auf dem Weg zum Speisesaal machte Vivien irgendwelche Atemübungen um sich abzureagieren, doch dabei lief sie knallrot an. Doch schlagartig verstummte ihr Lachen und die Röte wich aus ihrem Gesicht. Maya stupste mir ihren Ellenbogen in die Hüfte, doch bevor ich mich beschweren konnte warum sie das getan hatte, sah ich den Grund. Drei Mädchen kamen hoch erhobenen Hauptes auf uns zu. Alle drei waren blond und hatten ihre Haare stramm nach hinten zusammengebunden.

,,Skyla Trede. Herzlich willkommen auf dem Reitinternat Lehmann." sagte die Blonde in der Mitte zuckersüß.  ,,Wie ich sehe, hast du hier schon deinen Platz gefunden." Sie blickte die anderen mit Abscheu an. ,,Kommt Mädels wir gehen" befahl sie und alle drei drehten auf dem Absatz um und gingen in den Speisesaal. Verblüfft von dieser Unfreundlichkeit starrte ich ihnen hinterher. Was glaubten die denn, wer die waren, uns so von oben herab behandeln zu können.

,,Wer war das denn bittschön?!" fragte ich eher mich selbst.

,,Das waren die Zimtzicken. Celine, Natascha und Carolin" flüsterte Vivien, deren gute Laune wie weggeblasen war.  ,,Halt dich lieber von ihnen fern." Ich nickte. Freiwillig würde ich mich denen nicht mal zehn Meilen gegen den Wind nähern.

Der Speisesaal war nur bis zur Hälfte gefüllt, da wohl die meisten das Frühstück ausfallen ließen um länger schlafen zu können. Ich hingegen würde noch nicht einmal die erste Stunde ohne was zu Essen überstehen. Doch im Speisesaal saßen auch die Zicken. Vielleicht war das ja der Grund, dass die meisten das Frühstück ausfallen ließen. Doch dann müssten die anderen auch die restlichen Mahlzeiten ausfallen lassen. Also war es wohl die frühe Uhrzeit, weshalb der Saal so leer war.

Die Zicken sahen immer wieder zu uns rüber und tuschelten. Warum taten sie nur so, als ob sie etwas besseres wären als alle anderen? So welche Leute waren fürchterlich! Auch auf meiner alten Schule gab es so welche Zicken. Ich glaube auf jeder Schule gibt es immer so welche Personen, die sich für etwas besseres hielten. All diese Personen waren eigentlich durchschnittlich, dennoch hatten sie ein zu großes Ego.

,,Ignorier sie einfach" sagte Maya als sie bemerkte, dass ich immer wieder zu den Zicken sah.

,,Und wie soll ich das bitteschön schaffen?" fragte ich, als die Zicken schon wieder zu uns rüber sahen und anfingen zu lachen. Die gingen mir ja so auf den Geist!

,,Das lernt man mit der Zeit" sagte sie schulterzuckend und nahm sich ein Brötchen. Auch ich nahm mir eins und ging weiter zu den Aufstrichen. Es gab mal wieder eine große Auswahl. Salami, Schinken, Käse, Mamelade doch das, was ich suchte, fand ich nicht. Gab es etwa kein Nutella?! Doch, hinten in der letzten Ecke Stand eine Schüssel mit Nussnougatcreme. Hoffentlich ist das auch das Original-Nutella und nicht das billige Zeug, das schmeckt einfach nicht!

Am Tisch herrschte schweigen. Allen ist die gute Laune von den Zicken verdorben worden. Die Nussnougatcreme stellte sich als Nutella heraus. Naja, wenigstens etwas.

Im Klassenraum saßen die meisten Leute schon auf ihren Plätzen und auch wir ließen uns in einer Ecke des Raumes nieder. Kurz bevor der Lehrer kam, stürmte noch Max in die Klasse und setzte sich neben Maya. Bevor ich fragen konnte, warum er so spät kam, betrat auch schon Fr. Schmitt die Klasse. Alle Gespräche verstummten, als sie ihre Tasche mit einem lauten Knall auf das Pult warf.

,,Wie ihr bestimmt schon mitbekommen hab,t haben wir eine neue Mitschülerin. Skyla Trede." sie zeigte auf mich und ich wäre am liebsten im Erdboden versunken. Wenn ich jetzt noch etwas über mich erzählen müsste, dann, ja was dann? Es gab nichts zu erzählen. Doch Fr. Schmitt fuhr glücklicherweise mit dem Unterricht fort, wodurch die ganze Aufmerksamkeit wieder auf die Lehrerin und die Zahlen an der Tafel gerichtet waren.

Reitinternat LehmannWhere stories live. Discover now