Kαριтєℓ 9

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"Du hast gesagt ich habe meinen Frieden noch nicht gefunden. Wie kann ich es denn finden, wie kann ich das alles hier komplett beenden und hinter mir lassen?", meine Stimme klang leise, müde, erschöpft von den Ereignissen.
Noch immer schlug das Wasser gegen die Felsen, ohne eine pause, so wie ich gegen meine Vergangenheit, gegen mein altes Leben schlug, damit es verschwindet.

"Um deinen Frieden zu finden musst du mit allem abschließen können, du musst das tuen was du, als du am leben warst nicht getan hast. Du musst abschließen.", sagte Tyler, mit verlorenem Blick auf das Meer.

"Wie?", war das einzige was ich dazu sagte. Ich dachte an den Tag, wo ich entschieden hatte, mir selber das Leben zu nehmen. Ich dachte dadurch wird alles einfacher, ich würde in einen Schlaf fallen und nie wieder aufwachen. Doch so war es nicht, sterben bedeutet nicht vom leiden befreit zu werden.

"Du musst mit ihnen reden, du wirst mit jedem mit dem du nicht abgeschlossen hast in ihren träumen reden. Du wirst das los werden, was du nicht los werden konntest. Aber denk daran, jetzt ist die Zeit Klartext zu sprechen, ohne das dir jemand was machen kann.", Klartext sprechen ohne das mir jemand was machen kann...
Das hatte mir gefehlt, sprechen ohne Angst zu haben.

"Tyler können wir noch zu dem Tag, an dem ich mir mein Leben genommen habe. Ich will wissen wie sie alle reagiert haben, wer mich gefunden hat...", es viel mir schwer auszusprechen, mir das Leben genommen zu haben. Ich rede als tote über meinen eigenen Tod. Ist das alles hier nicht verrückt?

"Bis du wirklich bereit um es zu sehen Crystal?", Tyler klang etwas unsicher.
Aber, ja, ich wollte es sehen. Vielleicht könnte ich dann erst richtig abschließen.

Ich blickte zu Tyler hoch und sagte fest entschlossen "Ja".

"Sollen wir los?", ich nickte als Bestätigung und wir beide standen auf.
Tyler seine Hand umschloss fest meine und ein wohliges Gefühl umfasste mich. Gerade als ich in die andere Richtung gehen wollte, zog mich Tyler zurück. Ich knallte gegen seine Brust und er fing an zu sprechen: "Wir nehmen den Weg.", ein leichtes grinsen umfasste seine Lippen und er zeigte mit seinem linken Zeigefinger Richtung Klippen Ende. Wie jetzt?
Ich sah ihn mit einem komischen Blick an und verstand nicht.
"Komm.", er zog mich mit der Hand an das Ende der Klippe. Kurz blieben wir stehen und ich sah ihn immer noch unsicher an.

"Bist du dir sicher das, das geht?", meine Stimme widerspiegelte die Unsicherheit in meinen Augen. Ist ja nicht  so, dass ich schon tot bin.
Er nahm meine rechte Hand in seine freie und sah mir tief in die Augen.

"Du hast wunderschöne Augen."

Und ehe ich etwas sagen oder denken konnte, flog ich mit Tyler zusammen die Klippe hinunter. Ich fühlte wie sich Angst und Adrenalin durch meine Adern pumpten. Aber auch das Gefühl von Schwerelosigkeit durchging mich und ich fühlte mich somit frei von allem. Ich schloss die Augen und genoss den freien Fall. Plötzlich hörte der Wind auf durch meine Haaren zu zerren und es wurde still.
Das einzige was zu hören war, war das schnelle Atmen von mir und Tyler. Ich schloss die Augen wieder auf. Langsam ließ ich die Hand von Tyler los und schaute mich um. Wir befanden uns in meinem Zimmer. Ich und Tyler  blickten uns  gegenseitig an und lachten, doch unsere lachen verstummte  kurz  darauf wieder.
Die Türe wurde plötzlich aufgeschlagen und ein Mädchen, mit Tränen die nicht enden wollten, kam rein. Dieses Mädchen war ich. Es macht mich immer und immer wieder kaputt, mich selber so zu sehen.
Mit dem rechten Unterarm wischte mein altes ich, mit Schwung, die Sachen von meinem Tisch. Eine Vase, die ich zur Dekoration, aufgestellt hatte, zerbrach in tausende kleine Stücke. Stifte lagen, kreuz und quer, auf dem Boden. Ebenso ein zerbrochener Bilderrahmen. Ein Bild lag, von mir und Anna, unter den ganzen Scherben.
Das war aber nicht alles. Ich stieg auf mein Bett und riss die ganzen Poster runter. Immer wieder nahm ich das erst Beste, was mir in die Hände gelang und warf es in meinem Zimmer umher.
Erschöpft setzte sich mein altes ich auf das Bett, welches alles andere als ordentlich war.
Das Gesicht hatte ich in die Hände vergruben.
Verdammt, ich kann nicht mehr. Ich setzte mich daneben. Mehrere Tränen flossen mir ebenfalls die Wange hinunter.
"Ich wollte nicht das es so weit kommt. Ich wollte nicht mehr gehasst und verachtet werden. Ich wollte nur akzeptiert werden. Warum konnten sie mich nicht einfach in Ruhe lassen. Sie...- sie hätten mich nur ignorieren müssen. Wegen ihnen fing ich an mein Leben zu hassen. Und jetzt kann ich wegen ihnen noch immer nicht meinen Frieden finden. Ich möchte die Zeit zurück drehen und am besten mich selber in diesem Moment, vor dem was jetzt passieren wird, stoppen. Aber ich weiss das ich mich selber nicht hören kann. Wie denn auch?
Das alles im Moment gehört der Vergangenheit an.", plötzlich stand mein altes ich auf. Lautes schluchzen verließ meine Kehle, ich machte die Zimmer Türe auf und ging in den Flur.

"Nein, bitte nicht.", flüsterte ich, als ich mir selber zu sah, wie ich fort ging.

"NEIN!", nun brach ich vollkommen zusammen. Lauthals fing ich an zu weinen. Das Leben kann echt schlimm sein, genau so wie der Tot. Aber schlimmer ist es, wenn man als tote, dem Leben gegenübersteht...

The Humanity has killed me... (Ff) Abgeschlossen✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt