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4. Ava (2)

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Ava übernimmt sofort das Kommando und diktiert mich ins Bad, wo sie mich auf dem kleinen Hocker Platz nehmen lässt. Sie greift nach einer Haarbürste und frisiert mein Haar durch. Anschließend flicht sie einen dicken Zopf, der mir über die Schulter fällt. Sie verpasst mir Wimperntusche und einen rosafarbenen, leicht schimmernden Lippenpflegestift und kontrolliert ebenfalls ihr Aussehen.

„Weißt du, normalerweise ist das ganze am Abend gemeinsam herumsitzen überhaupt nicht ernst oder so – ich gehe gewöhnlich mit meiner Jogginghose und meinem Schlaf-Shirt hinunter, das ist mir ziemlich egal – aber da das dein erster Abend in St. Canice ist, müssen wir doch auch gut aussehen", meint sie augenzwinkernd. „Das Kleid lass an, das gefällt mir total. Gib mir eine Minute, dann hole ich mir noch ein frisches T-Shirt." Momente später ist sie wieder an meiner Seite und schnappt sich einen kleinen Schlüsselbund, der neben der Tür hängt.

„Der da ist übrigens dein Schlüssel." Ava deutet auf den zweiten Schlüsselbund mit einem roten Anhänger. Ich nicke und folge ihr hinaus auf den Gang. Sie verschließt die Tür und wir gehen hintereinander die Treppen in den ersten Stock hinunter.

Unten angekommen biegt Ava links ab.

„So, der erste Raum zu unserer Linken ist ein kleiner Gemeinschaftsraum, der nur für uns Mädchen zugänglich ist – allerdings ist dort selten jemand. Rechts ist ein Computerraum." Am Ende des Ganges bleibt Ava vor einer cremeweißen Türe stehen.

„Bereit?", fragt sie und öffnet, ohne auf eine Antwort zu warten, die Türe. Dahinter befindet sich ein weitläufiger Raum mit weiteren Türen. Auf den Seiten und über den ganzen Raum verteilt stehen gemütliche Sofas sowie Esstische, in der Mitte des Raumes kann ich einen Beamer an der Decke erkennen. Vereinzelt befinden sich auf den Seiten noch Computer. Die großen Fenster lassen viel Licht herein, an den Fensterbrettern stehen kleine Topfpflanzen.

„So, hier kommen wir immer alle zusammen, wenn wir nichts zu tun haben", erklärt Ava und steuert eine kleine Sofagruppe an. „Dahinter befindet sich noch die Küche – das ist ein überlebenswichtiger Hinweis", grinst Ava und deutet auf eine grüne Tür, auf die eine Ananas gemalt ist. In der Ecke, auf die wir zugehen, sitzen drei Personen, ein Mädchen und zwei Jungen.

„Hey Leute! Ich habe euch ja gesagt, dass Anja keinen Scherz mit meiner neuen Mitbewohnerin gemacht hat – das ist unser Neuzugang, Neela", begrüßt sie die vier. Vier Augenpaare, fünf, Ava eingeschlossen, mustern mich.

„Hey", kommt es mir unsicher über die Lippen. Ich war noch nie gut darin, Bekanntschaften zu machen.

„Keine Angst Neela, sie beißen nicht", flüstert Ava mir zu meint mit scharfer Stimmer zu den anderen: „Seid gefälligst nett zu ihr, sie ist ein wenig schüchtern."

„Ich glaube nicht, dass sie schüchtern ist – Ava, wahrscheinlich lässt du sie kaum zu Wort kommen! Hat sie dich den ganzen Tag schon zugetextet?", fragt mich ein Junge mit dunkelblonden Haaren und warmen, braunen Augen. Ich höre ein empörtes Schnaufen von Ava und sehe, wie sie ihm einen bösen Blick zuwirft. Dann packt sie mich an der Hand und zieht mich zu einem freien Platz.

„Das", beginnt sie, während sie sich niederlässt „ist niemand anderes als der berühmte Jonah, der immer etwas zu vorlaut ist und nie weiß, wann man lieber den Mund halten sollte."

„Ha, das sagt genau die Richtige! Dabei redest du doch wie ein Wasserfall!"

Ava will etwas erwidern, doch das Mädchen mit den großen dunkelgrauen Augen und den langen Haaren unterbricht sie. „Genug jetzt, von euch beiden! Und da soll noch einer glauben, ihr seid zusammen! Ich verstehe nicht, wie diese Beziehung hält, aber ist ja auch nicht mein Problem."

Schwarz wie die NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt